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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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VIII. Kapitel: Mylendijians Klause<br />

Was bei Belhalhar wollte dieser Seefahrer wirklich in Jergan, fragte sich Andromeija. Mit einer Frau und einem<br />

Jungen hatte er sich, als sei er eine normale Familie, die in <strong>Maraskan</strong> ihr Glück versuchen wollte, in einer Herberge<br />

eingemietet. Ein Mann mit Al´Anfanischem Dialekt. Es kam selten vor, dass ein Al´Anfaner sich nach Jergan<br />

verirrte, abgesehen <strong>von</strong> Handels- oder Schmugglerschiffen, die aller Feindschaft mit dem Kaiserreich und seinen<br />

Verbündeten zum Trotz in <strong>Maraskan</strong> blanke <strong>Gold</strong>dukaten verdienen wollten. Aber dieser Mann schien zu keinem<br />

Schiff zu gehören. Er war, wie Andromeija erfahren hatte, als Passagier aus Elburum gekommen.<br />

Nun gut, das allein war nicht so absonderlich. Denn zwischen <strong>Maraskan</strong> und Oron herrschte reger Handel, vor<br />

allem Getreide lieferten die Oronier in großem Maße an. Aber der Seefahrer, Mercurio nannte er sich, war kein<br />

Getreidehändler. Er schien wohlhabend zu sein, er hatte stets mit blinkender Münze gezahlt. Aber niemand mochte<br />

auch nur vermuten, woher er seinen Reichtum habe. Und Jergan war gewiss nicht der richtige Ort für einen reichen<br />

Mann, sein Geld zu verprassen. Da wäre er mal lieber in Elburum geblieben. Was also führte Mercurio nach<br />

<strong>Maraskan</strong>?<br />

Andromejia war erst seit wenigen Tagen in Jergan. Sie hatte sich bei hiesigen Stellen gemeldet, wie das üblich war<br />

als Gesandte Rayo Brabakers. Sie hatte gehofft, hier weitere Informationen zu finden über das mögliche Versteck<br />

des geraubten Enduriums. Bislang wusste sie nicht viel. Der in Tuzak verhörte Priester hatte gesagt, dass eine<br />

Mirajida, eine Jerganer Priesterin, das Endurium versteckt hatte. Nun, eine Mirajida hatte es tatsächlich gegeben in<br />

Jergan, und sie war, das hatten ihre Ermittlungen ergeben, im Dschungel verschollen. Ein im Dschungel<br />

verschwundener Mensch mehr. Immerhin wusste sie die ungefähre Richtung Mirajidas. Sie war zuletzt in Nuran<br />

gesehen worden. <strong>Das</strong> war unweit des Tales der Glühwürmchen, in dem, wie der übliche Kladj besagte, der<br />

Tempelschatz der Jerganer Priesterschaft versteckt worden war nach der Invasion. Nach der Invasion der Garether<br />

unter Kaiser Reto, wohlgemerkt.<br />

Eigentlich maß Andromejia dem üblichen Kladj keine Bedeutung zu, aber irgendwie ergänzte sich das. War es<br />

denkbar, dass der Tempelschatz und das Endurium dort tatsächlich versteckt waren, weil die Priesterschaft den<br />

darauf vertraute, dass bei solcherart verbreiteten Gerüchten niemand ernsthaft dort einen Schatz vermutete? Die<br />

Logik der <strong>Maraskan</strong>er legte einen solchen Schluss fast nahe. Es war immerhin den Versuch wert, dort nachzusehen,<br />

weit war der Weg ja nicht.<br />

Also hatte sie sich bei einem kundigen Kartenzeichner eine Wegkarte erstanden und sich den Weg ins Tal der<br />

Glühwürmchen erklären lassen. Stutzig geworden war Mirajida bei der Reaktion des Geographen: „Na so was, da<br />

will jahrelang niemand etwas wissen vom Tal der Glühwürmchen, und dann verkaufe ich gleich zwei Karten dieser<br />

Gegend in nur zwei Tagen! Und ich dachte, die Zeit der Schatzsucher ist schon seit Jahren vorbei. Wenn da jemals<br />

was dran war an dem Kladj ist der Finder des Schatzes doch schon über alle sieben Meere geflohen!“<br />

„Jaja, der Schatz interessiert mich auch gar nicht“ hatte Andromejia entgegnet. Ich schreibe an einer Chronik<br />

maraskanischer Geschichte und wollte den Schauplatz der Schlacht <strong>von</strong> Hemandu in Augenschein nehmen. Sagtet<br />

ihr, noch jemand hätte so eine Karte erstanden?“<br />

„Ja, gerade einmal gestern fragte mich dieser Fremde danach.“<br />

Andromejia war neugierig geworden. An Zufälle glaubte sie nicht. <strong>Das</strong> tat niemand in <strong>Maraskan</strong>, entsprach es doch<br />

der Sicht der <strong>Maraskan</strong>is, hinter allem den Schöpfungsplan Rurs zu vermuten. Auch die Anhänger der neuen<br />

finsteren Religion waren in diesem Denken verhaftet geblieben. Warum also war der Fremde nach Jergan<br />

gekommen? Hatte das etwas mit ihrer Mission zu tun, fragte sich Andromejia? Mit einigen geschickten Fragen<br />

entlockte sie dem Mann die gewünschten Informationen.<br />

Sie würde Mercurio beobachten.<br />

Es war Andromejia nicht schwer gefallen herauszufinden, wo Mercurio sein Quartier bezogen hatte. Andromejia<br />

hatte gute Kontakte zur Unterwelt, auch in Jergan. So hatte sie erfahren, dass Mercurio mit seinen Begleitern im<br />

Roten Mond abgestiegen war, einer gutbürgerlichen ruhigen Herberge, in der man vor dem einfachen und armen<br />

Volk nicht gestört wurde.<br />

Andromejia hatte wirklich keine Schwierigkeiten, etwas über diesen Mercurio in Erfahrung zu bringen. Sie hatte<br />

im Hafenbüro ein paar Fragen gestellt und dabei erfahren, dass Mercurio Kapitän im Dienst der Xeraanischen<br />

Kaperflotte war. Er war schon des Öfteren mit seinem Schiff, der FranHoras, in Jergan vor Anker gewesen. Der<br />

Hafenmeister kannte ihn persönlich, der Zollmeister ebenso, und vermutlich war er auch bei mindestens der Hälfte<br />

der Hafenhuren schon zu Besuch gewesen. Verwunderlich war an der Sache nur, warum Mercurio ohne sein Schiff<br />

nach Jergan gekommen war. Wollte er ohne mit seiner Mannschaft zu teilen einem Schatz nachjagen? <strong>Das</strong> war<br />

möglich. Jedenfalls schien er sehr genau zu wissen, nach was er suchte. Also würde Andromejia mit ihm reden<br />

müssen. Schließlich wusste sie lediglich, dass der Tempelschatz irgendwo im Tal der Glühwürmchen liegen sollte,<br />

aber das Tal war groß. Man könnte jahrelang nach einem Schatz im Dschungel suchen, wenn man nicht wüsste, wo<br />

man suchen sollte. Wenn dieser Mercurio mehr wusste, dann musste sie ihn aufsuchen.<br />

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