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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Sie kann das Rotgepelz ja mit ihrem Gürtel erschlagen" knurrte Alvan. "Oder erdrosseln..." Ein scharfer Blick,<br />

und die Bäuerin senkte die Augenlider.<br />

Die Edle packte ihr Krumenbrot aus und begann, daran zu kauen. Dann ging ihr Blick zu Gunelde, die sich mit<br />

ihrer Umhängetasche neben sie setzte und die Wunde vorsichtig freizulegen begann. Dann reinigte sie die tiefe<br />

Schramme - denn mehr hatte die Klinge nicht hinterlassen - mit dem bisschen Premer Feuer, das <strong>von</strong> den Goblins<br />

noch verschont worden war, und hüllte die Wunde unter einen dicken Verband.<br />

"Ist tatsächlich nur ein Kratzer. Übermorgen werdet Ihr nichts mehr da<strong>von</strong> spüren."<br />

"Ich danke Euch. So seid Ihr also unter die Heiler gegangen? Entsinne ich mich recht und hattet Ihr nicht einen<br />

Mann, in Heidengrund?"<br />

Guneldes Gesichtszüge verfinsterten sich ein weiteres Mal, diesmal eindeutig.<br />

"Verzeiht, ich wollte Euch nicht zu nahe treten."<br />

Die Therbunitin packte das Verbandsmaterial wieder umständlich in ihre Tasche.<br />

"Schon gut. Ihr könnt es ja nicht wissen... Mein Mann... Firnjan... die Kaiserlichen haben ihn einen Monat vor der<br />

Schlacht an der Trollpforte mitgenommen. Ich habe seitdem nichts mehr <strong>von</strong> ihm gehört."<br />

"<strong>Das</strong> tut mir leid." Alvan blickte in die Flammen, die hochwirbelten, als Missila ein großes Stück Holz ins Feuer<br />

warf. "<strong>Das</strong> tut mir wirklich sehr leid."<br />

"Wenig später sind dann meine beiden Kinder sehr krank geworden und... gestorben...die Älteste an einem Tag, die<br />

Kleine gleich am nächsten" Die Therbunitin schluckte. "Wären sie etwas älter gewesen und hätten mehr zu essen<br />

bekommen...hätte ich mich mit Krankheiten besser ausgekannt..."<br />

"<strong>Das</strong> Schicksal hat es nicht gut mit Euch gemeint." versuchte Alvan die richtigen Worte zu finden. "Der Krieg war<br />

für uns alle eine harte Prüfung... ich habe selber viele Menschen verloren, die ich sehr... die mir sehr nahe standen...<br />

und..."<br />

"Ich weiß, es war Krieg, und ich war wahrlich nicht die einzige, die an ihm zu leiden hatte. Danach gab es nichts<br />

mehr, was mich in Heidengrund hätte halten können... also bin ich Therbunitin geworden, um wenigstens das Elend<br />

der anderen lindern zu helfen..."<br />

Auch Gunelde setzte sich nun ans Feuer, hüllte sich in ihren Mantel und starrte in die Flammen.<br />

"Der Gedanke, dass Firnjan... Ihr wisst ja, was sie mit den Toten machen... diese Unsicherheit war das<br />

Grauenhafteste" Letztere Worte hatte Gunelde kaum mehr geflüstert. "Verzeiht, was schwatze ich da? Wir haben<br />

derzeit nun wahrlich andere Sorgen."<br />

"Nun, ich weiß, was es heißt, einen guten Freund, einen Kameraden im Kampf gegen einen solchen Feind<br />

zurücklassen zu müssen. Aber vielleicht ist Euer Gemahl ja auch gar nicht gefallen, sondern in Gefangenschaft<br />

geraten und..." Alvan schalt sich selbst eine Närrin. Die Dreckigen machten keine Gefangenen, und wenn ja, war es<br />

allemal besser, seinem Leben eigenhändig ein Ende zu setzen.<br />

"Nein, das glaube ich nicht. Ich bin sicher, dass er tot ist."<br />

"Wir <strong>Maraskan</strong>er... die <strong>Maraskan</strong>er glauben, dass mit dem Tod das Leben nicht zu Ende ist...wenn er wirklich nicht<br />

mehr unter den Lebenden weilen sollte, dann weilt seine Seele nun in einem anderen Lebewesen, ebenso die Seele<br />

Eurer Kinder. <strong>Das</strong> Rad des Lebens bricht nicht, sondern dreht sich in einem fort..."<br />

"Wir <strong>Maraskan</strong>er?" Die Therbunitin sah Alvan unverwandt an.<br />

"Äh, verzeiht, ich habe mich auf der Käferinsel ein wenig mit maraskanischer Philosophie beschäftigt." Einen<br />

Augenblick lang kam sich die Halbelfe ausgesprochen glaubensschwach vor. Aber sie hatte schon mehr als einmal<br />

erlebt, dass Diener der Zwölfe überaus intolerant auf gewisse Aspekte des Rur-und-Grorglaubens reagierten.<br />

"Ihr ward einmal auf <strong>Maraskan</strong>?" Gunelde hielt einen Augenblick inne, als müsse sie erst angestrengt über etwas<br />

nachdenken. "Vielleicht könnt Ihr mir ja weiterhelfen..."<br />

"Wieso, interessiert Ihr Euch für maraskanische Philosophie?" Alvan war dankbar <strong>von</strong> dem Thema Tod und<br />

Sterben im Krieg wegzukommen, dass auch ihr nur zu gut bekannt war.<br />

"Nun, nicht direkt... Es ist nur so... Vielleicht sollte ich etwas weiter ausholen..."<br />

"Erzählt, ich erfahre gerne Neuigkeiten, vor allem wenn es um <strong>Maraskan</strong> geht. Auch wenn <strong>von</strong> dort fast nur noch<br />

schlechte Neuigkeiten kommen."<br />

"Nun, wo soll ich anfangen. Vor einigen Wochen habe ich mich <strong>von</strong> meinem Orden beurlauben lassen und bin<br />

nach Boronia aufgebrochen, Ihr wisst schon, dem Heiligtum des Schweigsamen an der Trollpforte..."<br />

"Um mehr über das Schicksal Eures Mannes herauszufinden?"<br />

"Gewiss. Nun, um es kurz zu machen... Die Geweihten waren sehr...entgegenkommend zu mir... sie waren wirklich<br />

sehr freundlich... und ich weiß nun mit Gewissheit, dass Firnjan...dass mein Gemahl..." Tränen traten in die Augen<br />

der Therbunitin. "Ich bin mir nun sicher, dass er tot und seine Seele bei Boron ist. Möge er in Frieden ruhen."<br />

Gunelde senkte ihre Stimme wieder.<br />

"Aber da war noch etwas anderes. Dieser Traum in Boronia... Haben Träume, die einem in einem Borontempel<br />

ereilen, nicht immer etwas zu bedeuten? Zumal es der dritte Tag seines heiligen Monats war... Mir träumte <strong>von</strong><br />

einem Grab... einem Grab im Dschungel... ein mächtiges, verrostetes Schwert steckte darin, sowie ein verrottetes<br />

Boronsrad, ein halbes Wagenrad an irgendeinen Pfahl gebunden. <strong>Das</strong> Grab war völlig überwuchert und lag auf<br />

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