Das Gold von Maraskan - Darpatien
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wird. Diese Heiden glauben ja auch nicht an das Gericht Borons sondern an die Wiedergeburt, da fällt das Sterben<br />
leicht.“<br />
„Außerdem rechne ich durchaus gute Chancen für uns aus. Natürlich hängt es da<strong>von</strong> ab, ob und wann die Rebellen<br />
kommen. Aber ich denke Sturmfejian weiß was er tut. Und wenn wir hier einen Hinterhalt legen sieht es<br />
möglicherweise besser für uns aus als man meinen könnte. Vergiss nicht, dass wir hier geschützt sind vor<br />
dämonischen Angriffen. <strong>Das</strong> einzigste was mich stört ist, dass wir hier keine Rückzugsmöglichkeit haben.“ Odilon<br />
sah durch die schmale Luke, die er und Alrik durch die Herausnahme eines Dachziegels gefertigt hatten. Ob sich<br />
mit dem Ast der Pinie, die über das Dach hing, etwas anfangen ließe? Wäre das, zumindest bei Nacht, ein<br />
möglicher Fluchtweg? Oder auch ein Schwachpunkt in der Verteidigung. Auf alle Fälle waren die zusätzlichen<br />
Luken, die er und Alrik gefertigt hatten, ein Schwachpunkt. Sollten die Angreifer Hylailer Feuer mit sich führen,<br />
dann wäre dies die einzige Stelle, die Feuer fangen könnte. "Aber ein paar Vorbereitungen müssen wir schon noch<br />
treffen, damit wir hier auch lange genug aushalten können, bis die Rebellen uns unterstützen können. Wir müssen<br />
die Truhe, die in der Kammer steht, mit Sand füllen. Sand ist das einzigste, mit dem wir einen Brand mit Hylailer<br />
Feuer löschen können, wenn die Haffaxijas uns ausräuchern wollen. Und die beiden alten Fässer dort müssen wir<br />
noch mit Wasser füllen. Zum Trinken ebenso wie um Brände zu löschen. Zum Glück haben die Zwillingspriester<br />
diese Klause direkt neben einen Bach gebaut. Und wenn ich mich nicht irre, dann hat der Bach ein lehmiges Bett.<br />
Damit können wir die Balken des Dachstuhls einreiben und gegen Feuer schützen, notdürftig zumindest. Im<br />
Bereich der Luken sollten wir das unbedingt tun, und auch die Bretter in den Fenstern sollten wir mit Lehm<br />
behandeln. Also, an die Arbeit. Es sind nur noch vier Stunden bis es dunkel wird."<br />
Gunelde hatte ihrerseits den Gedanken gehabt, aus den Tüchern des Bettes und einem provisorisch zusammen<br />
gebastelten Holzgestell ein paar zusätzliche „Verteidiger“ zu fertigen. Damit würden die Luken auf alle Fälle für<br />
entfernte Angreifer bewacht aussehen, vielleicht würden auch Pfeile und Bolzen der Angreifer auf falsche Ziele<br />
gelockt werden. Gemeinsam mit Alvan machte sie sich an die Arbeit. Erst nach Sonnenuntergang waren alle<br />
Vorbereitungen getroffen. Zuletzt stellten sie das Waffengift – außer Alriks Schlafgift stand noch das Gift der<br />
Rebellen zur Verfügung, das tödlich wirkte. Die Gefährten vereinbarten mit den Rebellen, das tödliche Gift für die<br />
Schusswaffen und das Schlafgift für die Handwaffen zu verwenden. Dann teilten Wachen sie ein und legten sich<br />
dann schlafen.<br />
Odilon schreckte aus einem unruhigen Halbschlaf hoch. Grillenzirpen und leises Schnarchen im Halbdunkel. Einen<br />
Moment lang durchzuckte ihn Schrecken, glaubte er doch, er sei auf Wache eingeschlafen. Nein, er war fest in eine<br />
Decke eingehüllt und lag auf seinem Schlafplatz. Leise stöhnend stand er auf. Erst jetzt merkte er, was ihn hatte<br />
aufwachen lassen. Stimmengewirr vor der Tür. Wortfetzen auf maraskanisch. Ein fahles Dämmerlicht verriet, dass<br />
das Morgengrauen nicht mehr fern war. Draußen keckerte, tropfte, fauchte, knisterte und schrie der Dschungel<br />
gegen das monotone Murmeln des Perlenmeers an. Die Eingangstür stand offen, der schwere Holzbalken lag davor.<br />
Sturmfejian und Alrijiana im Hartholzpanzer, die schwarzglänzenden Haare zu einer tollkühnen Frisur<br />
hochgesteckt, standen unter dem Portal und hielten ihre blitzenden Klingen auf eine schmutzstarrende,<br />
kahlschädelige Gestalt, die stöhnend hereingekrochen kam. Erst als die Wache eine Fackel entzündete, erkannte der<br />
Gallyser den Kapitän der Nachtwind.<br />
"Vegsziber!" stieß nun auch der Rebell hervor. "Vetter! Was um der göttlichen Geschwister willen machst du denn<br />
hier!" Erstaunt hob der Waldläufer die Augenbrauen. Die beiden waren verwandt? Nun ja, Sturmfeschijn und<br />
Sturmfeijan hörte sich durchaus ähnlich an. Der Schmugglerkapitän keuchte etwas, und sein Vetter beeilte sich,<br />
ihm eine Flasche mit Wasser zu reichen. Der <strong>Maraskan</strong>er trank gierig, verschluckte sich und hustete. "Jergan...<br />
Gefängnis... bin entkommen... wo sind die anderen?"<br />
"Estibora ist hier." Sturmfejian blickte erst zu Odilon, stutzte einen Moment und sah dann ins Dunkle.<br />
"Was soll das, heißen, du bist entkommen?"<br />
"Einer der Wachen... gehörte zu den Sira Jerganak...." Schwach schlug Vegsziber nach einem Moskito, der sich an<br />
einer schmutzstarrenden Wunde an der Stirn des Mannes laben wollte.<br />
"Was?"<br />
"Er hat mir bei der Flucht geholfen. Ich musste so tun, als würde ich ihn niederschlagen, und..."<br />
"Schazzak!" rief Sturmfejian aus und ließ seinen Vetter fallen, den er gerade noch beim Trinken gestützt hatte. "Du<br />
Narr! Wir haben im Gefängnis <strong>von</strong> Jergan niemanden vom Widerstand. Da bin ich mir sicher. So sicher, wie eines<br />
Tages Gror das Geschenk seines Bruders empfangen wird!"<br />
Vegsziber stöhnte schwach. Die Finger seiner rechten Hand trieften vor Blut und waren merkwürdig krumm, wie<br />
gebrochen. Man hatte ihn offenbar gefoltert. Der Hals unter dem stoppelbärtigen Kinn wies Würgemale auf.<br />
Vegsziber war in Jergan eindeutig gefoltert worden. Der Rebell schimpfte weiter, während im Schrein die ersten<br />
Schläfer erwachten. "M´sarrar! Und du bruderloser Einfaltspinsel hast natürlich nicht gemerkt, dass das alles nur<br />
eine Finte war, um die Haffaxijas hierher zu führen!" Mit einem derben Fußtritt zertrat er einen Blutegel, der <strong>von</strong><br />
Vegszibers Stiefeln auf den Boden des Schreins gerutscht war. Irgendwo über dem Dach schrie triumphierend ein<br />
Maran. Merkwürdig, dachte Odilon, ein Maran, der bei Nacht jagte?<br />
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