Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Und die Gewissheit, dass wohl die meisten ihrer Peiniger bald tot sein würden erleichterte es ihr ungemein, ihr<br />
derzeitiges erniedrigendes Schicksal zu ertragen.<br />
Alvan bekam es kaum noch mit, als nach Gion sich der dritte an ihr zu schaffen machte. In Gedanken konzentrierte<br />
sie sich auf ihre Gefährten. Sie wusste, dass Odilon nicht weit <strong>von</strong> ihr entfernt war. Zwei Luken führten in den<br />
großen Laderaum unter Deck. Eine befand sich unmittelbar in der Mitte des Decks, gleich hinter den Piraten. Eine<br />
andere befand sich am Heck des Schiffes. Diese Luke war durch die Kapitänskajüte erreichbar. Sie konnte diese<br />
Luke nicht einsehen, die Piraten ebenso wenig, denn sie war hinter einigen Kisten und Segeltuchballen verborgen.<br />
Aber Alvan konnte es spüren, dass Odilon sich dort im Verborgenen aufhielt und im geeigneten Moment<br />
losschlagen würde.<br />
Zwei dumpfe Aufschläge waren zu hören. Einige der Piraten drehten sich um und erblickten die beiden Praioten,<br />
die durch die mittschiffs gelegene Luke nach unten gesprungen waren und erhobenen Schwertes auf die Piraten<br />
zustürmten. Etwas Warmes tropfte auf Alvans Bauch. Blut. Ein Pfeil ragte aus dem Hals ihres Peinigers.<br />
Selbfried hatte mit seinem Schwert einen Piraten erschlagen, noch ehe dieser zu seinem Säbel greifen konnte. Die<br />
verbleibenden Piraten – Odilon zählte ein halbes Dutzend, griffen nach ihren Säbeln, Äxten und Messern und<br />
stellten sich zum Kampf.<br />
Alrik stürmte nach vorne und schlug mit dem Schwert nach einem Piraten, der sich unter dem Schlag duckte und<br />
dem Friedwanger mit seinem Säbel attackierte. Sigismund warf seinen Dolch nach einem Piraten, jedoch verfehlte<br />
er ihn um eine Handbreit. Plötzlich war ein Pirat mit einem Knüppel heran und drosch diesen dem verdutzten<br />
Helligfarner, der gerade mal noch wegtaumeln konnte um seinen Kopf zu schützen, über die Schulter. Benommen<br />
stürzte Sigismund zu Boden. Der zweite Hieb hätte ihm wohl den Garaus gemacht, wäre Odilon nicht zur Stelle<br />
gewesen und hätte den Piraten mit einem kurzen Stich besiegt. Noch bevor der Körper des Toten zu Boden gefallen<br />
war stellte er sich einer Piratin – Alvan hätte sie als Nele erkannt – zum Kampf.<br />
Corbenian hatte weniger Glück. Seine Klinge blieb an einem herabhängenden Tau hängen und verlor an<br />
Schnelligkeit. So konnte er den Axthieb nicht parieren, und unter dem Streich der Piratin brach er zusammen. Sie<br />
widmete dem Sterbenden jedoch keine weitere Aufmerksamkeit, sondern griff Selbfried an. Auch Gion griff nach<br />
seinem Messer und wollte Selbfried, der ihm im Kampf mit der Piratin den Rücken zuwandte, attackieren. Doch<br />
Alvan sprang auf und klammerte sich <strong>von</strong> hinten um den Hals des Blondschopfs. Ob der Wucht des Aufpralls<br />
stürzten beide zu Boden. Gion kam mit dem Rücken auf Alvan zu liegen, aber ihre Arme hielten den Kopf und<br />
Hals des Piraten weiter umklammert. Alvan schrie auf, als Gion seinen Dolch in ihr bereits verletztes Bein stieß,<br />
aber dennoch hielten ihre Arme seinen Hals weiter umklammert. Gion hingegen spürte es nicht mehr, als Alvan<br />
ihm mit einem kurzen kräftigen Ruck das Genick brach.<br />
Auch Alriks Gegner war unter einem Hieb des Friedwangers verwundet zu Boden gesunken. Die anderen beiden<br />
Piraten, die soeben noch mit Odilon und Selbfried gefochten hatten, ergaben sich angesichts der nun entstandenen<br />
Übermacht. Keine zwei Minuten waren vergangen, seitdem Odilons Schuß das Zeichen zum Angriff gegeben hatte.<br />
Und keine fünf Minuten mehr dauerte es, bis alle Piraten – drei weitere hatten die Gefährten schlafend in ihren<br />
Hängematten gefunden – überwältigt und gefesselt waren.<br />
***<br />
"Nun regt Euch mal ab, Odilon!" Alrik wirkte tatsächlich beruhigend, wie er da am großen Kartentisch der<br />
Kapitänskajüte saß und an seiner Pfeife paffte, ein halbvolles Glas maraskanischen Rum vor sich. Mit einem<br />
begütigenden Lächeln schob er Odilon, der dumpf brütend auf dem Kapitänsstuhl saß, ein Schälchen zu:<br />
"Probiert da<strong>von</strong>. Bestes Bornisches Gebäck, will mir scheinen!"<br />
Der Waldläufer sah den Baron eher teilnahmslos als zornig an: "Kommt mir jetzt nicht mit bornischem Gebäck! Ich<br />
sage: wir machen kurzen Prozess und hängen die Schurken alle auf! Denn da als erstes!"<br />
Odilon deutete auf das Bett, in dem der Kapitän lag, verschnürt wie einer der tulamidischen Teppiche im<br />
Lagerraum. Noch immer hatte Mercurio das Bewusstsein nicht wieder erlangt, was seltsam war, denn seine<br />
Brandwunden waren Gunelde eher harmlos erschienen. Lediglich eine Beule am Hinterkopf hatte darauf<br />
hingewiesen, dass er <strong>von</strong> dem hinterhältigen Emporio niedergeschlagen worden war, vermutlich mit einem<br />
Belegnagel.<br />
Alrik seufzte: "Ich kann ja verstehen, dass Ihr zornig seid. Diese Schufte haben Eure Tochter miss... misshandelt<br />
und den Tod sicherlich mehr als verdient. Aber... Apropos, wie geht es Alvan eigentlich?"<br />
Die Frage galt Gunelde, die sich gerade eben noch einmal über den Schwarzen Mendener gebeugt hatte. "Sie<br />
schläft, nebenan im Bett des Leutnants. Ich habe ihre Wunde verbunden und ihr ein heilkräftiges Tränklein<br />
gegeben. Ich denke, morgen wird es ihr schon wieder besser gehen. Leider habe jetzt keine Heiltrank mehr. Die<br />
eine Hälfe für Hesindian, die andere für Alvan.“<br />
"Nun denn, die beiden hat es auch am schlimmsten erwischt. Meister Selbfried dürfte einstweilen als Kettenhund<br />
genügen, um die Gefangenen im Verschlag zu bewachen. "<br />
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