Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Sonst zieht er für den Rest seines Lebens Prunkkutschen durch Elburum" grinste der Friedwanger. "Mit einer<br />
Straußenfeder im Arsch." Ein leises Rumpeln, Scharren und Platschen war vom Schiffsrumpf her zu hören. "Sie<br />
lassen jetzt das Beiboot zu Wasser" meinte Alvan. "Aber ziemlich laut..." Tatsächlich nahmen die Geräusche eher<br />
zu, statt dass sie leiser wurden. Schließlich brachen sie abrupt ab. „Wo ist eigentlich Fisch?“<br />
"Der ist vorhin unter Deck gegangen. Spürt wohl was hier heraufzieht und bringt sich in Sicherheit. Wir sollten uns<br />
beeilen" drängte Odilon. "Erst Mal brauchen wir alle Waffen" Alvan sah sich in der Segellast um, wo große Ballen<br />
mit Segeltuch, Rahen, Tauwerk, Blöcke und andere Ersatzteile aufgestapelt waren. "Hier, Sigismund, diese<br />
Spillspake wäre doch was für dich" meinte sie nach einigem Suchen und zog eine große Holzstange hervor, wie sie<br />
als Hebel in die Ankerwinde gesteckt wurde. Der Streuner wog die improvisierte Waffe in der Hand. "Mit dieser<br />
Dachlatte möchte ich eigentlich nicht gegen einen Säbel kämpfen müssen." meinte er dann und deute auf eine<br />
große Eisenstange, deren Ende in einem merkwürdig geformten Ende auslief. "Was ist das?"<br />
"Ein Schlüssel zum Spannen <strong>von</strong> Rotzenterdrillungen. Braucht man, um Geschütze zusammen zu bauen."<br />
"Wunderbar, wie geschaffen für einen Piratenschädel."<br />
Alvan schob sich selbst einen Belegnagel in den Gürtel und fragte Alrik nach dem Messer in dessen Stiefel, der es<br />
ihr gab. "Vier halbwegs Bewaffnete und ein Magier gegen fünf Piraten, das sollte hinhauen." Alvan zuckte<br />
zusammen, als sie <strong>von</strong> Deck her ein Poltern hörte. "Nun denn, gehen wir rauf." Die sechs schlichen nach oben. Die<br />
Hecklaterne tauchte die Kuhl in ein fahles, kaltes Zweilicht und hüllte alles außerhalb ihres Scheins in ein<br />
undurchdringliches Schwarz. Alvan schauderte, was nicht nur an der schwülwarmen Seeluft lag, die vom leise<br />
murmelnden, silbrig glitzernden Meer her heranwehte. In diesem Moment glaubte sie die alten<br />
Seefahrergeschichten, wonach in der Hecklaterne die Seelen ertrunkener Seeleute leuchteten. Odilon, der neben<br />
seiner Tochter auf der obersten Treppenstufe stand, hob Bavhano Bvaith, um den erstbesten Piraten mit einem Pfeil<br />
in die Kehle auszuschalten. Zu seinem Erstaunen war <strong>von</strong> diesen auf den ersten Blick keiner zu sehen. Auch das<br />
Steuerrad war leer, mit einem Strick an der Halterung festgebunden. Waren ihre fünf Gegner bereits ins Beiboot<br />
gestiegen? Der Waldläufer huschte zum Schanzkleid. Erst jetzt sah er, dass davor ein Körper lag, regungslos und<br />
klatschnass in einer großen Pfütze aus Salzwasser. Odilon zog ihn einen halben Schritt näher in den Schein der<br />
großen Laterne. Angstgeweitete Augen starrten ihn inmitten eines schneeweißen Gesichts an, bläuliche Lippen<br />
hatten sich zu einem stummen Ausdruck der Qual geöffnet. Odilon wich zurück. Er hatte schon genug Tote in<br />
seinem Leben gesehen, aber ihr Anblick erschütterte ihn jedes Mal. Es war Dusan, der Feigling, der da als nasses<br />
Bündel vor ihm lag und entsetzt in Richtung Ewigkeit blickte.<br />
Niemand an Bord bemerkte, wie Fisch unten im Laderaum eine lange und sehr langsam brennende Lunte mit den<br />
Fässern Hylailer Feuer verband, die in überreichlicher Zahl den Piraten bei der Erbeutung der Greif <strong>von</strong> Beilunk in<br />
die Hände gefallen war, und anzündete.<br />
Alles in Odilon schrie und warnte vor einer nahen Gefahr. Auch seiner Tochter, die kaltblütig genug war, Dusans<br />
Entermesser aus dem Gürtel zu ziehen und an sich zu nehmen, stand die Unruhe ins Gesicht geschrieben. Was<br />
immer den Piraten getötet hatte, es hatte dazu weniger Zeit gebraucht, als er, um nach seiner Waffe zu greifen. Die<br />
übrigen Gefährten waren heran, hielten erschrocken in ihrer Bewegung inne, als sie die Leiche sahen. Odilon<br />
blickte über die Reling. Vom Boot war an dieser Bordwand nichts zu sehen. Kein Wunder bei der selemischen<br />
Finsternis hier. Dann wandte er sich wieder Dusan zu, den Alvan gerade zur Seite drehte, um ihn eingehender zu<br />
untersuchen. Verwirrt sah die Elfe auf die rötlichen Male an dessen Hals.<br />
"Wurde er erwürgt?" fragte Sigismund.<br />
"Nein." Alvan wies auf die kleine, rötlich-graubraune Mischung aus Blut und Wasser, die aus dem Mund des Toten<br />
floß. "Er ist ertrunken."<br />
"Ertrunken? Wie kann ein Mensch an Bord eines Schiffes ertrinken?" Sigismund war völlig verwirrt.<br />
Eine kalte, herrische und nur zu bekannte Stimme antwortete, bevor Alvan es vermochte: "Aber natürlich ist er<br />
ertrunken. Mit Salzwasser in den Lungen ertrinkt man doch, nicht wahr?"<br />
Sechs Augenpaare starrten zur Kajütentür, <strong>von</strong> wo aus diese Worte gesprochen worden waren. Mercurio, der<br />
Schwarze Mendener, stand im Türrahmen, den Inquisitor im Griff, der, völlig durchnässt, schlaff und leichenblass,<br />
Dusan ziemlich ähnlich sah. Lediglich die halb ängstlichen, halb zu Tode erschöpften Augen, die auf den<br />
stählernen Handhaken deuteten, und die leicht angehobenen, gefesselten Hände verrieten, dass er sich gerade noch<br />
auf der derischen Seite des Nirgendmeers befand, auch wenn es vor allem die Faust des Piratenkapitäns und<br />
weniger seine immer wieder einknickenden Beine waren, die ihn in einer einigermaßen aufrechten Position hielten.<br />
"Ertrrrinken! Ertrrrinken!" krächzte der hässliche Papagei auf Mercurios Schulter.<br />
"Halt die Klappe, Shruufschnabel!"<br />
"Mercurio? Was hat das zu bedeuten?" Odilon überlegte bei diesen Worten, ob er einen Schuß mit seinem Bogen<br />
wagen könnte, ohne das Leben des Inquisitors als das lebende Schutzschild des Käpt´n nicht zu gefährden. Unter<br />
anderen Umständen hätte er diese Frage mit Ja beantwortet - die Entfernung zum Piraten und seiner Geisel<br />
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