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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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den Gefährten wohl nichts anderes übrig als zu hoffen dass Sturmfejian mit seiner Einschätzung Recht hatte, dass<br />

hier keine Gefahr <strong>von</strong> Soldaten drohe. Und dass Farjion nicht zu lange brauchen würde um den Rebellenhauptmann<br />

zu informieren und um Rat zu fragen. Hätten die Gefährten geahnt, wie nahe die drohende Gefahr war, sie hätten<br />

wohl eine Nacht im Dschungel der scheinbaren Sicherheit der Klause vorgezogen. Aber sie waren müde. Vor allem<br />

Gunelde war wirklich am Ende ihrer Kräfte angelangt.<br />

Die heiße Mittagszeit hatte begonnen, als Odilon wieder erwachte. Die Ereignisse der vergangenen Stunden<br />

erschienen ihm entfernt als lägen sie lange zurück. Wie durch einen sanften Schleier schienen die Gefährten <strong>von</strong><br />

den Gefahren <strong>Maraskan</strong>s abgeschirmt.<br />

Verdammt, was war los mit ihm. Die Anstrengungen hatten ihm mehr zugesetzt als er glauben wollte, aber er<br />

durfte sich jetzt keine Ruhe gönnen. „Aufstehen, Alrik“ rief er und rüttelte den Friedwanger wach. Wir können hier<br />

nicht ewig bleiben. Mit jeder Stunde die verstreicht rücken vielleicht die Feinde näher.“<br />

„Heda, Ihr vergesst wohl dass hier immer noch wir die Entscheidungen treffen. Und ich sage wir warten auf<br />

Farjion“ ereiferte sich Sturmfejian. „Außerdem seid Ihr immer noch unsere Gefangenen, solange bis Rurmanjinn<br />

entschieden hat wie mit Euch zu verfahren ist. Also gebt Ruhe, sonst werden wir Euch leider fesseln müssen.<br />

Bislang behandeln wir Euch ja sehr entgegenkommend, weil ihr in Begleitung einer Priesterin reist.“<br />

Alrik räkelte sich und rieb sich die Müdigkeit aus den Augen, dann trank er einen Schluck aus seiner<br />

Wasserflasche. „Gut, ja, aber vergesst nicht dass wir nicht wissen wann die Haffaxijas <strong>von</strong> diesem Ort erfahren.<br />

<strong>Das</strong> kann schneller gehen als ihr denkt.“<br />

„Und wenn ein Trupp Gardisten nicht <strong>von</strong> Jergan aus aufbricht sondern sie einen Eilboten nach Nuran schicken,<br />

trennt sie nur ein zweistündiger Fußmarsch <strong>von</strong> uns“ ergänzte Alvan. „Ein Karakilreiter braucht nicht lange <strong>von</strong><br />

Jergan nach Nuran.“<br />

„Bis Farjion zurückkehrt vergehen nicht mehr als noch zwei Stunden. Bis dahin bleiben wir hier!“ bestimmte<br />

Sturmfejian. Er misstraute den Fremden noch immer. Gut, Estibora gehörte zu den Freischärlern, aber das musste<br />

nichts heißen. Und die anderen waren Garethjas, denen konnte er auch nicht so recht vertrauen. Wer konnte schon<br />

einer Gruppe vertrauen, die <strong>von</strong> einem Praioten angeführt wurde. <strong>Das</strong> allein schon reichte aus, um sein Misstrauen<br />

zu erwecken. Außerdem begleiteten wirklich seltsame Personen diesen Priester. Zerlumpte, schäbige Gesellen, die<br />

sich als Adelige des Kaiserreiches ausgaben. Er wusste nicht, was er da<strong>von</strong> halten sollte, aber er war misstrauisch.<br />

Und die Fremden drängten darauf, die Klause zu verlassen. War dieses Drängen wirklich durch Angst vor den<br />

