Das Gold von Maraskan - Darpatien

Nein. Niemals. Praios steh´ mir bei. Sigismund meinte ein lautes Lachen zu hören, das ihm durch Mark und Bein
ging. Dann merkte er, dass auch das Lachen nur in seinem Kopf zu hören war. Wachte er oder schlief er? Konnte
das ein Alptraum sein oder war das Realität.
Die Würmer von Alveran können Dir hier nicht helfen. Du bis in meinem Reich, dem Reich der Rache. Und Du
hoffst vergeblich dass dies nur ein Alptraum ist. Nein, Sigismund, es ist Zeit für Dich, zu frohlocken. Es ist Deine
Zeit, die jetzt kommt.
Sigismund verstand nicht.
Haben die Würmer von Alveran jemals gewürdigt, dass Du sie verehrst? Haben sie sich jemals erkenntlich gezeigt
für Deine Opfer? Haben sie jemals Deine Gebete erhört? Nein, natürlich nicht. Ihre irdischen Diener haben Dich
sogar gefoltert! Und Du, Du furchtsamer Hase in Menschengestalt, verzeihst diesem Gesindel sogar und reist
gemeinsam mit dem, der Dich auf den Scheiterhaufen bringen wollte.
Die Worte trafen tief in das Herz Sigismunds. Die Schmerzen, die der Inquisitor ihm zugefügt hatte, waren nicht
vergessen. Doch hatten sie nicht bislang allen Gefahren widerstanden? Waren sie nicht doch auch in diesem Land
irgendwie unter dem Schutz der Zwölf?
Die Stimme lachte, sie lachte so laut und durchdringend dass Sigismunds Ohren schmerzten, obwohl die Stimme
gar nicht real war.
Du glaubst nicht wirklich, dass die dekadenten Würmer Alverans über dieser Reise wachen? Nein, dass Ihr noch
lebt verdankt ihr allein mir! Ich war es, der Euch am Leben ließ. Meinst Du es war Zufall, dass die Fran-Horas
gerade noch rechtzeitig die Greif von Beilunk aufbrachte? Ich habe dies für Euch getan. Ich habe Mercurios Schiff
vom Wind in die Bucht vor Zorgan tragen lassen. Mir allein habt ihr es zu verdanken, dass Ihr aus den Klauen der
Inquisitoren befreit wurdet.
Nein, das ist nicht wahr. Sigismund widersetzte sich mit all seiner Willenskraft, diese dämonischen
Einflüsterungen zu glauben. Die Piraten hatten sie ja nicht befreit, sondern gefangen genommen. Und sie hatten
Alvan geschändet.
Natürlich. Wie hätten sie Euch denn sonst befreien sollen wenn nicht das Schiff der verruchten Praioten zu kapern?
Aber habe ich nicht Odilons Schwert geführt und seinen Bogen? Meinst Du wirklich, ein Mann allein kann so viele
Männer besiegen ohne meine Hilfe? Sigismund, Du bist wahrlich ein Kind. Hast Du nicht gemerkt, dass Odilon
schon lange nicht mehr zu dem Gewürm betet? Hat er nicht schon vor Jahren den Alveraniaren den Rücken
zugewandt? Auch wenn er es noch nicht offen ausspricht, so ist er im Inneren seiner Gefühle längst auf unserer
Seite. Was meinst Du wieso Euer wagemutiger Überfall auf die Gefangenenkutsche gelang? Weil ICH Euch
beschützt habe. Nicht das Gewürm. ICH war es, der Euch für wertvolle Gefolgsleute hält. ICH wollte Euch daher
Euer Leben bewahren. ICH habe Eure Pfeile und Eure Klingen geführt und Euch alle beschützt.
Wenn Du uns beschützt hast, wieso haben diese Schweine dann Alvan geschändet? Wieso hat mich dann dieser
Verfluchte Hund angefallen?
Ihr wart in BELkelels Reich. Vor der Küste Orons und erst recht im Wald bei Elburum. Es war die Forderung, die
BELkelel stellte, um Euch ziehen zu lassen. BELkelel wollte Euch gefangen nehmen lassen und als Opfer für ihre
Riten haben. Auf meine Bitte hin ließ sie mich gewähren Euch zu retten. Diese Forderung, die sie stellte, konnte ich
ihr nicht abschlagen. Aber es ist ein geringes Opfer gewesen, verglichen mit dem, was Euch ohne meine Hilfe
zugestoßen wäre.
Du lügst. Odilon mag kein Anhänger der Zwölf sein, aber er ist auch kein Paktierer.
Er sagt das natürlich nicht offen und versteckt sich hinter Floskeln wie elfische Philosophie. Aber er hat mir auf
dieser Reise schon so viele Seelen überantwortet, mehr als manche bekennenden Gläubigen des Herrn der Rache.
O ja, Odilon hat mir einen großen Dienst erwiesen als er die jämmerlichen Matrosen der Fran-Horas
niedermetzelte. Er gesteht es sich selbst nicht ein, er mag es vielleicht selbst noch nicht einmal wissen, aber er ist
schon lange mein Diener.
Sigismund erschrak. Er hatte Odilon niemals wirklich gemocht, zu oft hatte ihn dieser herablassend oder mit
Nichtachtung behandelt. Aber ein Paktierer? Ein Anhänger Belhalhars? Das hatte er zu keiner Zeit für möglich
gehalten.
Sigismund, bislang habe ich Dich und die Deinen beschützt aus Sympathie, aus Sinn für Gerechtigkeit und aus
gutem Willen. Aber es wird Zeit dass Du Dich erkenntlich zeigst. Ich verlange, dass Du mir den Respekt
entgegenbringst, den Du bislang dem alveranischen Gezücht erwiesen hast. Doch im Gegensatz zu dem Gewürm
werde ich mich für Deine Verehrung erkenntlich zeigen. Ich werde Dich nicht im Stich lassen, wenn Du Hilfe
benötigst, solange Du mir treu ergeben bist. Sigismund, es wird Zeit für Dich. Du musst Dich entscheiden, ob Du
weiter das Natterngezücht verehren und sterben willst oder ob Du auf der Seite der Siegreichen stehen willst. Es ist
nicht schwer, die richtige Entscheidung zu treffen, aber tun musst Du es selbst.
Hör auf. Ich werde niemals Verrat begehen! Eher sterbe ich!
Wenn das Dein Wunsch ist. Die Stimme in Sigismunds Kopf klang eiskalt. Ich will aber großzügig mit Dir sein und
Dir noch Schutz angedeihen lassen bis Du die Küste Maraskans erreicht hast. Ich weiß, dass Dir eine solche
Entscheidung nicht leicht fällt, weil Du erst verstehen musst, dass diese scheinbare Wahrheit, die Dir die Paktierer
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