Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Wir können euch Proviant verkaufen" ergriff nun eine dicke Frau vom anderen Boot das Wort. "Wir haben schon<br />
viele Fische gefangen."<br />
"Habt Dank, aber uns steht nicht der Sinn nach frischem Fisch. Wir würden gerne an Land und uns dort etwas<br />
ausruhen. Ist euer Dorf in der Nähe?"<br />
"Was redet ihr da miteinander?" wollte Sigismund wissen.<br />
"Alles bestens. Laß mich nur machen." Alvan wandte sich wieder dem Fischer zu. "Nun, wir brauchen frisches<br />
Wasser und etwas Erholung an Land. Wir würden dafür bezahlen, wenn ihr uns zu eurem Dorf brächtet."<br />
Weder Honjin noch der dicken Frau schien der Gedanke, die merkwürdigen Fremden in ihrem Dorf zu wissen,<br />
sonderlich angenehm zu sein. "Unser Dorf ist nicht in der Nähe" erklang wieder die Fistelstimme des Fischers<br />
Honjin. Dann schien ihm eine Idee zu kommen: "Gehört ihr womöglich zu der Fremdija, die sie am Strand <strong>von</strong><br />
Gipflak gefunden haben?" Gunelde !!? Alvan durchzuckte ein Gefühl, als hätte sie einen Zitteraal berührt. Sie<br />
wusste nicht recht, ob vor freudiger Überraschung oder aus Sorge, eine Tote könnte an den Strand <strong>von</strong> <strong>Maraskan</strong><br />
gespült worden sein.<br />
"Ja. Wir vermissen noch jemanden, der mit uns an Bord war. Eine braunhaarige Frau mit grüner Robe und..."<br />
"Frag sie, wo wir das Tal der Glühwürmchen finden" redete Sigismund, wie immer zum völlig falschen Zeitpunkt,<br />
dazwischen. Alvan ignorierte ihren Gespielen, der mit seiner Frage die Antwort der dicken Frau überlagert hatte.<br />
Irgendetwas <strong>von</strong> Fußspuren am Strand und einer grünen Kutte hatte sie noch mitbekommen. Also doch Gunelde,<br />
dachte sie. "Lebte die Frau noch?"<br />
"Ja. Aber die Fremdija benahm sich sehr merkwürdig und war mit ekligem Schleim bedeckt... wie Fischöl... stank<br />
aber schlimmer... Die aus Gipflak haben gesagt, sie hätten eine Stunde gebraucht, bis sie wieder sauber war. Die<br />
Fischigen haben sie gebracht, sagen sie. Aber wenn ihr genaueres wissen wollt, müsst ihr schon die Leute in<br />
Gipflak fragen." Honjin deutete unbestimmt ins Dunkle.<br />
"Wann ist sie angetrieben worden."<br />
"Gestern Nacht, sagen sie. Da soll ein grünes Leuchten auf dem Meer gewesen sein. Alle hatten Angst. Ihr kennt<br />
diese Frau?"<br />
"Ja."<br />
Nun wollte allerdings auch Odilon, um dessen <strong>Maraskan</strong>i es nicht zum Besten bestellt war, <strong>von</strong> seiner Tochter<br />
Genaueres wissen: "Wie, Gunelde lebt noch?"<br />
"Sieht so aus." Alvan antwortete auf Garethja. "Sie ist offenbar gestern in der Nacht an der Nordspitze <strong>Maraskan</strong>s<br />
an Land gespült worden. Oder auch gebracht. Sie sagen, dass vielleicht diese Fischmenschen... wenn ich sie richtig<br />
verstehe, sollen diese Gal... Gal..."<br />
"Gal´Kzuulim" half Hesindian ihr auf die Sprünge. "Ja, diese Gal´Kzuulim könnten sie an Land gebracht haben.<br />
Auch wenn dies für mich keinen rechten Sinn ergibt."<br />
"Was <strong>von</strong> dem, was mit den Niederhöllen zusammenhängt, macht schon Sinn. Und Gunelde soll jetzt in... wie heißt<br />
das Dorf... in diesem Gipflak sein?"<br />
Alvan gab diese Frage an Honjin weiter. "Ja, ja, Gipflak. In Gipflak ist die grüne Frau gefunden worden. <strong>Das</strong> haben<br />
die Fischer aus Gipflak gesagt. Aus Gipflak, nicht aus unserem Dorf." Der Fischer nickte eifrig und deutete nach<br />
Norden. Heiliger Alboran, verschon mein Haus, zünd andre an, dachte die Halbelfe. Der will nur sein eigenes Dorf<br />
aus der ganzen Sache raushalten.<br />
"Was meinst du, Alvan?" fragte Odilon auf Isdira "Glaubst du, die melden uns weiter?"<br />
"Keine Ahnung. Die wollen auf jeden Fall keine Unannehmlichkeiten wegen uns haben."<br />
"Nun ja, die Nachricht <strong>von</strong> unserem Auftauchen wird sich ohnehin nicht lange verheimlichen lassen. Besser, wir<br />
sind in ihren Augen Leute des Fürstkomturs. Also sollten wir uns auch so benehmen."<br />
"Bist du sicher? Ich habe das Gefühl, er ist auf Helme Haffax nicht besonders gut zu sprechen."<br />
"Er hat vor ihm Angst, also wird er uns melden, wenn er das Gefühl hat, dass wir <strong>von</strong> der anderen Seite des<br />
Perlenmeers kommen. Es gibt bestimmt eine Prämie für das Fangen <strong>von</strong> kaiserlichen Spionen, zumindest aber<br />
barbarische Strafen, wenn man Eindringlinge nicht meldet."<br />
"Was redet ihr jetzt schon wieder?" Sigismund sah seine auf Elfisch parlierenden Gefährten fragend an, wie ein<br />
Kind, das sich aus einem merkwürdigen Spiel ausgegrenzt fühlt. Auch Selbfried sah ungehalten drein. Der<br />
Inquisitor - der sah allerdings kein bisschen aus wie ein schwarzmaraskanischer Pirat. Alvan fluchte innerlich.<br />
Tatsächlich schien die Gegenwart des Praioten auch die Fischer zu verwirren, die sich ihrerseits leise unterhielten.<br />
<strong>Das</strong> gleiche Problem wie in Oron, dachte sie. Auf die Gefangennahme eines Inquisitionsrates der Praioskirche war<br />
sicherlich eine üppige Belohnung ausgesetzt - und selbst ein <strong>Maraskan</strong>er, der nicht mit den Bruderlosen paktierte,<br />
dürfte keine allzu große Sympathien für die Diener des Sonnengottes hegen, die jahrelang zu den eifrigsten<br />
Unterdrückern des maraskanischen Widerstandes gezählt hatten.<br />
Alvan versuchte die Situation richtig einzuordnen. Wie es schien, hatte nur die Besatzung <strong>von</strong> Honjins Boot den<br />
Inquisitionsrat als solchen erkennen können, der seit Elburum zum Glück einen schlichten Überwurf trug. Die<br />
dicke Frau war damit beschäftigt, die neuen Nachrichten an die übrigen Boote weiterzugeben, die noch immer<br />
Abstand hielten, während die übrigen Fischer in diesem Boot sich ängstlich im Hintergrund hielten. Die<br />
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