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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Als letztes kam Sigismund oben an, mit schmerzverzerrten Gesicht und bleich: Es war für ihn nicht einfach<br />

gewesen, mit nur einer gesunden Hand zu klettern. Der Bordmagus der Nachtwind hatte es nicht für nötig<br />

befunden, auch ihn zu heilen. Offenbar hielt man seine Handverletzung für nicht hinderlich für die anstehende<br />

Gerichtsverhandlung.<br />

Alrik reichte ihm einen Lederschild. "Kämpfen wirst du mit der kaputten Hand eh´ nicht können. Versuch Alvan<br />

damit zu decken, die hat die schwächste Rüstung." Sigismund grinste: "Aber gerne werde ich dich decken, meine<br />

liebe kleine Alvan."<br />

Die Baernfarn sah ihn böse an, und der schmutzige Galgenhumor des Streuners verflog so schnell, wie er<br />

gekommen war. Sie überprüfte, ob ihr Lederkurbul richtig saß, dann legte sie einen Pfeil auf die Sehne. Auch der<br />

Inquisitionsrat hielt einen ledernen Schild in den Händen. Odilon stellte sich neben ihn. Auch er hatte<br />

Bavhano´Braith <strong>von</strong> den Schultern genommen. "Nun denn, die Zwölfe befohlen" sagte der Waldläufer mit<br />

Nachdruck und blickte zum Inquisitor.<br />

"Praios befohlen!" Meister Selbfried nickte anerkennend. Ein wenig schien er zu merken, dass sein bisheriges<br />

Verhalten töricht gewesen war. "Ich wollte Euch noch danken, dass Ihr..."<br />

"Ja, schon gut." Odilons Stimme klang gereizter, als er beabsichtigt hatte. "Reden wir nachher darüber."<br />

Die fünf huschten an dichtem Buschwerk vorbei die Felskante entlang zur Bucht hinüber. Der Weg war nicht<br />

einfach, Dornenranken und Steinblöcke machten immer wieder Ausweichmanöver nötig. Die Grasmatten zu ihren<br />

Füßen waren rutschig - es bestand die Gefahr auszugleiten und zwanzig Schritt in die Tiefe hinabzustürzen.<br />

Irgendeine Kriechechse, die sich gesonnt hatte, verschwand im Unterholz. Immerhin, gute Deckung hatten sie hier<br />

oben. Nun versperrte nur noch eine Ansammlung Dornenbüsche den Blick auf die Felsen oberhalb "ihrer" Bucht.<br />

"Ich werde nachsehen, ob auf der anderen Seite noch Ferkinas stehen" flüsterte Odilon. "Keinen Laut jetzt mehr.<br />

Alvan, du gibst mir Deckung mit dem Bogen. Der Rest macht sich möglichst unsichtbar."<br />

Geschickt wand sich der Waldläufer durch die Dornen - Alvan bildete sich ein, auch ein paar wilde Rosen<br />

zwischen den mit dicken, spitzen Stacheln bewehrten Ranken zu entdecken. Dann ging sie hinter einem<br />

Baumstumpf in Deckung.<br />

Tatsächlich, da drüben stand ein Barbar - ein hässlicher Kerl in schwarzem, nietenbesetzten Leder, der sich<br />

irgendein braungelbes Fell, vielleicht <strong>von</strong> einer Ziege, über die Schultern geworfen hatte. Die schmutzigbraunen,<br />

zu Zöpfen verdrehten Haare und vor allem der Hörnerhelm ließen ihn eher wie ein Thorwaler als ein Tulamide<br />

aussehen. In den der Linken hielt er einen tulamidischen Reiterbogen, ähnlich dem, den Alvan dem toten<br />

