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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"So ist es" nickte der Friedwanger. "Wenn sich <strong>von</strong> uns jemand in den Schwarzen Landen auskennt, dann<br />

Hesindian. Und, wie gesagt, ohne seine Zauberkünste werden wir bald aufgeschmissen sein."<br />

"Nun denn." Odilon setzte sich im Sattel gerade.<br />

"Hesindian <strong>von</strong> Orweiler!" Der Ruf des Veteranen der Ogerschlacht klang wahrlich wie das Brüllen eines<br />

bepelzten Untiers.<br />

"Ich bin es, Odilon! Kommt raus, ich habe mit Euch zu sprechen."<br />

"Ach, leckt mich an meinem Allerwertesten" kam die dumpfe Antwort. "Ihr seid ja alle verrückt geworden!"<br />

"Hört, hört, spricht man so mit dem Schwarzen Bären?"<br />

In der Hütte blieb es stumm.<br />

"Reizt mich nicht, ich warne Euch!“<br />

Auch diesmal kam keine Antwort.<br />

Odilon zuckte mit den Schultern, zog aus seinem Rucksack eine Fackel und ein Fläschchen, zündete sie an und<br />

stieß sie, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre, in einen überdachten Holzstoß neben der Hütte. Dann<br />

goß er den ölig riechenden Inhalt der Flasche darüber und wich hastig <strong>von</strong> der hochfauchenden Stichflamme<br />

zurück. Den Rest warf er auf das Dach, <strong>von</strong> wo aus nun ebenfalls Öl ins Feuer rann.<br />

Die Umstehenden sahen sich entgeistert an. In Windeseile breiteten sich die Flammen aus, fraßen sich den<br />

schindelgedeckten Anbau hoch und leckten bald, dem Schneeregen zum Trotz, auch über das große Dach.<br />

Als erster fand Sigismund seine Stimme wieder "Was machte Ihr da?" schrie er empört. "Ihr zündet ja das Haus<br />

an."<br />

Wortlos schwang sich Odilon in den Sattel und beobachtete schweigend sein Werk. Als der trotz seiner jungen<br />

Jahre bereits weißhaarige Magier heraus taumelte, und die Katastrophe sah, schrie er lauthals auf, lief zurück und<br />

versuchte die Feuersbrunst mit einem Umhang auszuschlagen. Vergebens. Binnen kürzester Zeit stand das gesamte<br />

Dach in hellen Flammen. Der Magus konnte gerade noch zurück in die Hütte laufen und einige prächtige Folianten,<br />

seinen Stab sowie das eine oder andere Fläschchen vor sich in den Matsch werfen, als Teile des Daches einstürzten<br />

und die Flammen nun auch noch aus den Fenstern schlugen.<br />

Verstört sah der Edle <strong>von</strong> Orweiler auf die Verwüstung, die der Waldläufer wie beiläufig angerichtet hatte. Auch<br />

die übrigen waren entsetzt. Die Hütte war nicht mehr zu retten und stürzte rasch in sich zusammen. Zischend fielen<br />

Schneeflocken ins hochlodernde Feuer.<br />

***<br />

Hesindian schreckte hoch. Kawumms! Es dauerte eine Weile, bis er wirklich begriffen hatte, dass er neben einem<br />

Bett lag, einem Bett, dass nicht sein eigenes in Orweiler war.<br />

Es dauerte noch eine Weile, bis ihm gewahr wurde, dass er sich in einem Gasthaus in Rommilys befand, und er<br />

gerade schlecht geträumt hatte. Ein wüster Traum <strong>von</strong> Viergehörnten, entführten Waldläufern, schwarzen Kutschen<br />

und einer brennenden Hütte. Seiner Hütte! Zum Glück war das alles nur ein schlechter Traum gewesen. Bis auf den<br />

Teil mit der Hütte.<br />

Durch einen Spalt im Fensterladen drangen die ersten Strahlen einer Wintermorgensonne herein. Rommilys<br />

erwachte. Karren und Fuhrwerke rumpelten vorbei, sicherlich schon seit einer geraumen Weile. Irgendwo wieherte<br />

ein Pferd.<br />

Der junge Magus mit dem weißen Haar rappelte sich auf, starrte auf das kleine Ölgemälde an der Wand, dass einen<br />

Mann auf einen Rappen im Kampf mit einem halben Dutzend Wegelagerer zeigte, darunter auch eine Elfe oder<br />

Halbelfe. In einem Baum am Wegrand steckten einige Pfeile, ebenso in einer Kutsche, die offenbar gerade <strong>von</strong> den<br />

Räubern überfallen wurde. Der Reiter, der sie verteidigte, sah Odilon sogar ein wenig ähnlich. Seinem Feind.<br />

Einem alten Freund, der sich ihm gegenüber wie ein Feind verhalten hatte.<br />

Auch wenn es noch sehr früh am Morgen war - zumindest für seine Verhältnisse - beschloss er aufzustehen und in<br />

den Schankraum hinunter zu gehen. Seine erste Regung bestand darin, sich dort zum Tresen zu bewegen und<br />

einfach vollaufen zu lassen. Irgendwie war ihm seit Orweiler alles gleichgültig. Nun gut, bis zur Treppe und dort<br />

hinunter waren es noch einige schöne Schritt. Zeit genug für eine Entscheidung, ob er wieder zum Säufer werden<br />

wollte. Deprimiert genug fühlte er sich dazu.<br />

Oder sollte er besser Premer Feuer nehmen? Es war jedenfalls kalt im Gasthof, sehr kalt. Auf den Dächern <strong>von</strong><br />

Rommilys lag der Schnee.<br />

An den Stufen nach unten hielt er inne. Vom Schankraum waren Stimmen zu hören, ebenso Geräusche aus der<br />

Küche, wo offenbar der Wirt zugange war. Ein heimeliges Feuer prasselte im Kamin, erfüllte die Schankstube nach<br />

und nach mit Wärme.<br />

Kein Zweifel, dort unten saßen der bärtige Waldläufer und seine Tochter, die hübsche Edle <strong>von</strong> Nordenheim und<br />

unterhielten sich leise. Dieser verfluchte Brandstifter. Hesindian wollte sich schon wieder ins Zimmer begeben -<br />

Schweinekälte hier oben, und den Anblick Odilons hielt er auch nicht länger als nötig aus - aber fast im letzten<br />

Moment erst siegte die Neugier. War da unten nicht sein Name gefallen?<br />

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