Das Gold von Maraskan - Darpatien
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sondern auch um Alvan, Gunelde und die verletzte Rebellin. Sie hatten die Verletzten nach draußen getragen um<br />
sich im besseren Licht der Sonne ihrer anzunehmen. Die bewusstlose Rebellin war auch wieder zu sich gekommen.<br />
Die restliche Rebellenschar war eine wilde Horde bunter Gestalten. Nicht nur <strong>Maraskan</strong>er sah er, auch hatten sich<br />
wohl einige Garethjas, Angehörige der einstigen kaiserlichen Armee, wie man an Uniformresten erkannte, den<br />
Rebellen angeschlossen. Dachten sich wohl, lieber für die Zwillingsanbeter zu kämpfen als für die<br />
Dämonenpaktierer. Naja, war wohl das Beste, was man auf diesem Eiland tun konnte, wenn einem die Flucht<br />
verwehrt war.<br />
Odilon gab sich redliche Mühe, das Stimmengewirr auf <strong>Maraskan</strong>isch zu verfolgen. Alles bekam er natürlich nicht<br />
mit. Aber er verstand doch immerhin, dass Rurmanjinn zunächst fünf Rebellen den Befehl erteilte, <strong>von</strong> den<br />
Gefallenen Soldaten alle Waffen und alles Verwertbare Habe heranzubringen. Die Körper der Toten mochten sie<br />
ruhig liegen lassen, darum würden sich die Käfer schon kümmern, wie Rurmanjinn sagte. Nur sollten sie sich<br />
vergewissern, dass die Soldaten wirklich alle tot waren.<br />
Dann gab Rurmanjinn die Order, die Gefangenen zu töten. Doch da stand Odilon auf und rief laut vernehmlich<br />
„Halt!“ Dann wechselte er in sein radebrechendes <strong>Maraskan</strong>isch. „Ist es nicht Sitte, dass derjenige über das<br />
Schicksal <strong>von</strong> Gefangenen entscheidet, dem sie sich ergeben haben? Diese drei, die sich ergeben haben, sind<br />
ebenso wie die Verwundete hier“ er deutete auf Rauline „unsere Gefangene. Daher steht uns auch das Recht zu,<br />
eine Entscheidung zu treffen!“ Odilon konnte es nicht zulassen, dass Menschen erschlagen wurden, die sich ihm<br />
ergeben hatten und deren Schicksal daher in seiner Verantwortung lagen.<br />
„Der Mann hat recht!“ rief Andromejia aus. Nicht dass die Tuzakerin Anteil genommen hätte am Schicksal der<br />
Soldaten. Sie folgte reiner Berechnung. Einerseits wollte sie ja Odilon für sich gewinnen, andererseits wollte sie<br />
verhindern, dass die Soldaten, die ja um ihr Doppelspiel wussten, sie verraten würden. Und das würden sie wohl<br />
nicht tun, wenn sie in Andromejia die Hoffnung ihres Überlebens setzten.<br />
Einer der Rebellen, der schon den Dolch gezogen hatte um Rurmanjinns Befehl auszuführen, hielt inne und sah den<br />
Rebellenführer fragend an. Hesindian bemerkte einen fragenden Blickwechsel zwischen den drei Gefangenen und<br />
Andromejia.<br />
„Wir werden später darüber reden!“ vertagte Rurmanjinn die Entscheidung. Sorge dafür, dass die drei gut gefesselt<br />
und bewacht bleiben.“<br />
Odilon war fürs erste zufrieden. Er wusste auch nicht, was er mit den Gefangenen machen sollte. Er hatte weder die<br />
Möglichkeit noch den Willen, sie dauerhaft zu bewachen. Aber er konnte doch nicht zusehen, wie Wehrlose<br />
Gefangene getötet wurden.<br />
„Ihr anderen! Füllt das Fass hier mit Wasser und bringt die Klause wieder auf Vordermann – na ja, schafft<br />
