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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Segeltuch, unter dem Alvan einen Säbel verborgen hatte. Tika bemerkte nicht, dass Alvan zu Mercurio ging. Ihr<br />

Ansinnen war auch zu durchschaubar, dachte Alvan. Sie beugte sich zu Mercurio und flüsterte: „Vorsicht, Kapitän.<br />

Tika hat hinter dem Segeltuch einen Säbel versteckt.“ Keine Sekunde zu spät, denn schon hatte Tika den Säbel<br />

ergriffen und ging zu Mercurio, Alvan und Odilon. „Kapitän, ich muss Euch <strong>von</strong> Verrat berichten...“<br />

„Bleib stehen, Tika! Du wirst dich nicht mit dem Säbel in der Hand dem Kapitän nähern!“ rief Alvan.<br />

Tika schreckte einen Moment zurück. „Aber... Alvan hat diese Waffen...“<br />

„Meinst Du nicht, ich hätte nicht durchschaut, dass Du die Waffen nicht so wie ich Dir befohlen habe in die<br />

Waffenkammer gebracht hast? <strong>Das</strong> Geld der Unglücklichen hast Du wohl auch eingesteckt! Woher kommen die<br />

drei Lederbeutel an deinem Gürtel?“<br />

„Kapitän, die Elfe wollte Euch töten!“<br />

Alvan lachte laut. Es hörte sich absolut überzeugend und echt an. „Tika, merkst Du nicht wie unglaubwürdig du<br />

redest? Ich stehe schon über eine Minute hier. Um den Kapitän zu töten bräuchte ich keinen Säbel dort zu<br />

verstecken. Ich bin bereits bewaffnet.“ Alvan deutete auf den Säbel an ihrer Seite. „Ich bin kein feiger Meuchler.<br />

Aber Du bist eine Verräterin, wie wir alle wissen.“<br />

„Tika“ donnerte Mercurio. „Du hast mich einmal zuviel verraten.“<br />

„Ich sage die Wahrheit, Kapitän. Du darfst diesem Spitzohr nicht glauben.“<br />

„Ruhe jetzt!“ Mercurio hielt inne. Mit einer herrischen Bewegung brachte er Tika und Alvan zum Schweigen.<br />

„Seeleute, jetzt bekommt ihr zur Begrüßung etwas zu sehen! Eine der beiden hat mich verraten. Vielleicht auch<br />

beide. Na denn, dann wollen wir Belhalhar entscheiden lassen, welche der beiden recht hat und welche nicht. Jungs<br />

und Mädels, macht Platz dort unten. Beide haben einen Säbel, sie sollen kämpfen.“ Mercurio griff nach Alvan und<br />

beförderte sie mit einem kräftigen Stoß nach vorne auf den freigemachten Platz. Alvan fiel zu Boden. Hatte sie sich<br />

vorhin noch beherrschen und den Schmerz in ihrem Bein unterdrücken können, so konnte das Bein der zusätzlichen<br />

Belastung durch den Stoß nicht mehr Stand halten. Instinktiv rollte sich Alvan zur Seite. Alvans alter<br />

Abenteurerinstinkt rettete ihr das Leben. Tika hatte keine moralischen Skrupel, Alvan wie in einem ritterlichen<br />

Zweikampf aufstehen zu lassen. Die Klinge der Piratin fuhr in die Planken neben Alvans Hals. Mit dem<br />

unverletzten Fuß trat Alvan nach dem vorangestellten Bein Tikas. Ein kurzer Aufschrei, aus dem gleichermaßen<br />

Überraschung wie Schmerz herauszuhören war, erklang. Alvan nutzte den kurzen Moment der Überraschung Tikas<br />

aus und hieb mit ihrem Säbel nach der Piratin. Verdammt, hätte sie das Geschick ihres Vaters wäre der Kampf<br />

damit vorbei gewesen. Aber der reichlich ungezielte Hieb streifte lediglich Tikas Arm. Die Piratin schrie noch mal,<br />

aber sie wich zurück außer Reichweite Alvans. Die Halbelfe wollte aufstehen, aber ihr Bein versagte den Dienst.<br />

