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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Ich stolpere mit und der Pfeil surrt knapp über mich hinweg. Ein Hinterhalt. Überall <strong>Maraskan</strong>er mit ihren bunten<br />

Rüstungen und verschlagenen Gesichtern. Ein Kampf, viele blitzende Klingen...<br />

Meine tapferen Friedwangen halten sich prächtig. Aber viele sterben, so viele... Triumph! Wir haben sie in die<br />

Flucht geschlagen... Ein Krabbeln auf meiner Wange. Verfluchte Stechmücken! Ich schlage nach dem Ungeziefer.<br />

Etwas beißt mich. Nein, das ist kein Moskito, sondern ein Käfer... Plötzlich ist alles so seltsam. Alles<br />

verschwimmt, der Dschungel, die Straße, das Blut. Ein Rausch aus Farben und Tod...<br />

Als ich wieder zu mir komme, liege ich in meinem Feldbett. Der Abendregen fällt, und vom Meer her naht eine<br />

kühle Brise. Jargan ist bei mir, Jargan, mein tapferer Knappe, und der <strong>Maraskan</strong>er. Der Junge weint, während er<br />

mir die glühende Stirn mit einem Tuch kühlt. Ich muss ihn ermahnen, tapfer zu sein. Tapferer Jargan. Draußen<br />

tuscheln meine Bauern, gaffen zum Zelt herein und stehen herum wie dumpfes, verstörtes Vieh, das den nahenden<br />

Tod spürt.<br />

Es geht zu Ende mit mir. Ich sterbe. Sangive. Tsalinde. Lebt wohl. Ich werde Euch nie wiedersehen. Lebe wohl,<br />

mein geliebtes Nordenheim, Ort der Kindheit. So ist es also, wenn man zu Boron geht. Mir graut vor seiner kalten<br />

Halle.<br />

Wie aus weiter Ferne höre ich die Stimme der Lebenden. Marajin spricht zu mir, <strong>von</strong> Wiedergeburt und der<br />

Schönheit der Welt. Offenbar versucht er mich zu seinem Glauben zu bekehren. Der <strong>Maraskan</strong>er fragt mich etwas,<br />

und ich nicke, obwohl ich ihn nicht verstehe. Er legt seine Hand auf meine Schulter, und alles ist mit einem mal so<br />

leicht, so tröstlich. Was, wenn er am Ende recht hat?<br />

Der Regen verebbt und eine Zeitlang liege ich schweigend, höre nur meinen rasselnden Atem, der schwerer geht<br />

und schwerer. Ein Glühwürmchen kommt durch den Zelteingang hereingeflogen. Ich sehe ihm zu, bis sein Licht<br />

verglüht. Dann Dunkelheit. Dunkelheit...<br />

"ALVAAAN!" Odilon schrie, während er seine Tochter an der gesunden Schulter rüttelte. Die Elfe war am Altar<br />

zusammengesunken, ein Lächeln umspielte ihr totenbleiches Gesicht.<br />

Ein tastender Griff an den Hals verriet dem Waldläufer, dass sie noch lebte. Aber in ihrem Inneren tobte das Fieber.<br />

„Lass Sie“ Marajin zog Odilon beiseite. „Sie versteht, sie beginnt zu verstehen. Und das ist anstrengend.“ Auch<br />

Alrik legte beruhigend die Hand auf Odilons Schulter. Odilon hatte gar nicht bemerkt, dass Alrik hinzu getreten<br />

war. Der Friedwanger musste erwacht sein, als Odilon in seinem Rucksack nachgesehen hatte.<br />

Alriks Blick fiel auf das Schwert, das Odilon aus dem Grab gezogen hatte und noch immer in der Hand hielt.<br />

„Ein Schwert mit dem Steinbockwappen auf dem Knauf!“ rief er aus. <strong>Das</strong> ist Friedwanger Machart!“<br />

„Ja. <strong>Das</strong> Schwert Deines Großvaters. Hier ist sein Grab, Marajin hat es mir eben gezeigt. Seit Tagen lagern wir<br />

hier, ohne zu Wissen, dass wir bereits im Tal der Glühwürmchen, am Ziel unserer Reise, angelangt sind.“, erklärte<br />

Odilon.<br />

„Na, wenn das mal nicht der Schönheit der Welt dient!“ Alrik lachte. „Da mag man gar nicht mehr an Zufälle<br />

glauben.“ Alrik hatte der Erzählung Marajins offenbar schon eine Weile gelauscht. „Dann sind wir also am Ziel<br />

unserer Reise angelangt. Hier ist das Grab <strong>von</strong> Guneldes... unseres Großvaters. Seine Gebeine können wir nicht<br />

bergen, da sie gänzlich vom Geflecht der Wurzeln des Trommelbaumes umschlossen werden. Wir müssten<br />

tagelang den Wurzelstock ausgraben und dabei den Rest der Kapelle zum Einsturz bringen, wollten wir die<br />

Knochen bergen. Und einen anderen Schatz des Jerganer Tempels hat es nie gegeben. Was für ein Ende unserer<br />

Reise.“<br />

„Ja. Mir scheint, Eure Reise war soweit erfolgreich. Auch wenn Ihr Euren Großvater nicht bergen könnt, so könnt<br />

Ihr aber immerhin sein Schwert heimführen und Euren Segen über die Grabstätte sprechen. Ich denke, damit habt<br />

ihr Eure Schuldigkeit gegenüber Eurer Familie wohl getan.“<br />

„Ja, gewiss. Die Schuld Guneldes und meiner zu Alboran Sigismund <strong>von</strong> Friedwang ist abgetragen.“, antwortete<br />

Alrik. „So wie auch Ihr Eure Schuld abgetragen ist.“<br />

„Wie meint Ihr das?“ Marajin war sichtlich überrascht.<br />

„Warum sonst hättet Ihr uns retten wollen vor dem Tod, in den Rurmanjinn uns führen wollte?“<br />

„Ja, richtig. Ich bin ein Diener der Zwillinge. Auf seinem Totenbett stellte ich Alboran die Frage, die mir schon<br />

lange auf dem Herzen lag. Ich fragte ihn, ob er die Zwillinge geschaut habe, ob er die Schönheit der Welt nun<br />

verstünde und ob er nun begonnen habe zu glauben. Alboran antwortete mit einem Nicken. Es war das letzte, was<br />

er tat in seinem Leben. Noch im Sterben ist er zum Glauben an die Zwillinge konvertiert. Es ist Brauch bei uns,<br />

dass ein Gläubiger auf den Schutz der Priester vertrauen kann. Und ich konnte nichts mehr für Alboran tun außer<br />

für ihn beten. <strong>Das</strong> einzigste, was ich jetzt für Alboran tun konnte, ist seine Enkelkinder auf eine sichere Heimreise<br />

zu geleiten. Ich bin es Alboran schuldig gewesen zu verhindern, dass mein Sohn seine Enkel tötet.“<br />

„Sehr nobel <strong>von</strong> Euch. Ich bin Euch richtig dankbar. Nein, wirklich.“ Alriks ironischer Tonfall machte deutlich,<br />

dass er Marajin nicht recht glaubte, was diesen sichtlich verunsicherte. „Aber beantwortet mir eine Frage. Nachdem<br />

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