Das Gold von Maraskan - Darpatien
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itzen, den Rest würde das Gift schon erledigen. Der Vogel kreiste immer noch über der Klause, er hatte ihn nicht<br />
bemerkt. Sehr gut. Offenbar was das der Erkundungsflug eines Magiers, der seinem Hauptmann über die<br />
Verteidigungsstärke der Rebellen berichten sollte. Aber warum brauchte der Maran so lange, um zu sehen, was er<br />
sehen wollte? Warum kreiste er so oft über die Kapelle? Naja, ihm sollte es egal sein, er würde jetzt genau zielen.<br />
Er wusste, dass er nur einen Schuss hatte. Würde dieser verfehlen, so würde der Maran auf alle Fälle verschwinden.<br />
Odilon zielte sorgfältig. <strong>Das</strong> Blinken, als würde man mit einem Taschenspiegel das Sonnenlicht reflektieren,<br />
bemerkte er nicht, zu sehr konzentrierte er sich auf diesen einen Schuss. Den anfliegenden Karakilreiter bemerkte<br />
er ebenfalls nicht.<br />
Odilon ließ die Sehne los. Der Pfeil flog durch die Luft und durchschlug den linken Flügel des Marans. Noch im<br />
Fallen verwandelte sich der Maran zurück in seine Menschengestalt und stürzte auf das Dach der Kapelle. Fast<br />
zeitgleich ließ der Karakilreiter seine brennende Fracht fallen. Drei Kugeln mit Hylailer Feuer stürzten in die Tiefe,<br />
die Tonkugeln zerschellten auf dem Dach und das brennende Öl verteilte sich auf den Ziegeln. Odilon hielt<br />
erschrocken inne. Wie mochte es jetzt seinen Gefährten in der Kapelle gehen? Hielt die Lehmschicht auf den<br />
Balken diesem Feuerangriff stand?<br />
Auch Leutnant Pomodera hielt den Atem an. Sie hatte drei guten Soldaten, denen sie vertraute, das Kommando<br />
erteilt, auf ihr Zeichen zunächst Fisch und Tika auszuschalten und dann Mercurio und Andromejia. Sie sollten<br />
ihnen Pfeile in den Rücken schießen, sobald die Rebellen vermutlich wild um sich schießend aus der brennenden<br />
Kapelle geflohen kamen. <strong>Das</strong> musste doch jetzt bald soweit sein, wenn das Hylailer Feuer seinen Zweck gut<br />
erfüllte.<br />
Magister Pervaljin Dracontis landete unsanft auf dem Giebel des Schreins und schrie auf, diesmal mit menschlicher<br />
Stimme. Einige blutgetränkte Maranfedern regneten auf ihn herab, während er durch ein Flammenmeer nach unten<br />
glitt. Seine Haut war binnen weniger Herzschläge loderndes Feuer. Ein heißes, betäubendes Sengen auf seinem<br />
Hinterkopf teilte ihn mit, dass auch seine Haare in Flammen standen. Er stürzte in Schilf, dessen Stiche und<br />
Schnitte er kaum noch spürte und pflatschte dann irgendwie ins Bächlein. Ein Gurgeln, als er ins Wasser<br />
eintauchte. Die niederhöllischen Schmerzen ließen einen Augenblick lang nach, als ihn das brackige Nass einhüllte.<br />
Merkwürdigerweise verlor er nicht das Bewusstsein, obwohl seine Verletzungen erheblich sein mussten, wie eine<br />
merkwürdig kühle Stimme in seinem Kopf räsonierte. Luft, er musste atmen - denn zum Luftholen war er nicht<br />
mehr gekommen.<br />
Als er keuchend und dampfend mit seinem zerschrammten Gesicht aus dem Schilf stieß, begann das Hylailer<br />
Feuer, dass auf seinem Rücken und seinem Kopf klebte, wie <strong>von</strong> Zaubererhand entzündet wieder zu lodern. Der<br />
Magier schrie auf und tauchte wieder unter. Luft, er brauchte...Als er mit dem Kopf erneut nach oben stieß, begann<br />
das grausame Spiel <strong>von</strong> neuem. Warum, warum nur verlor er nicht wenigstens die Besinnung?<br />
Hauptmann Brackenburger lag wenige Schritt da<strong>von</strong> entfernt auf dem Bauch und starrte auf die grausige Szenerie.<br />
Verdammt, kein schöner Tod - gleichzeitig ersaufen und verbrennen? Wie hieß doch noch gleich dieser<br />
merkwürdige Spinnendämon aus dem Gefolge der Tiefen Tochter, der seinen Opfern ein derart bizarres Ende zu<br />
bereiten pflegte? Der Magus, der sich vor ihm - dampfend und brennend wie eine Schale Räucherwerk - im<br />
Bachbett wälzte, wusste es bestimmt, aber er sah nicht so aus, als habe er die Muße, dem Hauptmann diese Frage<br />
zu beantworten.<br />
Schließlich lag der Mann ruhig, wenn auch eigenartig verkrümmt im Wasser und brannte vor sich hin. Der Geruch<br />
nach verbrannten Menschenfleisch und Hylailer Feuer stieg in den Morgenhimmel.<br />
Der Hauptmann hob vorsichtig den Kopf etwas und schob einige Schachtelhalme beiseite. <strong>Das</strong> Dach qualmte und<br />
rauchte ordentlich, aber es waren nur wenige Flammen zu sehen, die aus dem Inneren des Gebäudes nach oben<br />
schlugen. <strong>Das</strong> meiste Öl war die Dachschräge hinunter getropft und hatte dort das Schilf in Brand gesetzt. Nur an<br />
einer Luke stand eine der Attrappen in hellen Flammen. Kein Zweifel, der verfluchte Magier hatte bei seinem Sturz<br />
in die Feuerhölle nicht eben wenig <strong>von</strong> dem Dämonenzeug am eigenen Leib mitgenommen.<br />
<strong>Das</strong> Schilf in der Nähe des Schreins war rasch abgebrannt. Die Sonne in ihrem Rücken verfinsterte sich zusehends.<br />
Der Paktierer fragte sich, ob der viele Rauch nun gut oder schlecht für sie war, aber einstweilen verschaffte er<br />
ihnen einen Vorteil: Die Soldaten, die noch am Schrein ausgeharrt hatten, kamen aus dem rußigen Qualm<br />
geradewegs aufs Bachbett zugerannt und warfen sich hinein. Kein Pfeil flog hinterher - offenbart mussten die<br />
Käferfresser das jähe Feuer vom Himmel erst einmal verdauen.<br />
Dann surrte eine Feuerlanze durch die Luft und traf den Mantel eines der Gardisten, der sofort Feuer fing. Panisch<br />
schreiend sprang der Mann ins Wasser. <strong>Das</strong> musste dieser Magier gewesen sein, <strong>von</strong> dem der Xeraanier ihnen<br />
erzählt hatte. Als Antwort zischten mehrere Pfeile in Richtung Schrein - ein Schmerzenschrei verriet, dass<br />
zumindest einer durch die Schießscharte hindurch getroffen hatte. Ein Glückstreffer, immerhin.<br />
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