Haffaxijas motiviert, oder hatten die Fremden vor, ihn in eine Falle zu locken? Hatten diese Fremden Verbündete<br />

im Wald? <strong>Das</strong> war nicht ausgeschlossen. Sturmfejian war sich sicher, dass diese acht Gestalten nicht zu den<br />

Dreckigen gehörten, aber deswegen mussten sie ihnen noch lange nicht wohlgesonnen sein. Die Geschichte mit<br />

dem toten Großvater glaubte er jedenfalls nicht.<br />

Odilon grübelte, wie er die Rebellen da<strong>von</strong> überzeugen konnte, die Klause zu verlassen. Warum war dieser Rebell<br />

so uneinsichtig? Es musste ihm doch klar sein, dass sie auch gemeinsam nichts gegen einen Trupp Soldaten aus<br />

Jergan oder Nuran unternehmen konnten. Warum weigerte Sturmfejian sich so vehement gegen das, was doch nur<br />

vernünftig war. <strong>Das</strong>s er sie nicht ins Lager führen würde war klar und einleuchtend, aber es gab doch wohl<br />

genügend andere Verstecke im Dschungel! Farjion würde sie auch an einem anderen Ort gewiss finden, wenn er<br />

ein auch nur halbwegs im Wald erfahrener Rebell war. Die Entscheidung Sturmfejians schien ihm so offensichtlich<br />

falsch. Aber als Rebell, als Dschungelkämpfer, der einen Trupp anführte, hätte Rurmanjinn doch ganz gewiss<br />

keinen Trottel ausgewählt? Oder urteilte er hier falsch über den Rebellenführer? Er kannte Rurmanjinn doch gar<br />

nicht, und vielleicht wusste Sturmfejian etwas, was ihm unbekannt war. Gewiss wäre es ihm und seinen Gefährten<br />

gelungen, die verbliebenen drei Rebellen zu überwältigen. Aber das wäre möglicherweise nicht ohne Verluste zu<br />

bewerkstelligen, da da<strong>von</strong> auszugehen war, dass die Rebellen ein Waffengift verwendeten und daher auch kleine<br />

Verwundungen tödlich sein konnten. Außerdem würde man die Rebellen als Verbündete brauchen, wollten sie<br />

jemals zum Tal der Glühwürmchen vordringen wollen. Sie konnten es sich nicht leisten, sich die Sira Jerganak zum<br />

Feind zu machen. Ohne die Hilfe der Rebellen hatte ihr Unterfangen kaum Aussicht auf Erfolg. Vielleicht war<br />

Sturmfejian auch gar nicht so einfältig oder entscheidungsunlustig wie er auf Odilon wirkte. <strong>Das</strong> wäre zumindest<br />

denkbar. Aber welchen Plan verfolgte der Rebell dann?<br />

Sturmfejian überlegte. Er wusste, dass die Befürchtung, die die Garethjas ausgesprochen hatten, zutreffend war.<br />

Gewiss würden hier über kurz oder lang Söldner auftauchen. Vermutlich sogar sehr bald. Gerade deswegen wollte<br />

er hier bleiben. Mochten die Garethjas ruhig denken, dass er unfähig war, einen vernünftigen Plan zu fassen. Es hat<br />

sich schon oft als Vorteil erwiesen, wenn ein Gegner einen unterschätzte. Die Zeit arbeitete gegen die Garethjas,<br />

ganz richtig. Aber sie arbeitete für ihn. Nein, die Zeit arbeitete nicht für ihn, aber sie arbeitete für die Rebellen des<br />

freien <strong>Maraskan</strong>. Und das zählte. Wenn er, Alrijiana und Haldorban heute die vierundsechzig Fragen des Seins<br />

beantworten würden, dann war das in Kauf zu nehmen. Solange dabei nur die Feinde <strong>Maraskan</strong>s einen höheren<br />

Blutzoll entrichten würden. Und das würden sie, das war gewiss. Schließlich war es weniger Farjions Auftrag, eine<br />

Anweisung <strong>von</strong> Rurmanjinn einzuholen, als vielmehr die gesamten Rebellen als Verstärkung zu alarmieren.<br />

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