Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Betrug - wir zahlen gutes <strong>Gold</strong> und so eine mogelt sich einfach durch."<br />
Mit der ohnmächtigen Teilnahmslosigkeit der Betrunkenen sah Alvan auf die zwei Dutzend Augenpaare, die sie<br />
mit einem mal anstarrten - wie bösartige Raubtiere, die gerade zu ihrer eigenen Überraschung ein leichtes Opfer<br />
erspäht hatten.<br />
"Also gut, Leute, dann kauf ich mir eben eine richtige" lallte sie und griff zu ihrem Dukatenbeutel. Ihre Hand ging<br />
ins Leere. Verdammt, das konnte doch nicht wahr sein? Gestohlen. Noch ehe sie selbst richtig begriffen hatte, was<br />
geschehen war, wurde sie auch schon <strong>von</strong> den beiden Rausschmeißern des Wirts gepackt und mit dem Gesicht<br />
voran auf den Tisch geknallt: "<strong>Das</strong> heißt, das du deine Zeche auch nicht zahlen kannst, Kleine!" zischte dieser<br />
wütend. "Also bist du jetzt die Bezahlung. Nasul, das Rasiermesser."<br />
Als wäre es gar nicht sie selbst, der dies alles geschah, erlebte Alvan, wie ihre Haare abgeschnitten wurden - derart<br />
grob, dass ihr das Blut über den Schädel rann -, ebenso die Augenbrauen. Sie wollte schreien, erst vor Schmerz,<br />
dann nach Ruramid - die würde sie schon auslösen -, aber man hielt ihr einfach den Mund zu, entnervt ob soviel<br />
Aufsässigkeit. Der Gedanke, dass dies im Grunde genau das Gleiche war wie eine Vergewaltigung, wenn nicht<br />
noch schlimmer, lähmte sie wie der Biss einer Spinne. Apathisch ließ sie alles mit sich geschehen.<br />
Die Türsteher zerrten sie nach draußen auf die Straße, begleitet vom Hohngelächter der übrigen Gäste, nicht ohne<br />
dass man ihr dabei noch die Kleider vom Leib riss. Irgendwann stand sie mit zwei anderen Unglücklichen - einer<br />
der beiden jammerte ständig etwas <strong>von</strong> einer Pechsträhne und schlechten Karten - an einem schlichten Holzpfahl,<br />
die Hände über dem kahlen, blutig geschnittenen Schädel festgekettet, so dass ihre zitternden Brüste weithin zu<br />
sehen waren. Gaffende Blicke, Spott und auch einige Speichelspritzer trafen sie.<br />
Eine in schwarzes Leder gekleidete, verschleierte Frau trat in hochschäftigen, glänzenden Stiefeln auf sie zu und<br />
hob ihr Kinn mit einem Peitschenstiel an. Sie fragte den Händler, was er für diese Sklavin verlange, aber<br />
offensichtlich war ihr der Preis zu hoch. Die Belkelel-Priesterin schob zum Abschied ihre schleimige, harte Zunge<br />
in Alvans Mund, lächelte sie echsenhaft an (diese kalten Augen! Wie konnte ein sterblicher Mensch nur so kalte,<br />
herzlose Augen haben?) und ging schulterzuckend ihres Weges.<br />
Schließlich lenkte ein heller Feuerschein über der Esplanade die Gaffer etwas ab, die sich nun nach dieser neuen<br />
Sensation umblickten.<br />
"Geheimpolizei!" schnarrte plötzlich eine Stimme neben ihr. "Die Unfreie dort ist auf Befehl der Moghuli<br />
beschlagnahmt."<br />
Ein Gardist mit blutrotem Mantel war neben den Sklavenhändler getreten - Alvan konnte <strong>von</strong> seinem Gesicht unter<br />
dem Baburiner Hut nur erkennen, dass er eine Augenklappe trug - und deutete mit behandschuhter Hand auf sie.<br />
"Aber..."<br />
"Nichts aber, Freundchen! Oder wollen wir nachher in einem netten lauschigen Keller weiterdiskutieren, zum<br />
Beispiel über deine Obrigkeitstreue?"<br />
"Nnnnnein, bei Belkelel! Ganz bestimmt nicht. Ich höre und gehorche, Effendi"<br />
"<strong>Das</strong> will ich dir auch geraten haben, wenn du morgen nicht selbst mit einem hübschen glatten Kürbisschädel<br />
aufwachen möchtest!"<br />
Der Mann katzbuckelte und beeilte sich, Alvans Ketten zu lösen.<br />
Erst als Alrik sie schon einige Schritt an ihren Ketten durch das Gewühl geführt hatte, erkannte sie ihren Gefährten.<br />
"Alrik, du...wo kommst du her? Un´ wie schausch du denn aus?"<br />
"Halt die Schnauze, Sklavin!" brüllte er laut auf Tulamidya. Leise fügte er hinzu: "Sag jetzt nichts und komm<br />
einfach mit. Du hast Glück - wäre ich nicht zufällig vorbeigekommen, wärst du jetzt schon sonst wo."<br />
Die splitterfasernackte Alvan blieb bockig stehen und sah sich um: "Aber...aber wir müschen auf Ruramid warten."<br />
"Natürlich, und die liebe Dimiona nehmen wir gleich auch noch mit. Komm schon."<br />
"Dimower?" lallte Alvan. "Wer isch das?"<br />
Als Alrik nicht antwortete, fragte sie mit zunehmender Verzweiflung: "Wer isch das? He, sag, wer isch diese<br />
Dimona? Kenn isch die? He, Alrik, warum sprischt du nich mit mir?"<br />
Alrik lachte gequält auf und schüttelte in einem fort den Kopf.<br />
Odilon zuckte hoch, als er erneut Poltern auf der Treppe hörte. Er hatte unruhig geschlafen, was nicht zuletzt an<br />
dem grellen Feuerschein und dem Lärm <strong>von</strong> der Stadt her lag. Es war einiges los da draußen und er hoffte<br />
inständig, dass dies nichts mit seinen Gefährten zu tun hatte.<br />
<strong>Das</strong> Gepolter vor der Tür musste Alvan sein, die <strong>von</strong> ihrer kleinen Zechtour zurückkam. Ärger stieg in ihm hoch.<br />
Sie befanden sich hier in höchster Gefahr, einschließlich ihres Seelenheiles, und seine Tochter führte sich auf wie<br />
ein heranwachsendes, verwöhntes und unreifes Grandentöchterchen.<br />
<strong>Das</strong> erste, was er sah, als die Tür aufging, war ein Sklaventod und ein roter Mantel. Erwischt, schoss es ihm durch<br />
den Kopf. Die Wachen waren auf ihre Spur gekommen. <strong>Das</strong> musste ja alles schief gehen.<br />
Instinktiv griff er zu Wandelur. Er hatte die Klinge gerade halb gezogen, als er im hellen Mondschein das<br />
glückselige, wenn auch aschfahle Gesicht Alvans unter dem oronischen Helm sah. War dies wirklich Alvan? Wo<br />
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