Das Gold von Maraskan - Darpatien
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„Meister Selbfried, ihr seid nicht dazu berufen jetzt für uns zu sprechen.“ Odilon hatte einen scharfen Tonfall<br />
angeschlagen. Er war sichtlich ungehalten darüber dass der Inquisitor die Möglichkeiten der Diplomatie gerade im<br />
Eiltempo verschlechterte. „Wir reisen nicht im Auftrag des Kaisers in Gareth sondern in eigener Sache!“ Letzteres<br />
sagte Odilon zwar zu Selbfried, es war aber mehr für die Ohren der Rebellen gedacht.<br />
„Wenn die Garethjas dann ihren internen Zwist beigelegt haben hätten sie vielleicht die Güte zu erklären was sie<br />
auf unserer Insel wollen“ sagte der Anführer der Vier, sichtlich belustigt und mit sehr ironischem Tonfall.<br />
Selbfried verstummte. Er erkannte, dass seine wahrhaftigen Worte vorschnell gewählt und, wenn auch praiosfromm<br />
der Wahrheit entsprechend, der Sache nicht dienlich waren.<br />
„Die ganze Reise war meine Idee. Mein Großvater ist vor Jahren in der Nähe <strong>von</strong> Jergan gefallen. Ich sollte mich<br />
wohl vorstellen... Gunelde <strong>von</strong> Friedwang ist mein Name, und dies ist mein Bruder Alrik. Unser Großvater liegt in<br />
einem Grab im Tal der Glühwürmchen. Wir sind nach <strong>Maraskan</strong> gereist um seine Gebeine in die Ahnengruft<br />
unserer Familie in Friedwang in der Schwarzen Sichel zu überführen.“ Gunelde konnte nicht weitersprechen, denn<br />
sie wurde <strong>von</strong> lautem Gelächter der Dschungelkämpfer unterbrochen.<br />
„Eine Bande Garethjas reist unter Gefährdung ihres Lebens nach <strong>Maraskan</strong> um einen Haufen alter Knochen zu<br />
suchen. Bei der Schönheit der Welt, wie konnte ein Volk solcher Narren jemals unsere Insel erobern?“ rief Farjion<br />
aus. „Es ist ein Wunder dass ihr noch am Leben seid und nicht schon längst zu Maraskenfutter geworden seid.“<br />
„Ihr braucht gar nicht so zu lachen. Schließlich reisen wir unter der Führung einer Priesterin der Zwillinge“<br />
triumphierte Gunelde – und verspielte damit den Trumpf, den die Gefährten noch hatten, nämlich das Alvan und<br />
Sigismund noch unentdeckt in der Kammer weilten. Die Rebellen hingegen waren gewarnt. Eine Priesterin war<br />
also noch hier. Wo hielt sie sich versteckt?<br />
„Die Priesterin möchte ich sehen, die sich für ein solch närrisches Vorhaben hergibt.“ Der Rebell spielte den<br />
Überraschten. „Wo soll diese Priesterin denn sein?“<br />
„Naja, sie wird wohl noch schlafen...“<br />
„Sturmfejian! Dort drüben hinter der Tür. Vielleicht ist in der Kammer noch jemand!“<br />
„Mag sein. Alrijiana, Haldorban, ihr beide seht nach. Aber seid vorsichtig!“<br />
Die Alrijiana genannte Kämpferin öffnete vorsichtig die Türe. Tatsächlich, Alvan und Sigismund schlummerten<br />
nichtsahnend, eng aneinandergeschmiegt und splitterfasernackt dort auf dem Bett in der Kammer. Zur Belustigung<br />
seiner Gefährten trieb Alrijiana die beiden mit vorgehaltener Klinge aus ihrer Kammer.<br />
„Alvan!“ Odilon hatte zwar letztlich erahnt, was sich zuvor in der Kammer abgespielt hatte, aber jetzt die nackten<br />
Tatsachen zu sehen war dann doch zuviel für den alten Recken. Dann aber riss er sich zusammen. Er wusste nicht,<br />
