Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Was sie nun brauchte, war ein guter Plan. Andromejia überlegte fieberhaft. Unter den Rebellen herrschte<br />
Aufbruchstimmung, es war klar, dass sie noch vor Mittag vom Strand verschwinden wollten. Was tat der alte<br />
Priester nun? Er ging allein in die Klause, vermutlich, um dort zu beten. Die Maraske war nirgendwo zu sehen,<br />
vermutlich hatte sie sich in den Urwald begeben, um sich auf die Suche nach Giftpilzen zu machen. Die<br />
Gelegenheit war also günstig.<br />
Andromejia mischte sich unter die Rebellen, die den Strand endgültig <strong>von</strong> allen Spuren säuberten und die<br />
Lagerfeuer löschten. Um sie scherte sich im Augenblick niemand. Ihr Blick fiel auf einen Elfenpfeil, der keine<br />
Armweite <strong>von</strong> ihr entfernt in einem der Bäume steckte. Merkwürdiges Geschoss - das musste ebenfalls <strong>von</strong> den<br />
Garethjas stammen. Der Baum war morsch, und so konnte sie den Pfeil ohne größere Mühen herausziehen.<br />
Langsam reifte in ihr eine Idee. Natürlich, so konnte sie das Blatt doch noch wenden!<br />
Im Schutze des Dschungels arbeitete sie sich an die Klause heran. Ein scharrendes Geräusch ließ sie erstarren. Ihr<br />
Blick huschte ins Innere der Ruine, <strong>von</strong> woher es gekommen war. Der Altar hatte sich zur Seite bewegt, und der<br />
alte Priester ein Kästchen aus einer Vertiefung im Boden hervorgeholt. <strong>Das</strong> wurde ja immer besser! Andromejia<br />
kam sich langsam vor wie ein Zwerg neben einem Drachenhort, der freie Auswahl hatte, welch unglaubliche<br />
Kostbarkeiten er sich als nächstes in die Taschen stopfen wollte.<br />
Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass sie <strong>von</strong> ihrer Position aus niemand sehen konnte, zog sie sachte das kleine<br />
Fläschchen mit Rotraupengift hervor, entkorkte es und tauchte die Spitze des Pfeils hinein. Dann steckte sie die<br />
Phiole wieder weg.<br />
Der alte Mann hatte das Kästchen nun auf den Altar gestellt und öffnete es, wobei er ihr den Rücken zuwandte. Bei<br />
Borbarads Angedenken, sie hatte als Meuchlerin schon schwierigere Aufträge erledigt. Lautlos huschte sie näher,<br />
nur ein weiterer tödlicher Schatten aus dem gackernden, kreischenden, raschelnden Dschungel, der über dem<br />
zerstörten Dach aufragte. Der Priester bemerkte sie erst, als ihre Linke sich um seinen Mund legte.<br />
"Hmmmmhmmm....!"<br />
"Schöne Grüße vom Fürstkomtur, Abschaum! Mögest du als Made wiedergeboren werden!"" zischte es in Marajins<br />
Ohr, dann bohrte sich ein Pfeil in seine Schulter. Verzweifelt versuchte er sich aus der Umklammerung zu befreien,<br />
dann setzten auch schon die Krämpfe ein.<br />
Andromejias Hand wurde feucht, als Schaum über die Lippen des Weißhaarigen drang. Als litte er an Schwarzwut,<br />
zuckte und zitterte sein Körper im erbarmungslosen Griff der Tuzakerin. Dann erschlaffte er. Ein<br />
regenbogenfarbiger Stein fiel aus seiner Hand zu Boden und rollte einige Fingerbreit da<strong>von</strong>. Der Stiefel der<br />
Meuchlerin brachte den Opal zum Stillstand, indem er sich auf ihn stellte.<br />
Andromejia ließ den Leichnam des Alten auf den Altar sinken und überzeugte sich mit einem Griff an den Hals,<br />
dass er wirklich tot war. Dann wandte sie sich dem Edelstein unter ihrem Absatz zu. Mit einem Lächeln, dessen<br />
Kälte im genauen Gegensatz zu dem warmen Feuer des Juwels stand, hob sie es auf.<br />
"Sieh an, das Zeichen <strong>von</strong> Schwester Tsa! Die Geberin und Nehmerin des Lebens! Wie passend!" Sie ließ den<br />
Stein in ihrer Tasche verschwinden. Nach einigem Suchen hatte sie geheime Feder gefunden. Rumpelnd bewegte<br />
sich der Stein über das Versteck, in das sie das Kästchen wieder hineingestellt hatte. Dann nahm sie sich, mit der<br />
kühlen Geschäftigkeit einer Raubwespe, dem Wasserschlauch um den Leib des toten Priesters an.<br />
"Ich hoffe, ich störe nicht!"<br />
Andromejia fuhr herum. Einen Augenblick lang lähmte sie das Entsetzen, denn die weißen Haare des Mannes im<br />
Eingang sahen ganz so aus wie die des toten Priesters, der für einen Moment <strong>von</strong> den Toten zurückgekehrt zu sein<br />
schien. Dann erkannte sie den Magier der Garethjas, dessen Name ihr gerade entfallen war.<br />
"Nein. Ganz im Gegenteil!" Andromejia lächelte düster, dann wirbelte ihr schlanker Leib wie der einer elfischen<br />
Wipfelläuferin durch die Luft. Einige Augenblicke lang schienen Sumus Gesetze aufgehoben zu sein. Tatsächlich<br />
schien sie mit wirbelnden Schritten geradewegs durch die Luft zu laufen.<br />
Andromejias wahnwitzige Springprozession durch den Schrein endete geradewegs vor dem Sonnenpunkt des<br />
Magiers, gegen den sich ihr Stiefel bohrte.<br />
Keuchend prallte der Magier zurück. Hätte Andromejia nicht seinen Mantelkragen zu fassen bekommen, er wäre<br />
geradewegs durch die Eingangstür geflogen, was keineswegs in ihrem Sinne gewesen wäre. Also riss sie in zurück<br />
und warf ihn gegen die Wand.<br />
Die gespreizten Finger ihrer Linken fuhren dem Magier in die Seite, der mitten in der Bewegung erstarrte. Dann<br />
sackte er starr und mit ungläubigem Blick zu Boden.<br />
Andromejia konnte das Erstaunen ihres Opfers verstehen. Nur wenige Warmblütler kannten die alte Kunst<br />
echsischer Krieger, durch bestimmte Griffe und Stöße das Nervensystem ihrer Opfer zu lähmen, ohne ihnen dabei<br />
das Bewusstsein zu rauben.<br />
"Deine Freunde sagen, du suchst das Vergessen, Schneehaar!" flüsterte sie, während ihre spinnenbeinähnlichen<br />
Finger über den Kopf des Garethja strichen, dessen Augen im Gegensatz zu seinem Körper merkwürdig lebendig<br />
wirkten, ja, in wilder Panik herum irrten.<br />
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