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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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VII. Kapitel: Die Fischer der Käferinsel<br />

Es war eine Sache <strong>von</strong> wenigen Minuten, das Schinakel an dem kleinen Segler der <strong>Maraskan</strong>ischen Fischer zu<br />

vertäuen. Odilon blickte sorgenvoll auf die fünf Fischer. Natürlich waren die <strong>Maraskan</strong>er unterlegen, auch wenn sie<br />

selbst nur zu sechst waren, aber an Kampfkraft würden sie sich nicht mit ihm, Alrik, Alvan und Selbfried messen<br />

können. Aber er hatte gelernt, auch einen augenscheinlich unterlegenen Gegner nicht zu unterschätzen. Immerhin<br />

würden sie einige Stunden brauchen nach Gipflak, und nach Jergan einen vollen Tag. Und, das würde sich<br />

vielleicht schon wieder als Problem erweisen, sie hatten wieder eine Nacht lang kaum geschlafen. Verdammt, diese<br />

dauernde Anspannung, das andauernde Gefühl, auf der Hut sein zu müssen und seit Wochen nicht gefahrlos<br />

Schlafen zu können, das zehrte an den Nerven und an der Verfassung seiner Gefährten. Er selbst hatte schon<br />

Schwierigkeiten, sich unter Kontrolle zu halten, und dass Sigismund die Kontrolle gelegentlich verlor und im<br />

unpassendsten Moment dazwischenplapperte, war ihm eigentlich nicht vorzuwerfen. Und dennoch würde er ein<br />

Auge darauf haben müssen, denn eine unachtsame Bemerkung des Helligfarners konnte sie alle verraten. Und sie<br />

würden ein paar Stunden Schlaf gut vertragen können, um den angespannten Nerven etwas Erholung zu gönnen.<br />

Doch sie mussten durchhalten, sie konnten sich ja nicht einfach zum Schlafen legen und ihr Schicksal den fünf<br />

gefangenen Fischern anvertrauen.<br />

Alrik und Selbfried sahen beide noch relativ wach aus, die kurzen Ruhephasen während der Nacht hatten ihnen<br />

wohl genügt. Aber die beiden konnten kein <strong>Maraskan</strong>isch. Sigismund war ihm in dieser Situation überhaupt nicht<br />

nutzbringend, er würde ihn zum Schlafen schicken, damit er in Gipflak wieder einigermaßen erholt war.<br />

Letztlich mussten aber er oder Alvan durchgehend wach bleiben, denn nur sie konnten <strong>Maraskan</strong>isch und würden<br />

es mitbekommen, wenn die Fischer sich über einen Aufstand unterhalten würden. <strong>Das</strong>s er wirklich alles verstehen<br />

würde glaubte er zwar selbst nicht, aber zumindest würde er es bemerken, wenn sich bei den Fischern etwas<br />

zusammenbrauen würde.<br />

„Wie geht es Dir, Alvan?“ fragte Odilon seine Tochter auf Isdira. Der Halbelfe war äußerlich nichts anzumerken,<br />

aber Odilon kannte sie gut genug um zu merken, wenn etwas nicht stimmte.<br />

„Warum redet ihr immer auf Elfisch?“ mischte Sigismund sich ein. „Ihr grenzt uns aus, ich finde wir sollten mehr<br />

wert auf Gemeinsamkeit legen.“<br />

„Sigismund, leg Dich schlafen. Du bist übermüdet und Deine Nerven sind überreizt. Ruh Dich eine Weile aus, alle<br />

Deine Fragen beantworte ich Dir in Gipflak.“ Odilons Stimme duldete keinen Widerspruch. Sigismund gehorchte.<br />

Odilon sah Alvan an, immer noch auf eine Antwort wartend.<br />

„Wenn ich ehrlich bin, ich fühl mich hundsmiserabel. Mir ist speiübel. Ich hätte gedacht, ich vertrage diese<br />

Seefahrerei, ich hatte da früher nie Schwierigkeiten.“<br />

„Leg Dich hin und schlaf ein wenig. Ich halte Wache bis Gipflak. Auch Alrik und Hesindian sollen sich auch etwas<br />

ausruhen. Ich denke es reicht, wenn Selbfried und ich wachsam bleiben. Die Fischer sind nicht unsere Gegner, aber<br />

wir wissen nicht, was uns in Gipflak erwartet.“ Odilon wechselte wieder ins Garethische. „Hör zu, Honjin.“<br />

kommandierte er in seinem gebrochenen <strong>Maraskan</strong>isch. „Wir sind Schiffbrüchige und müssen nach Gipflak. Du<br />

kannst Deinen Fang genauso dort verkaufen wie in Deinem Dorf. Wir sind nicht Eure Feinde und werden Euch<br />

nichts tun, aber wir werden dafür sorgen, dass wir unbeschadet nach Gipflak kommen.“ Demonstrativ spannte<br />

Odilon seinen Bogen. Honjin verstand, dass er der erste sein würde, den der Pfeil des bärtigen Hünen treffen<br />

würde, wenn er und seine Söhne und Töchter die Fremden zu hintergehen versuchten.<br />

Honjin sagte etwas auf maraskanisch zu seinen Söhnen und Töchtern. Odilon verstand nur die Hälfte, dieser<br />

nordmaraskanische Dialekt war wirklich kaum zu verstehen. Aber er war beruhigt zu sehen, wie das eine Mädel<br />

sich an die Ruderpinne begab und die zwei Söhne das Segel hochzogen. Es schien so, als hätten sich die Fischer in<br />

ihr Schicksal ergeben.<br />

Honjin seinerseits setzte sich achtern auf die Ruderbank. Er musterte die spitzohrige angebliche Piratin. Er hatte<br />

noch nie zuvor eine Elfe gesehen. Es gab keine Elfen auf <strong>Maraskan</strong>, auch unter den Besatzern nicht. Aber er<br />

erinnerte sich, dass der Schulze in seinem Dorf einmal erzählt habe, er habe gehört, dass in Tuzak eine Elfe zur<br />

Priesterin geweiht wurde. Na ja, es wurde viel erzählt in <strong>Maraskan</strong>, und er gab nicht viel auf solches Geschwätz. Es<br />

fiel ihm nur wieder ein, da er nun zum ersten Mal in seinem Leben eine Angehörige dieses spitzohrigen Volkes<br />

sah.<br />

Meister Selbfried stand schweigend in der Mitte des Kahns neben Odilon. Er hatte ein waches Auge auf die Fischer<br />

gerichtet. Odilon war froh, sich in dieser Sache auf den Inquisitor verlassen zu können. Der Priester war auch nicht<br />

mehr der jüngste, aber er verfügte über eine Zähigkeit und Ausdauer, die Odilon in Erstaunen versetzte. Auch die<br />

vergangene anstrengende Nacht schien ihn nicht erschöpft zu haben.<br />

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