Das Gold von Maraskan - Darpatien

Baron von Friedwang ist Guneldes Bruder und ihr und dem Großvater damit moralisch verpflichtet. Wir anderen
vier reisen zu deren Schutz und Sicherheit mit.“
„Das ist der haarsträubendste Unsinn, den ich jemals gehört habe. Na gut, dass Alrik der Baron von Friedwang ist
mag ich vielleicht noch glauben. Sein Amtsvorgänger Gernot war ja auch ein Verräter, der Apfel fällt nicht weit
vom Stamm. Aber um die Gebeine eines Verstorbenen zu bergen sechs Menschenleben zu riskieren! Es ist eine
bodenlos unverschämte Frechheit, mir einen solchen hanebüchenen Schwachsinn vorsetzen zu wollen. Corbenian,
die Peitsche. Zwei mal zu Ehren Praios!“
Corbenian holte aus. Die Peitsche sauste hernieder. Dann noch einmal. Sigismund schrie erbärmlich. Der Streuner
war, da hatte sich Selbfried nicht verschätzt, wahrlich nicht sehr schmerzresistent.
„Also, sprich er, aber diesmal die Wahrheit. Zuerst die Namen der anderen. Wer ist der bärtige Hüne?“
„Das ist Odilon Wildgrimm von Baernfarn. Er ist ein entfernter Verwandter von mir, er ist ein Waldläufer...“
„Aha, der Name sagt mir etwas. Der einstige Baron zu Gallys, der zugunsten der Liebe einer Elfe sein Amt
niederlegte. Ein Defätist. Ein Verräter, der die ihm von Praios übertragenen Pflichten nicht wahrnimmt. Das glaub
ich gern, dass dieser Schurke übergelaufen ist. Wer ist diese angebliche Perainegeweihte?“
„Das ist Gunelde von Friedwang, die Schwester Baron Alriks. Die beiden sind die Kinder von Baronin Tsalinde
Kalmanderia von Friedwang. Gunelde ist eine wirkliche Geweihte der Peraine.“
„Mag sein, dass sie sich die Weihen erschlichen hat. Auf alle Fälle ist sie die Schwester eines Verräters, und auch
eine verwandte des erwiesenen Borbaradianers Gernot von Friedwang. Und wer ist dieses Elfenbalg“
„Alvan Scheyhathjida von Baernfarn-Nordenheim, die Edle von Nordenheim, eine Lehensfrau Baron Alriks. Die
Halbelfe ist die Tochter Odilons und der Elfe Jirka. Sie begleitet uns, weil sie vor dem Krieg schon einmal in
Maraskan war und daher mit den Eigenheiten der Insel vertraut ist.“
„Anselm, vermerke im Protokoll: Der zu Befragende gibt zu, dass mehrere Angehörige der adeligen darpatischen
Familien Baernfarn und Friedwang in Begleitung eines in deren Diensten stehenden zwielichtigen Magiers nach
Maraskan reisen wollten. Vorgeschobene Begründung des Unternehmens ist die angebliche Bergung eines toten
Verwandten.“
Anselms Finger führten die Feder flink über das Pergament.
„Nun, was ist der wahre Grund Eurer Reise?“
„Das sagte ich bereits. Wir bergen den...“
„Corbenian, zwei Mal zu Ehren Praios!“
Corbenian gehorchte. Sigismund schrie praioserbärmlich.
„Was hat dieser Veneficus von Baernfarn mit der ganzen Sache zu tun?“
„Der hält die ganze Reise schlicht für Wahnsinn, hat uns aber nicht zurückgehalten.“
„Ist Veneficus auch übergelaufen zu den Gottlosen?“
„Niemand ist übergelaufen.“
„Betest Du zu den Gehörnten?“
„Nein, ich bete für mich zu Phex und als unserem Familiengott natürlich zu Firun.“
„Anselm, vermerke: Der zu Befragende streitet es ab, mit den dämonischen Widersachern der Zwölf zu paktieren.
Corbenian, untersuch ihn!"
Corbenian gehorchte. Er betrachtete den nackten Oberleib Sigismunds genau. Die Haut wies – abgesehen von den
blutenden Wunden der Peitsche keine Verletzungen, keine Narben und auch keine Muttermale auf. „Am
Oberkörper kein Mal!“ stellte er fest. Dann griff er zu seinem Messer und schnitt die Leinenhose auf beiden Seiten
an. Mit einem kräftigen Ruck war die schwarze Hose Sigismunds nichts mehr als ein lumpiger Fetzen. Bis auf ein
Lendentuch unbekleidet und ob des frischen Windes frierend stand Sigismund an den Mast gebunden, während der
Bannstrahler nun seinen Unterleib begutachtete. Doch auch hier konnte Corbenian nichts anderes feststellen als
eine ebenmäßige und reine Haut. „Keine Male, am ganzen Leib!“ verkündete Corbenian sachlich.
„Na gut, vielleicht ist dann seine Seele noch nicht verloren. Höre er, Sigismund, wenn er gesteht und beichtet und
die ihm auferlegte Sühne tut, dann wird seine Seele Gnade finden und Borons Hallen werden ihm nicht
verschlossen sein. Er hat jetzt die Gelegenheit, sein Gewissen zu erleichtern, seiner unsterblichen Seele wegen
sollte er diese Gelegenheit ergreifen. Was wollten er und seine Gefährten in Wahrheit auf Maraskan?“
„Ich sagte es doch schon. Es ist die Wahrheit.“
„Corbenian, einmal zu Ehren Praios!“
Sigismund schrie. Er schrie so laut, dass seine Schreie das Aufschlagen der Peitsche auf seinen Rücken übertönten.
Dann sackte er kraftlos in sich zusammen. Eine wohlige Bewusstlosigkeit schien sich des Streuners anzunehmen.
War das der Schutz, den Praios den Wahrhaftigen zuteil werden ließ?
„Wasser“ kommandierte Selbfried. Corbenian schüttete Sigismund einen Eimer Wasser in das Gesicht. Die warme
Dunkelheit wich von Sigismund zurück.
„Was wolltet ihr in Maraskan?“
„Wir wollten die Gebeine des toten...“
„Corbenian, noch zweimal zu Ehren Praios!“
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