Die Zuschauer – Seeleute wie Matrosen – johlten und applaudierten. Auch Mercurio klatschte. Odilon verfolgte das<br />

Geschehen scheinbar teilnahmslos. Er könnte eingreifen und Tika besiegen. Aber dann müßte er zuvor Mercurio<br />

ausschalten. Der Kapitän würde sonst die gesamte Mannschaft auf ihn hetzen. Andererseits war Mercurio<br />

abgelenkt, und er hatte noch immer sein Messer. Sollte er ihn ausschalten? Würden die Seeleute der Greif das dann<br />

als Signal zum Aufstand verstehen? Oder würden sie zaudern? In letzterem Fall wäre dann alles verloren.<br />

Tika, die gerade noch unritterlich gekämpft hatte, um ihr Leben zu retten, zögerte einen Moment lang, der nun<br />

offenkundig wehrlosen Alvan den Todesstoß zu geben. Odilon straffte sich, bereit einzugreifen.<br />

In diesem Augenblick krachte eine gewaltige Woge gegen die Fran-Horas, die sich mit aufstöhnenden Planken zur<br />

Seite neigte. Matrosen und Piraten purzelten wie wild durcheinander, auch der völlig verblüffte Odilon krachte<br />

unsanft gegen einen Stützbalken.<br />

Der Sturm sprang die Schi<strong>von</strong>e an wie ein einziges gewaltiges Raubtier. Ein scharfes, wütendes Zischen, dass<br />

immer weiter anschwoll betäubte Odilons Ohren. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Tika gestürzt und Alvan -<br />

schreiend vor Schmerz - aus der Reichweite ihres Säbels gerutscht war. Von oben klatschte ein Schwall eisiges<br />

Salzwasser herein. Die Fran-Horas neigte sich weiter nach Steuerbord, und für einen langen, bangen Moment lang<br />

sah Odilon das Schiff bereits kentern.<br />

Nach einer schieren Ewigkeit richtete sich das gepeinigte Schiff wieder aus, wie ein schwer angeschlagener<br />

Faustkämpfer, der sich mit blutigen Lippen gegen einen übermächtigen Gegner erhebt. Weitere Schläge trafen die<br />

Schi<strong>von</strong>e, Wasser schwappte knöchelhoch durch das Unterdeck.<br />

Alvan hangelte sie mühsam hoch, bemühte sich trotz ihres lädierten Beins den Wellengang auszubalancieren. Einen<br />

Herzschlag lang erinnerte sie sich daran, wie sie sich vor einigen Tagen noch - während des Schneesturms in der<br />

Baernfarn - an die Orkane des Perlenmeers zurück erinnert hatte. Dort unten in der Goblinhöhle hatte sie nicht<br />

damit gerechnet, dass sie derart bald wieder in diesen elementaren Naturgewalten stecken würde. Der<br />

überraschende Angriff des Sturms hatte ihr das Leben gerettet, aber nun, als das Schiff sich ein weiteres Mal bis<br />

zur Seite neigte, wurde ihr grausam bewusst, dass Wasser keine Balken hatte. Unter ihr kochten mindestens vierzig<br />

Schritt eiskaltes Wasser, bereit, die Schreie der zappelnden Sterblichen in ihrem lächerlich zerbrechlichen<br />

Holzgefährt für immer mit Salzwasser zu ersticken.<br />

Buchstäblich in Windeseile begannen die Kerzen in den Laternen zu verlöschen. Schreie, Fauchen, Heulen. Wie<br />

ein verängstigtes Mädchen verkroch sich Alvan hinter eine Seemannskiste, wartete auf das Ende.<br />

Alles lief durcheinander, ein paar Mutige, <strong>von</strong> Mercurio angetrieben, nach oben, um mit den Sturmsegeln<br />

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