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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Hier ist unser offizielles Empfehlungsschreiben. Könntet Ihr noch einige Zeichen auf Zhayad darunter setzen?"<br />

Letztere Frage galt dem Magus. "Ein C und ein S als Zeichen unseres Auftraggebers?"<br />

Der Magier nickte und unterschrieb.<br />

Sigismund hatte das Pergament gerade zusammengerollt, als Alvan auf den Ortseingang wies. "Wir bekommen<br />

Besuch!"<br />

Tatsächlich, eine Handvoll Soldaten marschierte aus einem "Tor" in den aufgespannten Netzen geradewegs auf das<br />

Boot zu. Zwei <strong>von</strong> ihnen hatten Armbrüste, zwei weitere hielten die Hellebarden gesenkt. Der weißblonde<br />

Anführer trug lediglich ein Schwert an seiner Seite und ein Dolch am Gürtel, der das Kettenhemd unter dem<br />

schwarzen, auf der Innenseite blutrot gefütterten Mantel zusammenschnürte.<br />

"Scheint so, als wären sie endlich auf uns aufmerksam geworden."<br />

"Da kommen noch mehr!"<br />

Sigismund wies auf den Strand, wo sich ein weiteres halbes Dutzend Soldaten näherte. Offenbar wurde die Küste<br />

wirklich bestreift.<br />

"Wie sind sie nur so schnell auf uns aufmerksam geworden?" wunderte sich Hesindian.<br />

"Offenbar stehen oben auf den Felsen auch noch Posten?" meinte Odilon. "Nun, ja, viel sieht man <strong>von</strong> dort oben<br />

nicht, wenn man nicht wirklich Luchsaugen hat."<br />

"Dein Wort in der Zwölfe Ohr" seufzte Alvan.<br />

Die beiden Söldnergruppen stießen aufeinander und nahmen in einigen Schritt Entfernung Aufstellung. Armbrüste<br />

wurden auf das Fischerboot angelegt. Erst jetzt sah Odilon, dass der "Anführer" eine Frau war, auch wenn dies ob<br />

des Wehrheimer Bürstenhaarschnitts nicht auf dem ersten Blick zu erkennen war. Den Dicken und den<br />

Schnauzbärtigen dort hinten kannte er schon, auch wenn dies umgekehrt nicht der Fall war.<br />

"Belhalhar zum Gruße!" Die Stimme der Soldfrau klang schneidend kalt. Einer der Fische auf dem Korb begann<br />

konvulsivisch zu zucken, obwohl er eigentlich schon seit Stunden tot sein musste, Blut floss ihm aus dem Maul.<br />

Sigismund schauderte, dennoch zwang er sich dazu, mit einem "Die Zwölfe zum Gruße!" zu antworten. Hoffentlich<br />

nahm ihm die Offizierin ab, dass er damit die Erzdämonen meinte.<br />

"Was seid ihr denn für komische Vögel?" wollte die Frau wissen, während sie ebenso verblüfft wie misstrauisch<br />

die Szenerie umschritt. Dann schien sie es sich anders zu überlegen. "Raus dem Boot und Waffen niederlegen!<br />

Sofort!"<br />

<strong>Das</strong> war wirklich bester Wehrheimer Kasernenhofton.<br />

Als die Gefährten zögerten, ertönte überraschend ein weiterer Befehl. "Tötet zwei <strong>von</strong> ihnen!"<br />

Zwei Bolzen surrten mit Urgewalt heran. Einer durchbohrte den Kormoran (obwohl er auf den Inquisitionsrat<br />

gezielt war, der sich aber im letzten Moment zu Boden fallen ließ), der andere durchschlug Honjins Hals, so dass<br />

sein Blut die Gesichter seiner Kinder bespritzte. Alvan schrie entsetzt auf.<br />

"Was fällt euch ein, meine Gefangenen..." Sigismund, entschlossen, seine Rolle zu spielen, trat einen Schritt auf die<br />

Frau zu. Ein derber Hieb mit der eisengepanzerten Faust ließ ihn besinnungslos zu Boden sinken, ehe er überhaupt<br />

merkte, was mit ihm geschah.<br />

"Legt noch einen um, wenn sie nicht gehorchen!" schnarrte die Weißblonde. Eine Armbrust schwenkte, wie <strong>von</strong><br />

einem Automaten gesteuert, auf Alvan. Odilon sprang entsetzt vor seine Tochter und hob die Hände.<br />

"Was soll das, wir gehören zu euch..."<br />

"Die Waffen weg!" peitschte erneut die Stimme der Söldnerin über den Strand, während sie, wie nebenbei, ihr<br />

Schwert zog und beidhändig über die Schulterblätter des Streuners hielt, der sich gerade stöhnend wieder aufraffte.<br />

Erst jetzt bemerkte Odilon das wilde Bellen der beiden Tuzaker, die sich angetan mit Maulkörben und dicken<br />

Lederleinen, gegen den Griff der vier Strandwächter wehrten. Irgendwie sahen sie den Hundedämonen der Oronier<br />

verflucht ähnlich. Geistesabwesend, nur auf das Pochen in seinen Schläfen achtend, ließ er seinen Köcher und den<br />

Bogen zu Boden gleiten. Dann nestelte er an seinem Schwertgehänge, bis auch Wandelur polternd in das<br />

Bootsinnere fiel.<br />

Alvan tat es ihrem Vater gleich, und auch der Friedwanger ließ seine Klinge zu den anderen fallen. Hesindian<br />

lehnte seinen Stab gegen die Reling, während die Soldateska langsam näher rückte.<br />

"So, und nun alle auf den Strand legen, Gesicht nach unten und Hände auf den Rücken! Meine Geduld ist nicht<br />

unerschöpflich..."<br />

"Wir müssen tun, was sie sagt, sonst ist Sigismund tot!" flüsterte Alvan. Irgendwie erinnerte sie das alles - die<br />

Brutalität der Häscher und ihre eigene Ohnmacht - an die Verhaftung durch den Inquisitor, unweit Zorgan. Nur<br />

dass dieser wenigstens noch Praios dienen wollte, und die Blutsäufer dort nicht.<br />

Die drei stiegen aus dem Kahn und ließen sich auf den feuchten Boden gleiten, ganz so, als wollten sie die<br />

Schwarzmaraskaner anbeten. Es war unbequem, mit Händen auf den Rücken hier zu liegen, denn man konnte sich<br />

so nicht gegen das nassen Sand wehren, der einen in den Mund drang.<br />

Drei Wachen huschten heran. Schläge trafen ihre ungeschützten Nieren, den Rücken und ihren Nacken, dann<br />

wurden ihre Hände mit unglaublicher Brutalität zusammengeschnürt. Selbst Odilon schrie auf, als die Stricke sein<br />

Fleisch aufrissen und einer der Hunde ihm direkt vor seinem Gesicht seinen stinkenden Atem ins Gesicht bellte.<br />

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