zumindest den Müll raus!“ Er deutete auf die noch überall herumliegenden Bretter, Ziegel und anderlei Gerätschaft,<br />
das die Flutwelle in dem Gemäuer abgelegt hatte. „Und Du, Ramajida, Du schwimmst zur Maraske und birgst das<br />
Beiboot. Ihr tumben Dschungelkrieger habt es ja vorgezogen an Land zu schwimmen anstatt zu rudern.“ Ein<br />
Lachen ging durch die Menge, schließlich wusste jeder genau, dass angesichts des drohenden Untergangs der<br />
Maraske keine Zeit war, sich um das Boot zu kümmern. Dann bergt ihr alles, was wir da<strong>von</strong> gebrauchen können.<br />
Da wir keine Schiffszimmerleute und keine Werft haben und hier wohl auf kurz oder lang mit weiteren<br />
Patrouillenschiffen aus Jergan rechnen müssen geben die Sira Jerganak am heutigen Tage also ihre Flotte auf.<br />
Ramajida, nimm Dir ein paar Leute die Dir helfen.“<br />
Rurmanjinn sah sich um. „Gut. Die Verletzten bleiben hier, Alemanjinor und Diborjin kümmern sich darum. Alle<br />
anderen, außer denen, die hier aufräumen: Raus mit Euch. Hier ist es zu eng für alle. Helft den anderen dabei, den<br />
toten Soldaten Waffen und Gerät abzunehmen, holt das Gerümpel vom Schiffswrack, macht euch nützlich. Aber<br />
steht nicht dumm rum wie aranische Blaufußtölpel. Alrijiana, Bormanjin, Dajina, ihr bleibt hier. Wir müssen uns<br />
beraten über das weitere Vorgehen.“ Rurmanjinn wandte sich nun an die Gefährten. „Und ihr bleibt auch hier. Der<br />
da“ er deutete auf Hesindian „kann vielleicht den Heilern zur Hand gehen. Ihr anderen drei berichtet uns, was<br />
vorgefallen ist, und dann werden wir weitersehen, was zu tun ist.“<br />
Alemanjinor und Diborjin sahen sich die Verwundeten an. Die Rebellen waren doch recht gut weg gekommen. Die<br />
Soldaten waren keine begnadeten Schützen gewesen, so waren nur vier <strong>von</strong> ihnen verwundet. Aber es waren<br />
allesamt nur Fleischwunden. Schmerzhaft zwar, aber sie alle würden es überstehen. Auch Sturmfejian würde seine<br />
Verletzungen überstehen. Gut möglich, dass er zeitlebens humpeln würde, aber verglichen mit Estibora und<br />
Efferjiane ging es ihm geradezu glänzend. Beide <strong>Maraskan</strong>erinnen hatten schwere Wunden da<strong>von</strong> getragen, und die<br />
Heiler konnten nicht absehen, ob sie den Tag überleben würden.<br />
Gunelde war rasch wieder zu sich gekommen. Fachkundig hatte Alemanjinor ihre Schulter verbunden und eine<br />
Schlinge für ihren Arm geknüpft. Gunelde war blass und hatte Schmerzen, die ihr wahrlich zu schaffen machten,<br />
aber mit der Zeit würde es heilen. Ähnlich stand es um Alvan. Die Wunde in ihrer Wade war nicht tief und würde<br />
heilen. Die Platzwunden sahen übler aus als sie waren. Aber alles in allem würde sie mit Hilfe eines Stockes laufen<br />
können. Morgen jedenfalls, für diesen Tag ordnete Alemanjinor, der auch eine Gehirnerschütterung nicht<br />
ausschloss, absolute Ruhe an. Auch Andromejia – Rurmanjinn wollte die ihm unbekannte Rebellin nach der<br />
Behandlung noch einmal genauer befragen – hatte keine wirklich schweren Wunden erlitten. Aber sie würde einige<br />
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