Rotmantel abgenommen hatte, in der Rechten eine Dschadra, eine Reiterlanze. Im Gürtel steckte eine Streitaxt, die<br />

ebenfalls eher an eine Skraja denn an eine Ferkinawaffe erinnerte. Trotz allem, der Kerl sah doch irgendwie<br />

tulamidisch aus. Vermutlich hatte er die Waffe irgendeinem Nordmann der "Drachen <strong>von</strong> Llanka" abgenommen.<br />

Odilon schlich sich <strong>von</strong> hinten her an, den Dolch gezückt. Dem Ferkina die Hand auf den Mund zu legen und die<br />

Waffe über die Kehle zu ziehen war fast eine Bewegung. Wie ein gefällter Baum sank der Bursche zu Boden. Mit<br />

blutiger Klinge winkte Odilon Alvan, näher zu kommen<br />

Alvan huschte, den Pfeil auf die Sehne gelegt, näher. Schließlich warf sich neben ihren Vater - und den toten<br />

Barbaren - auf die Felskante, wo sie nach unten spähte. Die Barbaren hatten die Höhle mit dem Rum und den<br />

Rauschgurken entdeckt, ließen sich den Schnaps in die Kehle rinnen und bissen in die berauschenden Früchte, als<br />

wären es Wassermelonen. Ihre Toten – nicht gar so viele, wie Alvan erwartet hatte, offenbar waren nicht alle Pfeile<br />

tödlich gewesen – lagen noch immer dort, wo sie in den Sand gefallen waren.<br />

Am Strand war der Körper des unglücklichen Magiers zu sehen. Einer der Ferkinas hatte sich dessen spitzen,<br />

bluttriefenden Hut auf den Kopf gesetzt und torkelte, eine Flasche maraskanischen Rum in den Pranken, den Strand<br />

auf und ab. Ihr zottelbärtiger Anführer - der Mannwidder, der nun, da der Kampf zu Ende war, fast wieder wie ein<br />

Mensch aussah - versuchte brüllend Ordnung in dem Haufen zu schaffen, und schlug dazu mit seiner Keule auf die<br />

Berauschten ein.<br />

"Sie sind betrunken. Sehr gut, bei Firun!"<br />

"Ja, aber nicht alle!" Alvan wies auf eine Handvoll Barbaren, die einige Krüge auf ihre Pferde schnallten.<br />

"Die scheinen die Beute abtransportieren zu wollen. Und die dort lecken ihre Wunden. Beim Hängenden Gletscher<br />

des Firun, es sind immer noch viel zu viele. Ich dachte, wir hätten mehr getötet."<br />

"Ja, und die da essen zu Mittag." Angewidert sah Odilon auf ein Grüppchen, das große Fleischbrocken aus seinem<br />

toten Shadif schnitt und über dem wieder entzündeten Lagerfeuer briet - nein, kurz über die züngelnden Flammen<br />

hielt, um sich dann das halbgebratene Mahl in die Mäuler zu stopfen. In diesem Moment kam Bewegung in den<br />

Haufen. Der Kerl mit dem Magierhut auf seinem zottelhaarigen Schädel hatte das Beiboot entdeckt, das draußen<br />

auf dem Meer vorbeifuhr. Rasch eilten einige Bogenschützen herbei - oder besser gesagt, kamen herangetorkelt -<br />

und schossen Pfeile aufs Meer, die einige gute Schritt <strong>von</strong> ihrem Ziel entfernt ins Meer klatschten.<br />

"Ja, verschießt nur alle eure Pfeile! Sehr gut!" murmelte Odilon. In diesem Augenblick war ein dumpfes Gurgeln<br />

zu hören. Der Ferkina neben Alvan grub seine Hand in deren Nacken, nestelte nach seiner Axt und zerrte diesen<br />

aus dem Gürtel hervor. Die Edle <strong>von</strong> Nordenheim schrie auf und versuchte sich aus dem Griff des Barbaren zu<br />

entwinden. Mit einem wütenden Schrei trieb Odilon seinen Dolch in den Brustkorb des Barbaren, erst einmal, dann<br />

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