Das Gold von Maraskan - Darpatien
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„Ja“ gab Hesindian zurück. „Äußerlich fehlt ihr nicht viel, die wenigen Wunden habe ich versorgt. Die Wunden<br />
aber, die ihrer Seele zugefügt wurden in der Gefangenschaft in Gipflak, kann nur die Zeit heilen.“<br />
„Ein paar Meilen <strong>von</strong> hier gibt es eine Klause“ mischte sich Efferjina ein. Eine alte Kapelle der Zwillinge, seit ein<br />
paar Jahren ist sie verlassen und schon zum Teil überwuchert vom Dschungel. Aber der Landesteg müßte noch<br />
benutzbar sein, groß genug für unser kleines Boot um dort anzulegen. Die Besatzer meiden diesen Ort, vielleicht<br />
hat er auch keine Bedeutung für sie. Vielleicht kennen sie ihn auch gar nicht, denn es gibt keinen Weg zu der<br />
Klause, und der kleine Steg ist hinter Felsen verborgen und nicht zu sehen. Die Garethjas wussten auch nichts<br />
da<strong>von</strong>, da werden die Haffaxijas vielleicht ebenso wenig wissen. In einer Stunde könnten wir die Klause erreicht<br />
haben. Jedenfalls könnt Ihr dort wohl die Nacht verbringen.“<br />
„Hört sich gut an. Wenn wir uns dort verstecken können hat Gunelde vielleicht die Zeit zum Ausruhen die sie<br />
braucht um wieder zu sich zu finden“ meinte Hesindian.<br />
„Ich kenne diese Klause. Mylendijian wohnte dort, aber er ist schon lange gestorben. Die Templer haben ihn<br />
erschlagen. Die Templer des Ordens der Herrin Rondra <strong>von</strong> Jergan. <strong>Das</strong> war zu der Zeit als hier noch die<br />
garethische Fahne auf den Garnisonen der Besatzer wehte.“ erläuterte Alvan. „Gut, steuern wir sie an. Was heißt<br />
„Ihr“? Was ist mit Dir, Efferjina?“<br />
„Ich will heimgehen. Ich habe Angst. Angst vor Euch allen. Ich will nur noch heim.“<br />
Odilon sah betreten in die Runde. An Efferjina hatte niemand <strong>von</strong> ihnen gedacht. Ihr mussten die Gefährten ja wie<br />
die reinsten Barbaren erscheinen. Odilon wagte es nicht, der Fischerstochter zu wiedersprechen.<br />
„Du kannst nicht mehr heim. Es tut mir leid, aber Du kannst nicht mehr heim.“ Selbfried mischte sich ein.<br />
Irgendwann würden die Söldner in Gipflak erfahren, dass Du zurück bist. Sie würden Dich festnehmen und<br />
verhören bis sie wissen was geschehen ist. Und sei es unter Folter. Schon bald werden sie Ortwin vermissen, und<br />
dann werden sie sich umhören. Sie werden Dich finden, und deswegen kannst Du nicht in Dein Dorf zurück.“<br />
Efferjina brach wieder in Tränen aus.<br />
„Du könntest Dich in einem anderen Dorf niederlassen, es darf nur nicht zu nahe an Gipflak sein. Hast Du<br />
Verwandte?“<br />
Efferjina schüttelte den Kopf. Außer Ihrer Mutter in ihrem Heimatdorf hatte sie niemanden mehr. Und dorthin<br />
konnte sie nicht zurück, wie dieser fremde Priester ihr glaubhaft machen wollte.<br />
„Du kannst mit uns kommen, wenn Du willst. Du kannst auch alleine weiterreisen, aber das ist mit Sicherheit noch<br />
gefährlicher als uns zu begleiten. Aber zurück kannst Du nicht mehr. Du kannst Dich bei diesen waghalsigen<br />
Draufgängern dafür bedanken, aber es ändert nichts daran.“<br />
Bei diesen harten Worten des Inquisitors wurde Odilon schlagartig bewusst, dass sie es waren, die den Tod der<br />
Fischer mit zu verantworten hatten und dass sie nun in der Pflicht standen sich um Efferjina zu kümmern.<br />
„<strong>Das</strong> ist leider richtig“ stimmte Odilon zu. Aber viel können wir Dir nicht anbieten. Nur ein Leben in Gefahr und<br />
auf der Flucht, und vielleicht einmal nach unserer Rückkehr ein Leben in der Fremde.“ Odilon schluckte.<br />
„Es gibt Städte an der Küste mit einem Anteil maraskanischer Exilanten. Vielleicht finden wir dort eine Bleibe für<br />
Dich“ schlug Alvan vor.<br />
„Nein. Ich will nicht mit Euch reisen.“<br />
Alvan verstand das gut. Es war zu viel geschehen in den letzten Tagen. Dinge, die sogar ihren Vater die<br />
Beherrschung verlieren ließen. Wie sollte da eine junge Fischerin mit den Ereignissen umgehen können? Es würde<br />
viel Zeit brauchen, bis Efferjina die Ereignisse verarbeitet haben würde. Was sie noch mehr belastete war, dass sie<br />
alle eine hohe Schuld auf sich geladen hatten. Der Inquisitor hatte Recht, es war ihre Schuld dass der Fischer und<br />
seine Söhne den Kreis vollendet hatten. Sie hatten sie in diese Sache hineingezogen. Es galt, etwas wieder gut zu<br />
machen an der Fischerin, und es galt um Vergebung zu bitten. So konnten sie vielleicht Frieden mit ihrem<br />
Gewissen finden. Bei den Zwillingen, sie war eine Priesterin und hatte sich solcherart würdelos verhalten. Da<br />
musste sie ihrem Vater wie auch dem Inquisitor zustimmen. Auch wenn die Besatzer den Tod vielfach verdient<br />
hatten war es falsch <strong>von</strong> ihr gewesen, sich zum Richter wie auch zum Henker aufzuschwingen.<br />
Als könne sie ihre Schuld dadurch <strong>von</strong> sich laden stand sie plötzlich auf und warf die vergiftete Klinge Ortwins, die<br />
sie noch immer bei sich trug, ins Meer.<br />
„Verzeih mir, Efferjina. Wir hätten Dich und Deine Familie niemals in diese Sache hineinziehen dürfen“ stammelte<br />
Alvan leise. „Bitte verzeih uns.“<br />
Efferjina sagte nichts. Sie verspürte nach wie vor eine Abneigung auf die Garethjas. Sie wusste dass sie den Tod<br />
ihrer Familie nicht gewollt hatten und auch nicht die Verantwortung dafür trugen. Schließlich waren die sieben<br />
Garethjas ja Gegner der Besatzer und damit die Verbündeten der <strong>Maraskan</strong>er. Aber die nüchterne Wahrheit, auch<br />
wenn der Verstand sie begriff, konnte ihre Gefühle nicht beseitigen. Efferjina zog es vor still zu sein und sich um<br />
das Boot zu kümmern. Je eher sie die Klause erreichten um so eher konnte sie ihrer Wege ziehen.<br />
Odilon sah schweigend den dunklen Horizont an. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können. Er machte sich<br />
selbst schwere Vorwürfe. Auch wenn er die Grausamkeit seiner Tochter verabscheute, hätte er sie nicht so<br />
beleidigen dürfen. Alvan war seine Tochter, und wenn sie so grausam war, dann war das auch seine Schuld. Dann<br />
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