Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Links und rechts erstreckten sich nun Weizenfelder, die den Mondschein noch verstärkten. Vor sich sah er den<br />
Gardisten mit der Armbrust aufs Dach klettern, sich auf den Bauch legen und zielen.<br />
Alrik riss das Pferd herum und lenkte das Pferd ins Weizenfeld. Körner und Halme wirbelten um ihn herum durch<br />
die Luft. Dadurch verlor er zwar an Geschwindigkeit, bot aber ein deutlich schlechteres Ziel. Der Rotmantel auf<br />
dem Dach konnte der Versuchung nicht widerstehen und schoss dennoch. Alrik sah den Bolzen nicht einmal, der<br />
an ihn vorbei in die Nacht sauste.<br />
Mit verhängten Zügeln kehrte er auf die Straße zurück. Erneut hatte er Glück. Die Straße machte eine leichte<br />
Biegung, und die Kutsche, die bereits einen deutlichen Vorsprung herausgefahren hatte, musste ihre<br />
Geschwindigkeit verlangsamen. Als die Straße wieder geradeaus ging, hatte sich Alrik bereits wieder auf wenige<br />
Schritt heran gearbeitet.<br />
Sein Gegner auf dem Dach war dennoch nicht faul. Er löste eine auf dem Dach festgeschnallte Kiste und<br />
schleuderte sie als Wurfgeschoss auf seinen Verfolger. Erneut wich Alrik ins Kornfeld aus.<br />
Dichtes, dorniges Buschwerk versperrte ihm dort nach wenigen Dutzend Schritt den Weg. Alrik fluchte und kehrte<br />
auf die Straße zurück. Er konnte spüren, wie die Kraft aus dem Shadif schwand. Nun denn, auch die Kutsche würde<br />
dieses irrsinnige Tempo nicht auf ewig halten können, zumal die Schlaglöcher in der Straße ihr weitaus mehr zu<br />
schaffen machten als einen einzelnen Reiter.<br />
Erneut hatte Alrik Glück. Ein Dornbusch war auf die Straße gerollt und der Kutscher musste nun seinerseits sein<br />
Gefährt ins Weizenfeld lenken, um die Hufe der Pferde nicht zu gefährden. Einen Sinn hatte diese wilde<br />
Verfolgungsjagd also schon mal - sie schränkte die Versorgung der Heptarchien mit Weizen deutlich ein...<br />
Alrik ließ das Shadif über den Dornbusch springen und sah zur Kutsche, die auf ihrem Querfeldeinweg bedenklich<br />
schwankte und wenige Schritt vor ihm wieder auf die Straße kam. Der Baron holte alles aus seinem Reittier heraus<br />
und tatsächlich kam er nun bis auf einen Armbreit an die Karosse heran.<br />
Seine behandschuhte Linke berührte das Gitterfenster der Wagentür. Er nestelte seine Stiefel aus den Steigbügeln,<br />
schloss die Finger um einen der Stäbe, ließ den Zügel los und griff auch mit der Rechten nach einem Gitterstab.<br />
Alrik wurde mehr aus dem Sattel gezogen, als dass er selbst sprang.<br />
Schließlich hing er an dem kleinen Türchen - und schleifte mit den Stiefeln und Unterschenkeln über die Straße,<br />
die zum Glück aus weichem Schlamm bestand. Also pflügte er mit den Füßen durch den Matsch, eine ganze<br />
Fontäne aus Schlamm hinter sich hochwirbelnd.<br />
Mit äußerster Kraftanstrengung zog er sich hoch und kam schließlich auf dem schmalen Trittbrett der Tür zum<br />
Stehen. Der Armbrustschütze, der unterdessen gemerkt hatte, dass ein Mitfahrer hin zu gekommen war, versuchte<br />
ihm die Armbrust ins Gesicht zu stoßen. Alrik wich aus, packte den Stahlbogen der Waffe und riss sie dem<br />
Rotmantel aus der Hand. Nutzlos fiel die Armbrust in die Tiefe.<br />
Alrik hatte einen Augenblick Luft, um durch das Gitterfenster zu blicken. Tatsächlich konnte er das Ornat des<br />
Inquisitors erahnen, der an die Wand gekettet war.<br />
Nun musste er sich wieder dem Gardisten zuwenden, der seinen Sklaventod gezückt hatte und ihm damit eine<br />
Rasur zu verpassen suchte. Alrik griff nun ebenfalls zu seiner Klinge und wehrte die ungelenken Hiebe vom<br />
Kutschendach ab - wenn auch selbst ob der Umstände nicht sonderlich geschickt. Ein Schlagloch kam ihm zu<br />
Hilfe. Der Gardist wurde in die Höhe geschleudert und hatte Mühe, den Sklaventod in der Hand zu behalten. Alriks<br />
Klinge verhakte sich mehr zufällig als absichtlich in einer der monströsen Zacken der Waffe. Ein Ruck, dann hatte<br />
er sie dem Rotmantel entwunden. Auch sie fiel auf die Straße. Wütend trat dieser nach Alrik, traf aber nur das<br />
Schwert, das nun Alrik aus der Hand glitt.<br />
Also zückte er seinen Dolch, den er sich in Piratenmanier zwischen die Zähne klemmte, um dann das<br />
Kutschendach zu entern. Sein Gegner versuchte ihn mit dem Stiefel nach unten zu treten, wäre aber selbst beinahe<br />
ausgeglitten. Hastig hielt er sich an einem der Lederbänder fest, die gerade noch die Truhe gehalten hatte, kroch<br />
vorsichtshalber in Richtung Kutschbock zurück und zog seinerseits einen Krummdolch. Geduckt huschte er wieder<br />
vor.<br />
Eine wüste Messerstecherei auf dem schwankenden, wankenden Dach der Kutsche entbrannte. Mit hässlichem,<br />
kaltem Zischen fuhren die Klingen durch die Luft. Alrik spürte, wie der Waqquif über seinen Handrücken glitt.<br />
Blut tropfte zu Boden. Dann stieß er selbst zu. Sein Gegner wich geschickt aus, griff erneut an. Die Klinge bohrte<br />
sich in Alriks Seite. Mit einem Schmerzenschrei ließ er die Klinge fallen, die sich ins Holz des Kutschendaches<br />
bohrte. Ein Ruck der Kutsche, und er wurde unsanft auf den Rücken geworfen. <strong>Das</strong> Haumesser zuckte herab. Im<br />
letzten Augenblick umklammerte Alrik mit der Rechten das Handgelenk seines Gegners, der über ihn fiel und die<br />
Linke um seine Kehle schloss.<br />
"Lass es einfach zu" knurrte der Oronier in kältestem Tulamidya. "Der Schmerz, die Angst...es ist der Einen und<br />
Einzigen gefällig. Gleich wirst du bei ihr sein - auf ewig!"<br />
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