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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Sein Blick huschte über die nunmehr ohnmächtige - oder tote? - <strong>Maraskan</strong>erin, die in Griffweite vor ihm lag, über<br />

die Gardisten, die aus dem Bachbett auf ihn zugelaufen kamen, teilweise weitere Pfeile abschießend, und auf die<br />

Gardisten, die <strong>von</strong> den Seiten her vorrückten.<br />

Hesindian formte seine Hände zu einer Schale und blies sacht darüber.<br />

"IGNISPHAERO FEUERBALL"<br />

Mit sanftem Glosen bildete sich aus dem Nichts eine Feuerkugel und zischte als lodernder Schweifstern auf den<br />

Pulk der Soldaten zu, die nun über den Bachrand sprangen.<br />

Eine dumpfe Explosion. Gierige Flammen leckten über Mäntel und Köpfe hinweg, setzten Schilf in Brand,<br />

verzehrten Fleisch und schmolzen Stahl.<br />

Hesindian lief aus der Deckung. Mit Befriedigung sah er, wie die überlebenden Kämpfer vor ihm zurück wichen<br />

und sich darauf beschränkten, Pfeile auf ihn abzuschießen. Drei, vier Gardisten wälzten sich schreiend am Boden,<br />

einer lag bereits still. Der Edle <strong>von</strong> Orweiler riss den dürren, blutigen Leib des Mädchens an sich, dass ebenfalls<br />

einige Brandwunden abbekommen hatte und lief damit auf den Schrein zu, ohne sich noch einmal umzublicken.<br />

Odilon kämpfte mit der Strömung und der Brandung. Es hätte ein schöner Tag werden können, mit<br />

strahlendblauem Meer und warmer Sonne, aber er war nicht zur Sommerfrische hier. Dieses Meer war abgrundtief<br />

böse, und die Pfeile gut gezielt. Immer wieder tauchte er in die Tiefe, während Geschosse neben ihm einschlugen,<br />

wie Sturmtaucher auf der Jagd nach Fischen, eine silbrigweiße Spur aus Bläschen hinter sich herziehend. Die Jagd<br />

würde nicht ewig so weitergehen können. Er brauchte Luft, Luft und einen Augenblick Erholung.<br />

Sein Kopf stieß durch das salzige Wasser. Seine Haare klebten in seinen Augen, darum sah er die Rückenflosse, die<br />

vom Strand her auf ihn zuglitt, erst sehr spät. Ein schwarzweiß gestreifter Körper <strong>von</strong> Übermannslänge bewegte<br />

sich mit tödlicher Eleganz auf ihn zu.<br />

Ein Streifenhai! <strong>Das</strong> fehlte ihm gerade noch. Instinktiv sah er sich um - die Biester griffen gerne im Rudel an. Der<br />

hier war allein.<br />

Von der Seite her stupste ihn ein Stock, ein Stück Treibholz, an. Nun, ein Stock, der neben ihm im Wasser trieb,<br />

würde ihn in diesem Kampf wenig nützen.<br />

Oder doch? Mit einem länglichen Gegenstand konnte er einen derartigen Gegner vielleicht leichter auf Distanz<br />

halten. Dann glitt seine Hand zu dem Messer an seiner Seite. Der Hai schoss nun zielstrebig auf ihn zu. Kein<br />

Zweifel, er sah ihn als seine nächste Beute an. Bis zum Strand würde es Odilon nicht mehr schaffen, das wusste er.<br />

Also tauchte er unter. Wenn, dann hatte er nur unter Wasser eine Chance.<br />

Ein riesiges, zahngespicktes Maul rauschte auf ihn zu, während ihn leblose Fischaugen kalt musterten. Die linke<br />

Flosse, irgendetwas stimmt mit seiner linken Flosse nicht, dachte Odilon noch, dann prallte der Raubfisch auch<br />

schon heran. Der Waldläufer stieß mit der Stockspitze nach der Schnauze des Tiers. Der Hai wich leicht aus, und<br />

Odilon versuchte ihm die Klinge in die fünf Kiemenschlitze zu stechen, die nun an seinem Gesichtsfeld<br />

vorbeiglitten. Überraschend warf das Tier seinen Kopf herum, und Odilon wurde das Messer aus der Hand<br />

gerissen. Auf Nimmerwiedersehen verschwand die Waffe in der Tiefe. Raue Haihaut riss Odilons Gesicht auf, ein<br />

Schlag gegen die Nase betäubte ihn für einen Moment.<br />

<strong>Das</strong> also ist das Ende, dachte er, als der Hai einige Schritt entfernt zu einem weiteren Angriff ansetzte. In einer<br />

namenlosen Bucht bei <strong>Maraskan</strong> <strong>von</strong> einem Streifenhai gefressen. Welch unrühmliches Ende für einen Recken der<br />

Ogerschlacht!<br />

Ein weiterer Schatten glitt vom offenen Meer her heran. Sein Blut lockte offenbar die Gefährten des Streifenhais<br />

an. Dann musste er sich wieder seinem ersten Gegner zuwenden, der mit weit auseinander geklappten Kiefern auf<br />

ihn zuschoss. Als Odilon die verkrüppelte linke Flosse sah, begriff er zumindest intuitiv, dass es Mercurio sein<br />

musste, der ihn hier in Fischgestalt angriff. <strong>Das</strong> Gefühl hatte fast etwas Tröstliches: Wenigstens <strong>von</strong> einem<br />

rachsüchtigen Charyptorothpaktierer, nicht <strong>von</strong> einem Tier aus reinem Fressinstinkt getötet.<br />

Ein zorniges Quietschen ertönte. Der Rammstoß des Delphins traf den Hai <strong>von</strong> der Seite, direkt in die Kiemen -<br />

dort wo er tödlich war. In einer Wolke aus Fischblut wurde der massige Leib des Haies beiseite gedrückt, vorbei an<br />

Odilon, der für einen Augenblick nicht mehr klar denken konnte. Mit geöffnetem Maul verschwand der Kadaver<br />

aus seinem Blickfeld. Der weiche, glatte Leib des Efferdtieres stieß den Baernfarn beiseite, ein unbeabsichtigter<br />

Flossenschlag ließ den Baernfarn benommen durchs Wasser taumeln. Wo die Götter eingreifen, nehmen sie wenig<br />

Rücksicht auf das Wohlbefinden der Sterblichen, war sein erster klarer Gedanke, als er mit geprellter Nase an die<br />

Oberfläche kam.<br />

Dann surrten wieder Pfeile heran. War er noch immer in Reichweite der Bogenschützen? Erst jetzt sah er, dass die<br />

Gardisten nicht auf ihn, sondern auf einen blutigen Menschenkörper zielten, der in einiger Entfernung im Wasser<br />

rollte. Tatsächlich schlug nun ein Pfeil in den leblosen Leib ein, dem offenbar ein Arm fehlte. Sie halten Mercurios<br />

Körper für den Meinigen, dachte Odilon. Er beschloss, seinen Vorteil zu nutzen und so schnell wie möglich zum<br />

Ufer zu tauchen.<br />

Er fischte nach dem treibenden Stock, der ihm Glück gebracht hatte, und tauchte erneut ins Wasser. Ein<br />

schnatterndes, durchdringendes Geräusch ertönte. War das der Siegesruf des Delphins? Odilon bildete sich ein,<br />

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