25.10.2012 Aufrufe

Das Gold von Maraskan - Darpatien

Das Gold von Maraskan - Darpatien

Das Gold von Maraskan - Darpatien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Alvan nahm ihren Bogen und huschte den kleinen Trampelpfad, den sie gestern selbst angelegt hatten, die felsige<br />

Böschung hinunter zu ihren Gefährten, die am rauchenden Überrest des Lagerfeuers schliefen.<br />

Hastig weckte sie Arik, der, seinen durchlöcherten Federhut ins Gesicht geschoben, in den Dünen schlummerte.<br />

Der Baron schreckte hoch, während seine Rechte zum Schwert zuckte. "Was....?"<br />

"Sie kommen!"<br />

Angestrengt und verschlafen sah der Friedwanger hinaus in die Dunkelheit, die nur hin und wieder <strong>von</strong> einer<br />

schneeweißen Woge unterbrochen wurde, die rauschend auf den Strand schlug. "Ich sehe nichts!"<br />

"Sie haben ihr Segel schwarz gefärbt. <strong>Das</strong> kann nur die Nachtwind sein."<br />

"Und Odilon?"<br />

Alvan zuckte hilflos mit den Schultern. "Bis jetzt keine Spur!"<br />

"Verdammt! Langsam könnte er nun wirklich mal auftauchen"<br />

Der Regen wurde stärker und weckte die übrigen, die ob der Unterhaltung Alvans und Alriks sich bereits unruhig<br />

im Schlaf bewegt hatten. Der Baron trat die rotglimmende Glut des Feuers aus.<br />

Die Halbelfe teilte Gunelde, Hesindian und dem Inquisitor mit, was geschehen war.<br />

"Was machen wir nun?" wollte die Schwester des Barons wissen. "Erwarten wir sie hier am Strand oder gehen wir<br />

zur Höhle?"<br />

"Ich glaube, wir sollten ihnen besser offen entgegentreten" meinte Alvan.<br />

"Nun, sollten sie auf die Idee kommen, uns anzugreifen, wäre die Höhle leichter zu verteidigen" Alrik gürtete sich<br />

sein Schwert um.<br />

"Warum sollten sie uns angreifen?"<br />

"Was haben sie mit uns zu schaffen? Bis jetzt sind wir in ihren Augen ganz gewöhnliche Oronier, also Feinde.<br />

Außerdem lästige Mitwisser, die ihr geheimes Versteck ausfindig gemacht haben."<br />

Auch Hesindian sah besorgt drein, starrte versonnen in die selemische Finsternis, in die nun langsam, <strong>von</strong> Osten<br />

her, sich ein erstes zaghaftes rot mengte. Schon der Name des Schmugglerschiffes gefiel ihm nicht: "Nachtwind".<br />

Der Vogel, der sich dahinter verbarg, war während der Magierkriege unter einen Fluch gefallen und griff seitdem<br />

Zauberkundige mit unbändigem Hass an. Der Edle <strong>von</strong> Orweiler schauderte und raffte seine Robe enger<br />

zusammen. Sand rieselte aus den Falten des Gewands.<br />

"Keine Sorge, Ruramid hat mir das geheime Erkennungszeichen mitgeteilt. Die Schmuggler sind unsere Freunde."<br />

"Bei Praios, es sind dennoch Schmuggler, und zudem <strong>Maraskan</strong>er - ungläubige Heiden." Die Stimme Meister<br />

Selbfrieds klang matt, aber bestimmt. Alvan sah den blassen Inquisitionsrat erstaunt an. Es war das erste Mal seit<br />

seiner Entführung, dass sie wieder ein Wort <strong>von</strong> ihm vernahm. "Aus Schwarzmaraskan, zu allem Übel. Wir dürfen<br />

ihnen nicht trauen."<br />

Die Edle <strong>von</strong> Nordenheim ärgerte das Misstrauen des Praioten gegen ihre<br />

Glaubensbrüderschwestern. "Heiden? Sie beten zu den Zwölfen wie Ihr, nur anders. Sie mögen Verbrecher sein,<br />

aber es ist in der Fürstkomturei heute ein Verdienst, gegen das Gesetz zu stehen, das, wie Ihr wohl wisst, nicht das<br />

des Praios, sondern der Niederhöllen ist."<br />

Der Inquisitionsrat straffte sich, so dass an seiner Schärpe die drei Sphärenkugeln mit metallischem Klirren<br />

gegeneinander schlugen.<br />

"Bei der Gnade des heiligen Gurvan: Einen Dieb zu bestehlen macht einen Mann noch nicht zu einem Ehrenmann."<br />

"Nun, Hochwürden, wir haben gestern Nacht der Moghuli Dimiona eine sehr wertvolle Beute geraubt und ich hatte<br />

nicht den Eindruck, als hättet Ihr sonderlich viele Bedenken dagegen gehegt" entgegnete Alvan spitz.<br />

"Ich war bereit, das heilige Martyrium für meinen Glauben auf mich zu nehmen" Selbfried sah Alvan streng an, als<br />

sei er es, dem damit etwas gestohlen worden war. "Nun führt Ihr mich in Versuchung, indem Ihr mich dazu zwingt,<br />

aus dem Land der Götterlosen da<strong>von</strong> zu schleichen wie ein gemeiner Dieb. Noch dazu, um tiefer in die Finsternis<br />

zu reisen, statt ins Heilige Reich Rauls des Großen zurück zu kehren."<br />

"Vielleicht findet sich ja dort für Euch eine Gelegenheit zum Märtyrertod. Entschuldigt tausendmal, dass wir Euch<br />

aus den Klauen dieser lüsternen Dämonenanbeter befreit haben. Euer Ableben in Keshal Talef wäre bestimmt sehr<br />

erhebend geworden, vor allem so lustvoll."<br />

"Du wagst es, spitzohrige Heidin!" donnerte Selbfried und griff zu seinem Sonnenszepter - das in seiner Schärpe<br />

allerdings fehlte. "Vergiss nicht, dass ich Inquisitionsrat der Praioskirche bin. Ich bitte mir Respekt aus."<br />

Alvan verdrehte die Augen und ging einige Schritt zur Seite: "Ihr seid schon sehr beeindruckend. Vor allem Eure<br />

Ehrengarde gestern nacht - wahrlich eines Inquisitors würdig. Wie Ihr vielleicht schon aus Eurer alveranshohen<br />

Position heraus gemerkt habt, sind einige <strong>von</strong> uns beim Versuch, Euch zu befreien, verwundet worden." Äußerlich<br />

und innerlich, wie sie in Gedanken hinzufügte, als sie in Sigismunds aschfahles, <strong>von</strong> Selbstekel gepeinigtes<br />

Gesicht sah.<br />

"Es wäre also schön gewesen, hättet Ihr uns vorher mitgeteilt, dass Ihr keine Befreiung wünscht. Dann hätte hier<br />

niemand <strong>von</strong> uns sein Leben und Seelenheil riskiert."<br />

143

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!