Das Gold von Maraskan - Darpatien
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auch aus den Jahren stammen, als die <strong>Maraskan</strong>er noch gegen die Kaiserlichen gekämpft haben. Vielleicht waren in<br />
dem Krug ja auch Reis oder Shatak für die Rebellen, und der Baum so eine Art toter Briefkasten?"<br />
"Etwas Ähnliches hat Alrik auch gemeint. Aber warum sollte uns Bruder Boron mit einem solchen Traum in die<br />
Irre führen wollen?"<br />
"Nun, meistens sind es wir Sterbliche selbst, die uns gegenüber den Göttern in die Irre führen. Wer sagt, dass Ihr<br />
den Traum richtig deutet? Ich frage ja nur, weil ich schon gerne genau wissen will, für was ich da meinen Kopf<br />
hinhalte."<br />
"Manchmal muss man eben mehr seinem Gefühl gehorchen, als seinem Verstand."<br />
"Hoho. Spreche ich da gerade mit Jirka oder mit meiner Tochter? Aber du hast Recht. Manchmal kommt man mit<br />
einem Appell an den Verstand einfach nicht weiter. Aus dem gleichen Grund habe ich ja auch die Hütte<br />
abgebrannt. Sei´s drum, ich bin nicht sicher, ob Du mein Verhalten versteht. Auch ich selbst fühle mich nicht wohl<br />
bei dem Gedanken daran, was ich getan hab. Obwohl ich es tun mußte. Aber vertrau mir, ich weiß schon, was ich<br />
damit bezwecken will. Allerdings ist mir noch nicht ganz klar, wie Dein weiterer Plan aussieht. Du willst uns nun<br />
als Perainepilger nach Zorgan bringen. Und danach?"<br />
Alvan wollte gerade zu einer Antwort ansetzen - der Unwille war ihr dabei anzumerken -, als ihr Vater sie mit einer<br />
Geste zum Innehalten aufforderte. Aus den Augenwinkeln heraus hatte er den Magier bemerkt. Also hatten ihn<br />
seine in Jahrzehnten geschärften Waldläuferinstinkte doch nicht getäuscht.<br />
Nun, wenn ihm Hesindian zuhörte, umso besser. Ein Gespräch unter vier Augen wäre ihm doch unangenehm<br />
gewesen, ihm, der langes Gerede immer verabscheut hatte.<br />
"Schon gut, Alvan, Du wirst ebenfalls wissen, was du vorhast."<br />
Odilon spürte, dass er seine Tochter immer noch nicht ganz überzeugt hatte. Genauer gesagt, schien für sie gerade<br />
das ehrwürdige Bild ihres Vaters ziemlich angekratzt, wenn nicht zerbrochen zu sein.<br />
"Einen Grund für mein Verhalten habe ich Dir noch nicht genannt, den wichtigsten."<br />
"Ach, und der wäre?"<br />
Alvans Augen blitzten, ihre Stimme klang noch immer zornig. Sieh an, sieh an, dachte Odilon, die Kleine wurde<br />
aufmüpfig. Auch wenn Odilon das Selbstbewusstsein seiner Tochter gefiel, verspürte er doch so etwas wie einen<br />
nagenden Schmerz.<br />
Odilon atmete tief durch.<br />
"Drei Ritter des Bannstrahlordens sind an dem Morgen, als ich aufgebrochen bin, <strong>von</strong> Osten her zum Stadttor<br />
geritten und haben sich nach dem Weg nach Orweiler zu Magister Hesindian erkundigt. Ich habe sie erst einmal in<br />
Richtung Heidengrund geschickt." Odilon senkte den Blick. Auch wenn er mittlerweile lange genug mit Jirka<br />
zusammen war, um eine Lüge gegenüber Praioseiferern nicht mehr als Sünde zu empfinden, war ihm die<br />
Geschichte doch unangenehm. Nur zu gut konnte er sich an den lodernden, durchdringenden Blick des Anführers<br />
erinnern, der nicht im Mindesten zu ahnen schien, dass ihm sein Gegenüber nicht die Wahrheit sagte.<br />
Zum Glück hatte der Mann ihn, den Recken in der Kluft des Abenteurers nicht als Mitglied des Hauses Baernfarn<br />
erkannt - zumindest hoffte Odilon das. Die Männer waren die ganze Nacht hindurch geritten, das sah man ihnen an,<br />
und kamen <strong>von</strong> der Front. Auf dem Packpferd hatte er in einem Käfig eine Brieftaube ausmachen können. Die<br />
Burschen hatten es eilig - und das war bei Geißlern kein gutes Zeichen.<br />
Alvan pfiff leise durch die Zähne: "Der Bannstrahl sucht Hesindian? Aber warum denn das?"<br />
"<strong>Das</strong> haben sie mir nicht gesagt. Sie haben sich sofort in Richtung Heidengrund aufgemacht" Odilon lächelte<br />
hintersinnig, dann wurde er wieder ernst. "Nun, ein Graumagier mit dieser Vorgeschichte, der sich in Frontnähe<br />
aufhält, ist wohl immer verdächtig, zumindest für diese Fanatiker. Denk an seine schlohweißen Haare, obwohl er<br />
gerade mal dreißig Götterläufe zählt. Was ich da schon an Schauergeschichten gehört habe, selbst unter den Bauern<br />
der Baernfarn, die ja einiges gewohnt sind."<br />
"Mag sein. Aber Veneficus ist auch ein Magus der Grauen Gilde, ebenso Gwandromir."<br />
"Nun, sie beide waren noch nicht in den Schwarzen Landen und zumindest Veneficus ist durch seinen Stand<br />
einigermaßen geschützt. Aber gut möglich, dass Hesindian nur das lose Fadenende sein soll, mit dem man die<br />
ganze Naht auftrennen möchte, wenn Du verstehst was ich meine. Ich war jedenfalls froh, dass sie Jirka nicht zu<br />
Gesicht bekommen haben."<br />
"Aber, wenn das so ist... warum hast du das Hesindian nicht gesagt?"<br />
"<strong>Das</strong> hätte ich ihm gerne, aber er wollte ja nicht mit mir sprechen. Hätte ich durch das ganze Dorf brüllen sollen,<br />
dass der Edle <strong>von</strong> Orweiler <strong>von</strong> Bannstrahlern gesucht wird, und der ehemalige Baron <strong>von</strong> Gallys die Praiosdiener<br />
in die Irre geführt hat, um seinem alten Freund, dem gesuchten Magier, zur Flucht Richtung Schwarzmaraskan zu<br />
verhelfen? Du weißt, dass ich kein Feigling bin, aber ehrlich gesagt hatte ich in dieser Situation ganz schön<br />
Muffensausen. Ich habe mir die ganze Zeit eingebildet, dass die drei Weißmäntel schon im gestreckten Galopp<br />
hinter mir her wären, und mich bereits als Mitverschwörer eines Dämonenpaktierers auf dem Scheiterhaufen<br />
brennen sehen. Von Jirkas und deinen spitzen Ohren mal ganz zu schweigen. Wer weiß, was sich Jagos Häscher<br />
aus so was zusammen reimen. Naja, jedenfalls war mein erster Gedanke der an Feuer."<br />
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