25.10.2012 Aufrufe

Das Gold von Maraskan - Darpatien

Das Gold von Maraskan - Darpatien

Das Gold von Maraskan - Darpatien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Es war die Grobheit des Piraten, mit der er sie in Richtung des Achterdecks zerrte, die sie bewog, nun doch noch zu<br />

schreien.<br />

"Hiiil....."<br />

Eine schwielige, nach Schmutz und Branntwein stinkende Pranke erstickte ihren Schrei. "Kommst du mir so,<br />

Elflein? Noch ein Mucks, und ich steche dich ab." Alvan spürte die schartige Klinge mehr an ihrer Kehle, als dass<br />

sie sah. Der Pirat stieß sie zu Boden, drückte sie mit dem Knie fest und griff nach ihren Händen. Diese Schmerzen,<br />

diesen Schmerzen! Wenn sie sich nur hätte wehren können...<br />

Alvan spürte, wie ihre Hände gefesselt wurden, vermutlich mit dem Strick, den der Steuermann als Gürtel um sein<br />

buntgestreiftes Hemd trug. Im nächsten Augenblick schlang er auch schon sein schmieriges Halstuch als Knebel<br />

um ihre Mund, zog sie zum Besanmast und band sie dort mit einem Tau fest. <strong>Das</strong> ist also der Dank dafür, dass ich<br />

euren verdammten Seelenverkäufer gerettet habe, dachte sie...<br />

"Bum-Bum! Bum-Bum!"<br />

<strong>Das</strong> Trommeln wurde leiser und entfernte sich. Irgendwie hegte Alvan den schrecklichen Verdacht, dass es gerade<br />

ihr schriller, durch den Nebel verzerrter Schrei gewesen war, der den fremden Kapitän irritiert und zur<br />

Kursänderung bewogen hatte.<br />

Ein Augenblick war ihre innere Verzweiflung noch größer als der Schmerz in ihrem Unterschenkel. Nein, kein<br />

Zweifel, die Trireme entfernte sich. Die Trommelgeräusche und das Rauschen der Riemen wurden immer<br />

schwächer und hörten schließlich ganz auf. Für kurze Zeit keimte noch einmal wahnwitzige Hoffnung in Alvan auf,<br />

als sie ein schwaches "Bum-Bum" zu hören glaubte, dann war nur noch das leise Gluckern des Meeres und das<br />

gequälte Stöhnen der Fran-Horas zu hören.<br />

"Der Pestodem!" kicherte der Steuermann. Seine Augen leuchteten, als wäre er ein Fall für die Noioniten.<br />

"Charyptoroth sei Dank, der Pestodem hat sie vertrieben. Jetzt kannst du wieder schreien, soviel du willst, mein<br />

Schätzchen. Und du wirst bald schreien, Schlampe, so oder so!"<br />

Der Pirat löste das Halstuch und verknotete es wieder um seinen mit blutigen Pusteln übersäten Hals. Angewidert<br />

spuckte Alvan aus. Dann sah sie, wie die Piraten im Beiboot längsseits gingen und ihr eigenes Schiff enterten.<br />

Noch immer stand der grüne Nebel in der Nachtluft, lag wie ein alles erstickendes Leichentuch über der Fran-<br />

Horas. Emporio, der rattennasige Leutnant, stolzierte auf das Achterdeck – und schlug den Steuermann mit einem<br />

derben Fausthieb nieder. "Du Mistkerl- warum hast du nicht genau Kurs gehalten, he? Beinahe hätten uns die die<br />

verdammten Aranier erwischt! Die Gurgel rausreißen sollte ich dir, he!" Wie ein getretenes Tier krümmte sich der<br />

Einäuge <strong>von</strong> seinem Peiniger weg, deutete zischelnd zu Alvan: "Die da ist schuld! Wegen der musste ich das<br />

Steuerrad verlassen. Wollte um Hilfe schreien, die da!"<br />

"<strong>Das</strong> ist nicht wahr!" Stolz reckte Alvan das Kinn. "Ich habe erst geschrieen, als das verdammte Schwein da über<br />

mich hergefallen ist. Wegen der Schmerzen in meinem Bein..." Die Halbelfe wies mit dem Kopf auf ihren<br />

Verband, der mittlerweile triefend rot und <strong>von</strong> Blut durchnässt war. "Warum hätte ich euch erst vor den Araniern<br />

retten und dann um Hilfe rufen sollen?"<br />

Erst jetzt merkte sie, dass <strong>von</strong> dem Piratenhäuptling weit und breit nichts zu sehen war. Mercurio schien ihr<br />

gewogen zu sein, auch wenn es nur der Schnaps gewesen sein mochte, der ihn sentimental gestimmt hatte. Alvan<br />

erinnerte sich, was er über die Abneigung seines Leutnants über Elfen gesagt hatte. "Mercurio? Wo ist Mercurio?"<br />

Einige Piraten griffen die Frage der Elfe auf. "Ja, verdammt, wo ist der Alte?"<br />

"Mercurio ist schwer verletzt. Ich habe ihn in seine Kajüte gebracht. Einstweilen führe ich das Kommando!"<br />

Emporio stellte sich breitbeinig vor das Steuerrad.<br />

"Schwer verletzt? Wegen dem bisschen Feuer?" kam eine Frage <strong>von</strong> unten. Alvan musste zugeben, dass auch ihr<br />

der Käpt´n nicht all zu schwer verwundet erschienen war. Mühsam versuchte sie sich an den Ablauf der Ereignisse<br />

zu erinnern. Der Bolzen im Kopf der Piraten...die Aranier hatten mit Pfeilen geschossen, nicht mit Bolzen, und<br />

waren am Schluss eigentlich auch schon außer Schussweite gewesen, <strong>von</strong> der schlechten Sicht ganz zu schweigen.<br />

Sollte Emporio etwa...? Gelegenheit dazu hätte er gehabt. Die meisten Piraten waren vor dem Beschuss unter Deck<br />

geflohen, so dass er nicht all zu viele Zeugen hätte beseitigen müssen.<br />

"Es hat ihn ziemlich übel erwischt. Schwer zu sagen, ob er durchkommt, he?"<br />

Irgendwie stand die Falschheit dem Al´Anfaner ins Gesicht geschrieben. "Aber jetzt Schluss mit dem Gequatsche.<br />

Solange Mercurio ausgefallen ist, hört ihr auf mich. Hat jemand gesehen, was aus der Greif geworden ist? He?"<br />

Ratloses Achselzucken.<br />

"Die Aranier werden sie wohl aufgebracht haben, mit ihrem fehlenden Fockmast und dem beschissenen Wind!"<br />

"Hat das jemand gesehen?"<br />

Mehrfaches Kopfschütteln.<br />

54

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!