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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Was soll mir dass schon wieder?" fauchte Vegsziber. "Soll ich jetzt noch mehr meiner Leute verlieren? Ich darf es<br />

nicht zulassen, meine Matrosen in Gefahr zu bringen! Ich habe schon drei Leute durch Euch verloren, und jetzt soll<br />

ich schon wieder ein unnützes Risiko eingehen?"<br />

"Ja, das werdet Ihr wohl müssen" echauffierte sich Selbfried. "Es steht das Seelenheil zweier Menschen auf dem<br />

Spiel. Ihr dürft nicht tatenlos zusehen, wie ihre Seelen der Verdammnis anheimfallen."<br />

"Und dabei werden allenfalls noch mehr Seelen geopfert werden. Nein, das mache ich nicht mit. Außerdem weiß<br />

ich noch nicht einmal, wo ich nach dem Verfluchten Kahn suchen soll."<br />

"<strong>Das</strong> ist das geringste Problem. Ihr braucht Euer Schiff nur nach Norden in die Blutige See zu lenken. <strong>Das</strong><br />

Geisterschiff wird uns finden" erläuterte der Inquisitor. "Ich sehe auch als solches kein größeres Risiko darin.<br />

Zumindest kein Risiko <strong>von</strong> den Untoten selbst. Ich habe diesen Leuten hier beim Kämpfen zugesehen. Untote sind<br />

in ihren Bewegungen zu langsam, um geübten Kämpfern gefährlich werden zu können. Da könnt Ihr Odilon,<br />

Alvan, Alrik und mir vertrauen. Die einzigste Gefahr liegt darin, dass ich nicht weiß, wer oder was Gunelde und<br />

Gilborjian geholt hat. Aber wir werden es auf dem Geisterschiff herausfinden und auch Euren Matrosen finden."<br />

"Wir werden dieses Geisterschiff nicht verfolgen. Wir werden auch nicht noch tiefer in die Blutige See segeln. Und<br />

damit wäre alles gesagt. Ich weigere mich schlicht, noch mehr meiner Männer zu riskieren... Harald, Du<br />

übernimmst ab sofort das Steuer!" rief Vegsziber über das Deck. "Du hältst östlichen Kurs, Richtung <strong>Maraskan</strong>."<br />

Ein hünenhafter blonder Matrose folgte dem Befehl. Vegsziber ließ die Gefährten einfach stehen. Er war hier der<br />

Kapitän, und er würde sich nicht <strong>von</strong> einer spitzohrigen Priesterin und erst recht nicht <strong>von</strong> einem garethischen<br />

Praiosfutzi Vorschriften machen lassen. Odilon war überrascht, wie eindeutig der Inquisitor für sie Partei ergriffen<br />

hatte. Aber andererseits war der Kampf gegen zwölfgötterwidrige Existenzen war ja seine ureigenste Aufgabe, also<br />

deckten sich seine Interessen mit der Hoffnung der Gefährten, Gunelde wieder zu finden. Alvan beugte sich über<br />

die Reling und würgte und spuckte. Ein Kloß saß in ihrem Hals, sie fühlte sich erst ein wenig besser, als sie dem<br />

Abendessen hinterher sah. Der Schiffszwieback war auch wahrhaft keine Köstlichkeit gewesen.<br />

"Seekrank?" fragte Sigismund. „Gerade Du, die als einzigste <strong>von</strong> uns schon zur See gefahren ist? Oder liegt Dir der<br />

modrige Geruch dieses unheilvollen Gewässers im Magen?"<br />

"..im Magen, ja" antwortete Alvan geistesabwesend. Alvan fühlte sich speiübel. Sie war nicht seekrank, das wusste<br />

sie. Gerade jetzt, als annähernd Flaute vorherrschte, konnte sie das ausschließen. Aber dieser süßliche modrige<br />

Geruch <strong>von</strong> Tod und Sterben machte dem elfischen Erbe ihrer Nase wohl zu schaffen. Mit einem Ruck richtete sie<br />

sich auf.<br />

"Ist letztlich schazzakabal, wohin dieser Kapitän seinen Kurs ausrichtet. Bei dem lauen Lüftchen kommen wir<br />

ohnehin nicht weit. Ich werde den Horizont im Auge behalten. Wir sind noch viel zu nahe an der verderbten See,<br />

und wenn die FranHoras, oder was da<strong>von</strong> übrig ist, auf Menschenjagd ist, dann werden sie uns auch hier finden.<br />

Wir werden gar nicht danach suchen müssen. Wenn wir vor Sonnenaufgang nicht wieder auf dem Sund sind,<br />

können wir uns schon mal auf einen Kampf einstellen. Ihr solltet schlafen gehen, die letzte Nacht war anstrengend<br />

und die nächste wird gewiss nicht erholsamer." Alvan ging, noch immer <strong>von</strong> einem seltsam flauen Gefühl geplagt,<br />

zum Bug und blickte ausdruckslos in die Ferne. Sigismund und Alrik gingen unter Deck und legten sich zum<br />

Schlafen.<br />

Ein kalter Hauch ließ Sigismund hochfahren. Dem Helligfarn schwindelte. Irgendwie verschwammen die Konturen<br />

vor seinen Augen. Wie konnte das sein? Er war doch gerade aufgewacht, eigentlich müssten doch seine Kameraden<br />

hier sein, er müsste das Schaukeln der Nachtwind spüren. Er war doch gerade aufgewacht, oder? Oder schlief er<br />

etwa noch und träumte er sei erwacht? Der Gedanke hatte etwas für sich, denn Sigismund war völlig<br />

orientierungslos. Warum war es so kalt? Nein, es war nicht wirklich kalt auf der Blutigen See, aber dennoch<br />

fröstelte ihn. Warum schwitzte er dann so? Schwitzt man, wenn einem kalt war? Warum schlug sein Herz wie<br />

wild? Oder bildete er sich das alles nur ein?<br />

Sigismund!<br />

Der so angesprochene wollte sich umdrehen und nach dem sehen, der ihn gerufen hatte. Doch er erblickte<br />

niemanden.<br />

Sigismund! wiederholte die Stimme. Erst jetzt bemerkte er, dass die Stimme nicht <strong>von</strong> außen kam, sondern dass sie<br />

in ihm selbst, in seinem Kopf, widerhallte.<br />

Du Wurm, meinst Du mit Deinen Augen kannst Du mich sehen wie diese jämmerlichen Gestalten auf diesem Schiff?<br />

Was denkst Du, wer Dir hier die Ehre erweist, mit Dir zu sprechen? Doch nicht diese zerlumpten Menschenwürmer<br />

hier?<br />

Wer dann? Wollte Sigismund fragen, aber die Worte blieben in seiner trockenen Kehle stecken.<br />

Frag nicht so dämlich. Der Herr der Rache gibt sich die Ehre<br />

Belha... Sigismunds Gedanken stockten.<br />

Schön, dass Du meinen Namen kennst. Sprich ihn ruhig aus.<br />

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