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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Schwarzem Bären Respekt zollt, dann tut er dies nicht, weil er mich als Person kennt, sondern weil er in mir den<br />

Häuptling eines verwandten Stammes sieht, der sich im Kampf als ebenbürtiger Gegner erwiesen hat.<br />

Ihr müsst wissen, in der Zeit, als das Horasische Reich den Dunklen Zeiten entgegensteuerte sind einige<br />

Ferkinastämme nach Norden gezogen. Die allermeisten <strong>von</strong> ihnen sind im Dunkel der Geschichte verschwunden,<br />

sie wurden <strong>von</strong> Orks besiegt oder <strong>von</strong> Bosparanischen Siedlern verdrängt, oder vermischten sich schlicht mit ihnen.<br />

Die Barnfa-Negri, die sich nach ihrem Exodus Barnfani nannten, machten <strong>von</strong> diesem Schicksal keine Ausnahme.<br />

Aber immerhin gaben sie meiner Familie, und auch dem Landstrich am Südrand der Schwarzen Sichel, ihren<br />

Namen. Und so ist bei den Ferkinas im Süden noch heute die Mär bekannt <strong>von</strong> Stämmen tapferer Krieger, die weit<br />

weg im fernen Norden leben, darunter auch der Clan des Schwarzen Bären.<br />

Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum im Wappen meiner Familie ein Schwarzer Bär abgebildet ist? In der<br />

ganzen Region der Schwarzen Sichel gibt es keine einzige Bärenart mit schwarzem Fell. Es gibt Braunbären, Bären<br />

mit rotem oder gräulichem Fell, aber keine Schwarzbären. Aber es gibt Schwarzbären an den Hängen des<br />

Raschtulswalles. In der Schwarzen Sichel gibt es Schwarzbären nur als Wappentier meiner Familie.“<br />

„Gut, das erklärt schon mal etwas. Ich denke, ich kann noch ein paar interessante Details übe die Geschichte Eurer<br />

Familie hinzufügen zu Eurem Dossier in unseren Akten. Die Herkunft dürfte so manche Eigenart des Hauses<br />

Baernfarn erklären. Und woher kennt dieser Pascha Euer Schwert?“<br />

„Wandelur hat eine eigene Geschichte, die ebenfalls sehr eng mit der des Hauses Baernfarn verbunden ist.<br />

Wandelur war das Hochzeitsgeschenk Artemas an Kratosz, wie die Überlieferung erzählt. Es heißt, Artema habe<br />

eigens hierfür einen Zwergenschmied nach Gallys kommen lassen, um ihren Gatten dieses Schwert schenken zu<br />

können. Über Jahrhunderte hinweg befand sich Wandelur im Besitz der Barone <strong>von</strong> Gallys. Es wurde samt Titel<br />

weitervererbt. Bis es der Familie vor fast siebenhundert Jahren abhanden kam. Baron Wibhard Artema widersetzte<br />

sich den... na ja, er schloß sich dem Widerstand gegen Kaiser Gurvan I. an.“<br />

Selbfried runzelte die Stirn. „Aha.“<br />

„Deswegen wurde er auch zum Tode verurteilt, und das Schwert gelangte dabei als Trophäe nach Gareth. Dort<br />

blieb es viele Jahrhunderte in der Kaiserlichen Waffensammlung. Schließlich schenkte Kaiser Reto es einem treuen<br />

Vasallen, dem Grafen <strong>von</strong> Winhall. <strong>Das</strong> war übrigens damals der Vater oder Großvater des legendären<br />

Schwertkönig Raidri Conchobair.<br />

Ich nehme an, ihr wisst, dass Winhall in einer Würfelpartie an den Fürsten <strong>von</strong> Albernia verloren wurde. Erst Jahre<br />

später erhielt der Schwertkönig sein Erblehen zurück. Ich bin ihm einmal begegnet. Damals war ich fünfzehn oder<br />

sechzehn, das war lange bevor Raidri das Erbe seiner Ahnen antreten konnte. Ich war auf einer Reise nach Havena.<br />

Ich konnte es damals kaum fassen, dass dieser Held, der vielbesungene Schwertkönig, mir ein Schwert schenkte,<br />

als er meinen Namen erfuhr. Aber er sagte zu mir, dass er mir nur das zurückgebe, was meine Ahnen mir zugedacht<br />

hätten, so wie auch er eines Tages das Erbe seiner Familie antreten würde. Der Schwertkönig hatte Recht behalten.<br />

Jedenfalls ist Wandelur seitdem wieder im Besitz der Erben Artemas.<br />

<strong>Das</strong>s Khurkaschim Pascha den Namen Wandelur kennt habe ich wohl meinen Ahnen zu verdanken. Schließlich<br />

haben viele Barone <strong>von</strong> Gallys mit Wandelur so manches Gefecht ausgetragen, so dass der Name Wandelur mit<br />

dem Namen des Schwarzen Bären in den Erzählungen der Ferkina verbunden zu sein scheint.“<br />

Selbfried nickte. Die Erzählung Odilons hatte ihn nachdenklich gemacht. Konnte es sein, dass der Inquisition so<br />

viele Details verborgen geblieben waren? <strong>Das</strong>s die Inquisition sich nicht um alte Mythen scherte leuchtete ihm<br />

noch ein. Aber dass er noch nichts <strong>von</strong> einem Schwert Namens Wandelur gehört hatte war ein Zeugnis grober<br />

Nachlässigkeit. Er würde das später beanstanden müssen.<br />

***<br />

Die gesamte Mannschaft hatte sich am nächsten Mittag zur Verhandlung an Deck eingefunden. Damit alles den<br />

Schein einer korrekten Gerichtsbarkeit wahrte war der Tisch aus der Offiziersmesse auf das Deck gestellt worden.<br />

Dort befanden sich die Stühle auf denen Vegsziber in der Mitte zwischen Meldorjin und Estibora Platz genommen<br />

hatte. Gegenüber, in gebührendem Abstand zum „Richterstuhl“, hatte man zwei große Kisten als Anklagebank<br />

bereitgestellt.<br />

Alrik hatte lange darüber gegrübelt, warum man einen derartigen Prozess veranstaltete. Wahrscheinlich wollte man<br />

den Garethjas beweisen, dass die <strong>Maraskan</strong>er weitaus zivilisierter waren als die einstigen Eroberer aus dem<br />

Mittelreich. Zudem schien Meldorjin <strong>von</strong> adeliger Abkunft zu sein. Er hatte vernommen, dass er der Sohn eines<br />

Baruun aus Südmaraskan sein soll. Vegsziber stand wohl in irgendeiner Form in der Schuld des Baruuns, daher galt<br />

Meldorjins Wort viel an Bord. Mehr hatte er jedoch nicht erfahren können, er bedauerte es sehr, die Zunge der<br />

<strong>Maraskan</strong>er nicht zu verstehen. Und Alvan hatte er auch nicht fragen können. Die Halbelfe war ja genug damit<br />

beschäftigt, sich mit Estibora zu beratschlagen. Alrik hoffte nur, dass Alvan und Estibora wussten, was sie taten.<br />

Immerhin hatte er den Eindruck, dass Estibora das Schicksal der Garethjas nicht völlig gleichgültig war, wie er das<br />

zunächst befürchtet hatte. Estibora wollte, so Alriks Eindruck, diese Chance nutzen, um sich als kundige und<br />

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