Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Nana..." sagte Andromejia leise und versuchte völlig unbeteiligt zu wirken. Brackenburger war lange genug auf<br />
<strong>Maraskan</strong>, um zu wissen, dass er <strong>von</strong> nun an jeden Herzschlag damit rechnen musste, <strong>von</strong> ihr mit einer versteckten<br />
und vermutlich vergifteten Waffe getötet zu werden. Schnell, sauber und präzise. Ein zackiges Stiefelknallen an der<br />
Tür rettete die Situation.<br />
"Herr Hauptmann, entschuldigt die Störung, Eildepesche aus Jergan." Ein Gardist in blinkender Uniform, den Helm<br />
untergehakt und mit blutrotem Mantel, wartete darauf eintreten zu dürfen, eine Kuriertasche in der freien Linken.<br />
"Vortreten!"<br />
"Jawoll!" Der junge Blondschopf, der Mercurio ein wenig an einen seiner erschlagenen Leute namens Gion<br />
erinnerte, machte sporenklirrend einen Schritt auf den Schreibtisch des Hauptmanns zu. Du kommst gerade im<br />
richtigen Augenblick, dachte er.<br />
Der Bote legte einen versiegelten Brief in die Rechte des Offiziers.<br />
"Noch was?"<br />
"Nein, Herr Hauptmann!"<br />
"Gut. Wegtreten. Lass dir in der Küche was zu beißen geben, und melde dich dann beim Quartiermeister. Nicht<br />
nachlassen, Alrech, nur nicht nachlassen..." Letzteres galt dem Kurbeldreher, dessen Kopf mittlerweile rot<br />
angelaufen war.<br />
"Mit Verlaub, Herr Hauptmann, ich muss gleich weiter Richtung Alrurdan."<br />
"Verstehe. Na gut, aber füll wenigstens deine Wasserflasche auf."<br />
"Selbstverständlich, Herr Hauptmann!"<br />
"Guter Mann. Wegtreten!"<br />
Der Offizier erbrach das Siegel und überflog dann den Inhalt des Schreibens.<br />
"Oho, eine Samthandschuhgeschichte" murmelte er. "Sieh an."<br />
Er las weiter und blickte schließlich hoch. "Es kommt noch besser. Die Nachricht scheint sogar mit eurem<br />
berühmten Tal der Glühwürmchen zu tun haben."<br />
Mercurio blickte triumphierend.<br />
"Dürfen wir den Inhalt erfahren?" wollte Andromejia wissen.<br />
"Unser Geheimdienst hat zur Abwechslung gute Arbeit geleistet" griente der Hauptmann geistesabwesend. "Wie?<br />
Ja, ich glaube, das hier gehört zu Eurer Geschichte. Ich soll euch sogar ausdrücklich informieren. In Jergan sind<br />
gestern fünf <strong>Maraskan</strong>er verhaftet worden, ein Kapitän namens Vegsziber und vier Matrosen. <strong>Das</strong> heißt, einen der<br />
Matrosen musste die Wache erschlagen, weil er nicht vernünftig werden wollte. Eine Frau soll entkommen sein,<br />
nun ja. Vegsziber, kennt ihr den?"<br />
Andromejia sah verwirrt drein. "Vegsziber? Den Namen gibt´s wie Sand am Meer..."<br />
Der Hauptmann las eine Zeitlang weiter und nahm dazwischen einige hektische Schluck Rum. "Nicht nachlassen,<br />
Alrech, immer hübsch weiterdrehen..." murmelte er.“Nun, das besondere an den Vögeln ist, dass sie sich bei einem<br />
Kartenhändler nach dem Tal der Glühwürmchen erkundigt haben. E u r e m Tal der Glühwürmchen. Nachdem<br />
dieser Vegsziber offenbar nicht der erste war, der binnen kürzester Zeit Interesse an dieser bislang hauptsächlich<br />
<strong>von</strong> Rebellen besuchten Gegend gezeigt hat" - ein wissendes Grinsen in Richtung seiner Gegenüber "- hat der<br />
Kartenpinsler als vorbildlicher maraskanischer Untertan gleich mal Meldung bei unseren werten Freunden <strong>von</strong> den<br />
Samthandschuhen gemacht. Und die haben sich dann bemüßigt gefühlt, den werten Herren einmal auf den Zahn zu<br />
fühlen."<br />
Der Hauptmann las schweigend weiter. "So so, aha. Mit vollem Erfolg, wie es scheint. Ja, die Samthandschuhe<br />
haben noch jedem die Zunge gelockert. Dieser Vegsziber war wirklich ein guter Fang. Der Kapitän einer<br />
Schmugglerzedrakke namens Nachtwind, der in Oron eine Gruppe mittelreichischer Spione an Bord genommen<br />
hat. Darunter auch ein leibhaftiger Inquisitionsrat der Praioskirche. Diese Fremden seien dann aber im<br />
<strong>Maraskan</strong>sund wieder <strong>von</strong> Bord gegangen, vor ein paar Tagen offenbar mit dem Beiboot. Merkwürdig. Hier steht<br />
gar nicht warum. So, wenig später trudeln in Jergan die tollsten Berichte ein. Unsere mittelreichischen Freunde<br />
tauchen an der maraskanischen Nordküste auf, kapern ein Fischerboot mitsamt Besatzung und machen sich auf den<br />
Weg nach Gipflak, offenbar um eine Gefährtin zu befreien, die einen Tag zuvor angespült worden ist. Dort werden<br />
sie um ein Haar verhaftet, können sich aber irgendwie rausreden und behaupten, im Auftrag eines Mitarbeiters des<br />
Tuzaker Komturs zu arbeiten." Ein schneller, leicht misstrauischer Blick auf Andromejia. Dann ein Kopfschütteln,<br />
was allerdings auch einem aufdringlichen Moskito gelten konnte.<br />
"Schließlich macht sich die Gruppe mit ihrer Gefährtin und dem örtlichen Vertreter der Samthandschuhe aus dem<br />
Staub, angeblich auf den Weg in Richtung Jergan. Der Ortskommandantin <strong>von</strong> Gipflak kommt das alles sehr<br />
oronisch vor, sie meldet das Vorgefallene mit ihrer schnellsten Brieftaube in Jergan. Dort können sie natürlich zwei<br />
und zwei zusammenzählen. Da die Mittelreicher nun einen hochrangigen Informanten in ihrer Gewalt haben,<br />
vielleicht sogar einen Verräter oder Doppelspion, der das Festland auf keinen Fall erreichen darf, wird ein<br />
Karakilreiter losgeschickt, um das Boot zu versenken. Gestern Abend hat er es dann entdeckt, ein Schinakel im<br />
Schlepptau. Da sich mindestens ein Magier an Bord befunden zu haben schien, hat er <strong>von</strong> einem direkten Angriff<br />
abgesehen und ist ein paar Stunden später mit Verstärkung zurückgekehrt. Der Fischkutter war da schon weit<br />
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