Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
"Nun, bislang sind es nur zweieinhalb" Ihr Vater blickte nach draußen. "Aber wenn du so weitermachst...."<br />
"Der Sturm... Der Sturm ist vorbei?"<br />
"Ja, auch wenn er uns ganz schön zugesetzt hat." Odilon reichte seiner Tochter einen Apfel, Pökelfleisch und<br />
Zwieback sowie eine Flasche. "Hier, iss erst mal was. Hab sogar noch etwas Süßwasser auftreiben können."<br />
"Du verwöhnst mich. Ich nehme an, es hat keinen Aufstand gegeben?"<br />
Der ehemalige Baron schüttelte den Kopf: "Firun bewahre. Wir hatten zwei Tage lang Besseres zu tun als uns<br />
gegenseitig den Schädel einzuschlagen. Der verdammte Orkan... Zwei <strong>von</strong> den Seeleuten sind über Deck gespült<br />
worden, ansonsten hatten wir noch Glück. Ich hab´ die Waffen, die du versteckt hast, in dem ganzen Tumult nach<br />
und nach an mich genommen und ins Meer geworfen. Wenn die nach Tikas Bericht einer <strong>von</strong> den Piraten entdeckt<br />
hätte, wäre es uns dreckig gegangen."<br />
Alvan biss in den Apfel und trank mehrere große Schlucke. Sie fühlte sich ausgedorrt, als wäre sie die letzten Tage<br />
in Salzlake eingelegt gewesen, was sie im Grunde ja auch gewesen war." Was ist aus den überlebenden Seeleuten<br />
geworden?"<br />
"Hm ja, vor Götterfürchtigkeit haben die sich nicht gerade überschlagen. Ein Dutzend ist mit wehenden Fahnen<br />
übergelaufen, der Rest hockt mit der Kapitänin im Verschlag, verflucht uns und versteht die Welt nicht mehr."<br />
"Und die anderen? Sigismund und so weiter..." Die Edle zwang sich etwas, auch etwas <strong>von</strong> dem Zwieback und dem<br />
Pökelfleisch zu sich zu nehmen, auch wenn im ersten die großen Löcher auf die Würmer hinwiesen, die Odilon<br />
offenbar kurz zuvor herausgeklopft hatte, und etwas Gesalztes eigentlich das Letzte war, was sie jetzt zu sich<br />
nehmen wollte. Aber wenn es etwas Schmackhafteres gegeben hätte, Odilon hätte es sicher aufgetrieben.<br />
"Hesindian wurde zum Bordmagier befördert, Gunelde zur Heilerin, Sigismund turnt gerade draußen in den Rahen<br />
herum, als würde er schon ein Leben lang zur See fahren und Alrik fällt unter dem ganzen einäugigen und<br />
einhändigen Piraten auch nicht mehr auf. Nur unsere Waffen haben wir noch nicht zurückbekommen, die liegen<br />
alle in der Kapitänskajüte."<br />
Tatsächlich war die Scheide an Odilons Gürtel leer, wie Alvan erst jetzt bemerkte. "Na, schmeckts?"<br />
"Vorzüglich. Die Garether Hofküche ist schäbig gegen die Bewirtung auf dieser Al´Anfanischen Luxusgaleere.<br />
Und Selbfried?"<br />
Odilons Gesicht verdüsterte sich ein wenig. "Mercurio hat sich in den Kopf gesetzt, dass er unbedingt einen<br />
waschechten Inquisitor der Praioskirche vor seinen Götzen kriechen sehen möchte. Waschecht, ja, der Ausdruck<br />
passt."<br />
Alvan sah ihren Vater fragend an.<br />
"Nun, Mercurio schleppt ihn schon seit einer Stunde an ein Seil gebunden hinter der Fran-Horas her. <strong>Das</strong> soll<br />
solange weitergehen, bis auch er abschwört - oder etwas aus der Blutigen See ihn holt."<br />
"Und, wie hält er sich?"<br />
"Nun, es scheint ihm nicht zu gefallen, aber ja, noch reckt er den Kopf aus dem Wasser. Aber lange hält er das<br />
nicht mehr durch. Die Haie kommen schon näher. Zum Glück ist er nicht verwundet."<br />
Alvan lächelte sinister. "Fast gönne ich dem aufgeblasenen Kerl eine kleine Abreibung."<br />
"Nun ja, ich bin auch nicht gerade in Liebe zu ihm entbrannt. Aber er ist ein fähiger Kämpfer, und ohne ihn sind<br />
wir nur zu viert."<br />
"Zu viert?" Alvan biss in den letzten Zwieback.<br />
"Ja, Gunelde befindet sich immer dort, wo auch Mercurio ist, meistens in der Großen Kajüte. Es ist klar, dass er sie<br />
als Geisel verwenden möchte."<br />
"Und diese Tika?"<br />
"Naja, das mit dem Schatz scheint doch bei unserem Käpt´n hängen geblieben zu sein. Zumindest läuft sie frei<br />
herum."<br />
"Was hältst du <strong>von</strong> der Geschichte?"<br />
"Hmm. Dank Guneldes Traum wissen wir ja, dass da was Wahres dran ist. Aber dass sich das Versteck dieses<br />
berühmten Tonkrugs bis nach Mendena herumgesprochen haben soll, verwundert mich schon ein wenig. Wenn das<br />
wirklich derart bekannt ist - wer weiß, ob sich überhaupt noch irgendetwas in diesem hohlen Baum befindet."<br />
"Ich kenne die <strong>Maraskan</strong>er und ihren Kladj. Ein Geheimnis, dass sich überall herumspricht, kann genau so gut das<br />
Gegenteil bewirken - dass es keiner Ernst nimmt. Vielleicht hat die Priesterschaft sogar mit Absicht das Gerücht<br />
verbreitet, dass im Tal der Glühwürmchen ein Tempelschatz verborgen liegt."<br />
Odilon sah skeptisch drein, also beeilte sich Alvan hinzuzufügen:<br />
"<strong>Das</strong> mit dem Brief an Mirajidas Geliebten finde ich ziemlich unglaubwürdig. Die Rur- und Gror-Priester sind<br />
Meister darin, Nachrichten zu verschlüsseln, es soll sogar Methoden gegeben, aufgrund deren man nicht einmal<br />
erkennt, dass es sich dabei um verschlüsselte Nachrichten handelt. Unsere Schatzwächterin hätte also keinen Brief<br />
schreiben müssen, den jeder Uneingeweihte lesen kann. Nein, für mich hört sich das alles an - Bekannte der<br />
Kusine, die etwas aufgeschnappt hat und so weiter, als hätten die Priester das Gerücht bewusst verbreitet und schon<br />
<strong>von</strong> vorne herein gewusst, wo sie den Schatz verstecken wollten."<br />
"Aber warum sollten sie das tun?"<br />
85