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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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weitaus gefährlichere Gegner war. Dann kommandierte sie wieder mit lauter Stimme, so dass auch Andromejias<br />

Büttel ihre Stimme vernahmen.<br />

„Wilbert und Kunibald, ihr rückt mit den fünf Bütteln aus Jergan weiter vor. Gut möglich, dass das Rebellenpack<br />

bald aus der Klause rennt, wenn sie die Hitze nicht mehr aushalten. Bringt Euch in gute Schusspositionen. Na los,<br />

wird’s bald? Wilbert führt das Kommando!“ Der Ausdruck auf ihrem Gesicht verbot jede Rückfrage. Mit einer<br />

Handbewegung deutete sie Kemal, Argos und Hassen, ihr zum Strand zu folgen.<br />

Odilon wurde herumgewirbelt. Er wusste nicht mehr wo oben und unten war. Sich zu orientieren war nicht mehr<br />

möglich, als die Welle über ihm zusammenbrach. Die Urgewalt des Wassers schmetterte ihn gegen etwas hartes,<br />

einen versunkenen Baum wie Odilon annahm. Odilon verzerrte sein Gesicht, als er sich das Knie am beinharten<br />

Holz aufschlug. Wäre er noch nicht so weit geschwommen, wäre er direkt in der brechenden Welle gewesen, er<br />

hätte nichts anderes als beten können. So aber hatte er den Punkt, an dem die Welle brach, wohl eine Armeslänge<br />

hinter sich gelassen. <strong>Das</strong> Wasser wirbelte hier zwar noch herum, aber es würde ihn nicht an den Strand schmettern.<br />

Odilon tauchte in die Richtung, die er für vorne unten hielt.<br />

„Schönes Unheil, das Du hier anrichtest, Mercurio.“ begrüßte Pomodera den Piraten.<br />

„Nicht wahr? Die Herrin der Meerestiefen zeigt sich heute gnädig. Sie wird unser Opfer dankend annehmen. Nicht<br />

jeden Tag ertrinkt ein Garethischer Inquisitor in ihren Fluten.“ Mercurio sah auf die Welle, die sich bedrohlich<br />

auftürmte. „Der Schlagetot der Rebellen ist ein mutiges Kerlchen. Er hat die einzigste Chance, die er hat, ergriffen<br />

und versucht, unter der Welle hindurch zu tauchen. Verdammt gerissen, der Bursche, hat glänzend reagiert. Aber<br />

ich glaube nicht, dass er der Welle entkommt. Charyptoroth wird ihn sich schon in die Tiefe holen.“<br />

„Und wenn nicht erledigen das unsere Schützen. Kemal ist sicher im Umgang mit dem Kurzbogen, und auch<br />

Hassan hat ein scharfes Auge. Wenn er nachher noch im Wasser schwimmt werden sie ihn schon erledigen.“<br />

Mercurio nickte. Vorsorglich legten Hassan und Kemal schon einmal Pfeile auf die Sehnen. Seltsam, dachte<br />

Mercurio. Wenn die beiden nach Odilon schauen sollten, warum blickten sie dann nicht aufs Meer? Naja,<br />

vermutlich wollten sie auch den Untergang der Klause miterleben, so was gab es ja nicht alle Tage zu sehen. Und<br />

solange die Welle mit aller Gewalt auf das Ufer zurollte war Odilon ohnehin nicht zusehen. Mercurio lachte<br />

hämisch bei dem Gedanken daran, wie Odilon jetzt wohl unter Wasser <strong>von</strong> der Macht und Gewalt der Fluten gegen<br />

die Felsen geschlagen würde.<br />

Die tosenden Fluten hatten jetzt den Steg erreicht. Wie Streichhölzer knickten die Bretter, als die ungeheure Macht<br />

des Wassers auf sie einschlug. Holzstücke wirbelten durch die Luft. Nichts würde <strong>von</strong> dem Steg übrigbleiben.<br />

Schritt um Schritt versank der Landesteg in den Fluten. Dann schlug die Welle mit ohrenbetäubendem Lärm auf<br />

das Ufer.<br />

Also Odilons Lungen zu bersten drohten tauchte er auf. Es dauerte eine Weile, sich zu orientieren, nachdem er sich<br />

das salzige Wasser aus den Augen gerieben hatte. Die Welle. Er sah sie <strong>von</strong> sich weg bewegen, er war hinter der<br />

Welle, in Sicherheit. Vorerst. Wo war Bavhano Bvaith? Der Gedanke an seinen Bogen schoss ihm durch den Kopf.<br />

Nach rechts, er musste nach rechts schwimmen. Dort wo er Mercurio vermutete. Links würde man ihn zuerst<br />

suchen, weil das linke Ufer näher lag. Nach rechts waren es gut hundert Schritt zum Ufer der Bucht, also mochte<br />

man meinen er würde das linke Ufer ansteuern, zu dem es keine zwanzig Schritt waren. Aber er konnte nach rechts<br />

schwimmen ohne gesehen zu werden. Er konnte tauchen. Vier oder fünfmal würde er Atem holen müssen bis zum<br />

Ufer, aber wenn er in einem Wellental nach Luft schnappte würde man ihn vom Ufer aus nicht sehen. Oft ist nicht<br />

der vermeintlich einfachere Weg der sichere, sondern der, dem Deine Verfolger eben deswegen weniger Beachtung<br />

beimessen. Diese nivesische Jägerweisheit hatte er zu beherzigen gelernt. Außerdem würden die Verderbten wohl<br />

erst einmal in der Kapelle sehen, welchen Schaden sie angerichtet hatten mit der Flutwelle. Die Kapelle... wer <strong>von</strong><br />

seinen Gefährten würde das Inferno überleben? Würde es überhaupt jemand überleben? War er jetzt auf sich allein<br />

gestellt?<br />

Fisch lachte, als er <strong>von</strong> seinem sicheren Platz aus sah, wie die Wassermassen über die Kapelle hereinbrachen. Nein,<br />

darin würde das wohl sicher niemand überleben. Ein dreckiges, schmutziges Lachen tönte aus seiner Kehle.<br />

Schade nur dass sie ihm nicht lebend in die Hände fielen. Es hätte einen Heidenspaß gegeben, die<br />

Zwölfgötterpaktierer, allen voran den Inquisitor, auf schmerzvolle Weise zu Tode zu foltern. Schade, dass ihm nun<br />

die schmerzvollen Schreie und das Bitten, das Jammern und das Flehen, ihnen ein kurzes Ende zu bereiten,<br />

entgangen war. Diese Einfaltspinsel <strong>von</strong> Kaiserlichen und Zwölfgöttergläubigen, die ihm und Tika so bereitwillig<br />

auf den Leim gegangen waren in ihrem naiven Glauben an das Gute im Menschen. Abermals lachte er. Auch Tika<br />

lachte. Tikas Brüste hoben und senkten sich lustig, wenn die Piratin lachte. Für einen Moment bedauerte Fisch es,<br />

das Tika vermutlich alt und runzlig sein würde, bis er in das Alter kommen würde, mit Frauen seinen Spaß zu<br />

haben. Aber wirklich nur für einen Moment. Dann wunderte er sich, warum aus seiner Brust plötzlich eine<br />

Dolchspitze ragte. <strong>Das</strong> letzte was er sah war Tikas erschrockener Gesichtsausdruck. Tika ihrerseits konnte noch<br />

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