Das Gold von Maraskan - Darpatien

wo sie sich verstecken. Meine Leute werden sich dann am Boden um das Problem kümmern." Der Magier nickte.
"Wie Ihr befehlt. Eure Gewänder sind mir ohnehin zu kratzig."
"Ihr könnt Euch nach der Schlacht an den Gefallenen schadlos halten" zischte Brackenburger. "So, ich denke, das
genügt als Schlachtplan. Andromejia, Mercurio, ihr werdet mit den beiden anderen Leutnant Pomodera folgen. Für
die Dauer des Kampfes gehorchen Eure Gardisten ihrem Befehl. Keine Widerrede vergesst nicht unsere
Abmachung." Andromejia überlegte kurz, nickte dann aber.
"Also gut, meine Kinder!" Leutnant Pomodera wandte sich den Soldaten zu, die in kleinen Gruppen herumstanden
oder sich gegen Bäume lehnten (sich hinzulegen hatten nur die wenigsten gewagt). "Nehmt eure Waffen, spannt die
Kurzbögen und macht euch abmarschbereit." Sie sah zum Himmel. "Bis zum Morgengrauen ist es nicht mehr
weit." "Ja, wir sollten uns beeilen" Der Hauptmann nickte, während er nach seinem Schwertgehänge griff und es
sich umschnallte. "Auf in den Kampf – für Belhalhar!" Er gab das Zeichen zum Abmarsch.
"Verdammich, das sin´ Puppen!" Korporalin Finkenschlag biss in ihren Kautabak und spie dann in hohem Bogen
einen schwarzen Strahl auf einen der großen Farne, der neben ihm aus dem satten, schwülwarmen Brei des
Dschungels in sein Gesichtsfeld ragte. "Bei allen Dämonen, was hat das zu bedeuten?"
Brackenburger verlagerte sein Gewicht etwas und blickte über den umgestürzten Baumstamm hinweg zur Klause,
die als klobiger Schatten vor ihm aus Morgendunst auftauchte. Das durch einen Baldachin aus Blättern, Ranken
und Nebelschwaden zusätzlich abgedunkelte Dämmerlicht gab der Lichtung, wenn man die Ecke, wo der Wald
einige Schritt vor dem Gemäuer zurückwich, überhaupt so nennen durfte, etwas Unwirkliches, Überderisches.
Dahinter murmelte und schmatzte das Perlenmeer, eine Geräuschkulisse, die ab und an von dem hohen Klatschen
einer größeren Welle unterbrochen wurde. Hinter ihnen gluckerte das Bächlein, durch den sie sich gerade an die
Szenerie herangewatet hatten, denn an ein schnelles Vordringen durch das Gestrüpp war ohne Haumesser nicht zu
denken. Immerhin, es ging laut genug zu, um sich hier, kaum einen Bogenschuss von dem Schrein entfernt, im
gehobenen Flüsterton unterhalten zu können.
Ja, was hatte das zu bedeuten? Der Hauptmann kniff die Augen zusammen. Auch wenn die Korporalin schärfere
Augen hatte als er - deswegen hatte er sie ja auf seinen kleinen Erkundigungsgang mitgenommen - sah er nun doch,
dass sich die Schemen oben auf den Dach oben schon seit geraumer Zeit nicht bewegten. Waren das wirklich nur
Attrappen aus Holz und Stofffetzen? Es sah verflucht so aus.
Zumindest rechneten die dort drüben also mit einem Angriff. Nun, Attrappen baute man üblicherweise, um den
Gegner vorzugaukeln, dass man eine höhere Kampfkraft besaß, als es wirklich der Fall war. Aber er traute es
diesen hinterhältigen Käferfressern durchaus zu, dass die Puppen da oben standen, um einen Angreifer in
Sicherheit zu wiegen. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie seine Leute auf die Klause zustürmten und dann
grinsend echte Scharfschützen neben den Vogelscheuchen auftauchen. Aber Maraskaner waren spitzfindig, und
vielleicht wollten sie gerade erreichen, dass er diesem Gedankengang folgte. Vermutlich machte sich ihr Gegner
wirklich nur größer, als er in Wirklichkeit war.
Er sah zu der braunhaarigen Soldatin hinüber, die ihr verschwitztes Haar zu einem Pferdeschwanz
zusammengebunden hatte. Brackenburger wurde aus der Finkenschlag nicht recht schlau. Sie war recht spät
übergelaufen, und wahrscheinlich nur, weil sie nicht mit maraskanischen Rebellen im Dschungel hausen wollte und
ihr neuer Befehlshaber Helme Haffax hieß. Das ganze Dämonenzeugs, wie sie es nannte, wollte sie sich nach
Möglichkeit vom Leib halten. Vermutlich kämpfte sie nur in der Karmothgarde, weil sie sich als eine Garethja aus
dem fernen Kosch gar nichts anderes mehr vorstellen konnte, als auf Maraskan gegen irgendetwas zu kämpfen.
Zwischen ihr und dem heimatlichen Angbar lagen jedenfalls hunderte Meilen dämonisch verseuchtes Land, sie
schien nicht sehr erpicht darauf zu sein, neben den bekannten auch noch unbekannte Gefahren kennen zu lernen.
Nun, Rauline Finkenschlag war eine gute Soldatin, sie schlug sich länger mit der verfluchten Insel herum als
Hauptmann Brackenburger selbst. Er fragte sich, warum sie nie befördert worden war. Aber so war es eigentlich
immer, die fähigen Leute durften auf den schlechtesten Posten versauern. Dass er, der Veteran des Orkenkrieges
und der Answinkrise, es trotz seiner unbestreitbaren kriegskundlichen Fähigkeiten nie weiter als zum Feldwebel
gebracht hatte, war einer der Gründe gewesen, warum er seinerzeit so schnell dem Beispiel seines heutigen
Befehlshabers gefolgt und übergelaufen war. Irgendwie war es ein gutes Gefühl, dass die adeligen Schnösel, die so
lange auf Seinesgleichen herabgeblickt hatten, sich nun vor der Gefahr aus dem Osten ängstigten - zum Beispiel
vor Leuten wie ihm. Seit Orkenwall hasste er sie, vor allem diesen Idioten Brin, der durch seine Unfähigkeit die
Niederlage gegen die Schwarzpelzen erst heraufbeschworen hatte. Sein Tod in der Dämonenschlacht hatte eine
tiefe Befriedigung für ihn bedeutet. Alara war wegen diesem gekrönten Laffen gestorben, seine kleine, blauäugige,
weißhäutige, verletzliche Alara, die so sehr auf die Kriegskunst ihres geliebten Reichsbehüters vertraut hatte.
Jobst fand, dass ihr Rauline sogar ein wenig ähnlich sah. Einen schrecklichen Augenblick lang sah er die
Korporalin vor sich im Schlamm liegen und schreiend, blutspuckend auf die rotgefiederten Orkpfeile in ihrem
Körper starren. Dann waren die Schwarzpelze über sie hergefallen. Mit Müh und Not hatte er sich retten können,
sich und die todwunde Alara. Irgendwie hatten sie sich zu einem Verbandsplatz durchgeschlagen, wo es sogar noch
einen Feldscher mit einer kleinen Ampulle Heiltrank gegeben hatte. Vor die Wahl gestellt, ob die Korporalin Alara
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