Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Schönheit, splitterfasernackt und wie irre lachend einen Becher Wein leerend, offenbar schon jetzt am Vormittag<br />
sinnlos betrunken oder gar <strong>von</strong> irgendeinem Brunstdämon besessen? Nein, es war keine Illusion. Die Tulamidin<br />
kratzte sich ausgiebig das Gekräusel zwischen ihren Beinen und ging dann mit einem großen, glatthaarigen Hund<br />
zur Tür, wo sie sich <strong>von</strong> ihm ausgiebig die Genitalien und Brüste ablecken ließ.<br />
Nach einer sanften Biegung steuerte die Hauptstraße auf einen prunkvollen Palast zu, <strong>von</strong> wo aus sich erneut ein<br />
Trupp Bewaffneter näherte. Sigismund zog seine Gefährten in eine Seitengasse, die schon nicht mehr ganz so<br />
prächtig wie die Prunkallee wirkte.<br />
"Wir sollten uns ein bisschen abseits halten" murmelte er. "Und zusammenbleiben."<br />
Hier schien das Basarviertel zu beginnen, der Suq - Schenken, Auslagen, Buden, Handwerksläden und schmutzige<br />
Wohnhäuser reihten sich aneinander. Angewidert sah Sigismund, wie ein Schmuckstecher irgendeinem vulgär<br />
aussehenden Weibstück einen edelsteinbesetzten Ring in die Zunge bohrte.<br />
An der Ecke schlug ein bleicher Edelmann mit grell geschminkten Augen leise lachend auf einen kahlen Sklaven<br />
ein, mit einem Büschel Dornenrosen in der blassen, schlanken Hand, zog dann wie beiläufig einen Krummdolch,<br />
schnitt dem Unglücklichen die Kehle durch und ging leicht torkelnd seines Weges. Eine Horde Straßenkinder<br />
huschte rattengleich aus dunklen Ecken hervor, griff sich die Leiche und zerrte sie in den Schatten, ohne dass dies<br />
oder der vorangegangene Mord besonderes Interesse bei den Umstehenden gefunden hätte. Sigismund wollte gar<br />
nicht wissen, was die Vagabunden mit dem so gut wie nackten Toten vorhatten. Nachdenklich sah er auf einen<br />
Fleischverkäufer, der irgendwelche halbverkohlten Brocken mit Fladenbrot anpries. Ein paar Hunde hechelten<br />
herbei und leckten, umschwärmt <strong>von</strong> Schmeißfliegen, das Blut <strong>von</strong> der Straße auf.<br />
<strong>Das</strong> also war Elburum. An einer Ecke des Suq erwarb Gunelde <strong>von</strong> ihrem letzten Geld einen schlichten, erdfarben<br />
Burnus. Die vier Gefährten begannen mit ihren Nachforschungen, fragten hier einen Straßenhändler, dort einen<br />
turbantragenden Passanten nach einem schwarzbärtigen Piraten mit Handhaken, einer Matrosin, einen Jungen und<br />
einen vielleicht gefesselten Mann mit einer auffallenden Robe. Nach einigem Hin und Her ergab sich eine Spur.<br />
Besagter Piratenkapitän aus Xeraanien - ein gewisser Mercurio, kein Unbekannter in Zhinbabil- hatte vor einigen<br />
Stunden große Aufmerksamkeit erregt, weil er oben im Palast einen leibhaftigen Inquisitor der Praioskirche<br />
verkauft hatte, wie es hieß, sollte die Moghuli Dimiona einen stattlichen Preis für den exotischen Fang gezahlt<br />
haben. Man könne sich denken, was sie mit ihrer Beute vorhabe, Gerüchte sprächen schon <strong>von</strong> einer öffentlichen<br />
Lebend-Sezierung durch "diesen irren Elfen", als Volksbelustigung zu Ehren der Herrin Belkelel und als<br />
allgemeiner Beweis ihrer unvergleichlichen Macht.<br />
Am späten Nachmittag hatten die Vier sogar die Absteige des Kapitäns - in dessen Begleitung sich tatsächlich Tika<br />
und Fisch befanden - ermittelt: "Zum Brünstigen Kamel", eine Herberge unweit der Rosenbrücke, im alten Hafen<br />
<strong>von</strong> Elburum.<br />
"Gehen wir gleich hin?" fragte Alrike.<br />
Sigismund sah zur Praiosscheibe, die rot - schamrot? - über der Sündigen Stadt zu versinken schien. "Ich würde<br />
lieber erst mal Odilon Bericht erstatten."<br />
Tatsächlich saß man am frühen Abend wieder zusammen. Alrik und Eckbert war es gelungen, das Beiboot für eine<br />
stattliche Anzahl goldglänzender Dublonen einem Al´Anfaner Kauffahrer aufzuschwatzen, bei dem Undinai<br />
zugleich eine Passage für sich und ihre Gefährten nach Khunchom gebucht hatte. Odilon hatte eine Zedrakke<br />
aufgetrieben - die "Harnischträger" -, die übermorgen mit elburischen Getreide (und vermutlich auch einigem<br />
Schmuggelgut) in Richtung Jergan in See stechen würde. Sowohl er als auch die Kapitänin hatten ernste Zweifel,<br />
ob sie am Ende ihrer Reise nicht eher auf einem Sklavenmarkt landen würden, aber diese Gefahr drohte ihnen in<br />
Elburum ebenfalls.<br />
"Wir müssen uns was ausdenken, um den Inquisitor zu befreien" meinte Odilon. "Hat jemand eine Idee, wie wir in<br />
den Palast gelangen können?"<br />
Alrik zuckte mit der Schulter: "Also, dass ich reinkommen würde, weiß ich, aber ob auch wieder raus - und dann<br />
noch mit Meister Selbfried im Schlepptau?"<br />
"So wie sich das anhört, soll die Opferung öffentlich stattfinden. Vielleicht können wir da ja irgendwie eingreifen."<br />
"Sollten wir uns nicht erst mal Mercurio vorknöpfen?" meinte Sigismund. "Wir wissen ja nun, wo er abgestiegen<br />
ist."<br />
"Auch nicht so einfach. Immerhin befinden wir uns hier in einer feindlichen Stadt und er ist hier offenbar gut<br />
gelitten. Wir sind es jedenfalls nicht. Außerdem kann er durchaus ungemütlich werden, wie sich das letzte Mal<br />
gezeigt hat."<br />
Der Gallyser überlegte: "Ich hoffe nur nicht, dass er ebenfalls auf die Idee kommt, eine Passage nach Jergan zu<br />
buchen. Die Harnischträger ist das Schiff, das als nächstes dorthin ausläuft, da würden sich unsere Wege<br />
zwangsläufig kreuzen. Weißt du, wie viel <strong>Gold</strong> er zur Verfügung hat?"<br />
Sigismund, der gerade seine Hand auf Alrikes Oberschenkel legen wollte, zuckte zurück:<br />
"Äh, was? Ach so, ja eine ganze Stange... Latte... jedenfalls ziemlich viel. Angeblich hat die Moghuli Dimiona eine<br />
Schatulle mit Zaster zum Brünstigen Kamel tragen lassen. Mit dem Geld aus der Kajüte und dem Erlös für<br />
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