ob er sich mehr über seine Tochter oder über den Versprecher Guneldes oder über die mangelnde Wachsamkeit des<br />
Inquisitors aufregen sollte. Und auch wenn er mit der Liebschaft seiner Tochter mit Sigismund nicht einverstanden<br />
war, so war jetzt definitiv nicht der richtige Zeitpunkt dies zu besprechen. Jetzt standen andere Dinge im<br />
Vordergrund. Zunächst einmal versuchte er sich zu konzentrieren.<br />
„Alvan, zieh Dich bitte an, Du wirst hier gebraucht, nicht nur wegen Deiner Sprachkenntnisse.“ Dann wechselte<br />
Odilon ins <strong>Maraskan</strong>o. „Vielleicht sollte ich uns erst einmal vorstellen. Ich bin Odilon Wildgrimm, meine<br />
Gefährten und ich kommen aus der Schwarzen Sichel.“ Odilons <strong>Maraskan</strong>isch war keinesfalls akzentfrei, und die<br />
<strong>Maraskan</strong>er sprachen gewiss mehr und besser Garethi als Odilon die Zunge der <strong>Maraskan</strong>er beherrschte. Aber seine<br />
Erfahrungen, die er bei den Nivesen und den Elfen und sogar mit Orks und Goblins gemacht hatte, hatten mehrfach<br />
gezeigt dass man leichter das Vertrauen eines jeden Volkes erringen konnte wenn man sich bemüht zeigte die<br />
Sprache des Gastgeberlandes zu erlernen. Die meisten der garethischen Besatzer <strong>Maraskan</strong>s hatten dies nicht getan.<br />
„Dort drüben seht ihr Alrik <strong>von</strong> Friedwang, den Gatten meiner Nichte und dessen Schwester Gunelde. Und dort<br />
drüben seht ihr Sigismund <strong>von</strong> Baernfarn-Helligfarn, einen entfernten Verwandten <strong>von</strong> mir, und meine Tochter<br />
Alvan Scheyhathjida Barnfanij. Meine Tochter lebte eine gute Weile in <strong>Maraskan</strong> und wurde in Tujiak zur<br />
Priesterin der Zwillinge geweiht.“<br />
„Gewiss. Unsere Priester reisen für gewöhnlich immer in Begleitung <strong>von</strong> Praiospfaffen“ spöttelte Sturmfejian.<br />
„Der Inquisitor begleitet uns eher zufällig, aus einer Laune des Schicksals heraus“ antwortete Alvan, die sich eine<br />
Decke überwarf. „Es gefiel den Zwillingen, auf diese Weise einem Priester aus Gareth die Schönheit <strong>Maraskan</strong>s zu<br />
zeigen“ erläuterte Alvan, in weitaus besserem <strong>Maraskan</strong>o.<br />
„Natürlich.“ Erst jetzt bemerkte Sturmfejian die spitzen Ohren der Halbelfe. „Eine Priesterin aus dem Land der<br />
Garethjas. Auch noch eine Elfe, und dazu in Begleitung eines Praiospriesters. Erzählt das meinetwegen den<br />
bruderlosen Einfaltspinseln <strong>von</strong> Haffaxijas, aber nicht den Kämpfern der Sira Jerganak!“<br />
Alvan zeigte äußerlich keine Reaktion, aber als der Name der Rebellen fiel mußte sie sofort an die Erzählung<br />
Meldorjins denken. Rurs Plan war doch wahrhaft bis in das letzte Detail durchdacht. Und als Priesterin der<br />
Zwillinge hatte sie es nicht nötig, sich weiter vor diesen Rebellen zu rechtfertigen.<br />
„Von den Sira Jerganak seid ihr? Na wunderbar. Dann könnt Ihr uns doch gewiss zu Rurmanjinn bringen. Wir sind<br />
auf der Suche nach ihm.“<br />
„Aber sicher doch. Haben die Herrschaften sonst noch einen Wunsch? Ein Glas Wein vielleicht? Sollen wir Euch<br />
mit Palmwedeln Kühlung fächeln?“ spottete Sturmfejian in gespielter übertriebener Unterwürfigkeit. Aber anhand<br />
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