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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Rast, das ist doch keine Rast hier!" fluchte eine der Soldaten und fing mit der Faust eine der allgegenwärtigen<br />

Stechmücken, um sie dann genüsslich zwischen den Fingern zu zerreiben.<br />

"Ruhe, Soldaten!" fauchte Brackenburger. Grunzend wischte sich der Hauptmann den Schweiß aus dem<br />

Stiernacken. "Es geht noch früh genug weiter. Kannst froh sein, dass du hier nicht im echten Dschungel bist." Der<br />

Karmothgardist wandte sich dem schwächlich aussehenden Mann mit dem zu vielen kleinen Zöpfen geflochtenen<br />

Bart zu, der neben ihm an dem qualmenden Lagerfeuer stand - nackt, wie seine verfluchten Zwillingsgötzen ihn<br />

geschaffen hatten.<br />

"Zieht das an" Brackenburger warf dem Magus ein Bündel Gewänder zu, einschließlich eines Paars Stiefel. "Sonst<br />

fressen euch die Moskitos noch auf."<br />

Pervaljin Dracontis fing die Kleider auf und zog sich langsam an, ohne auf die feixenden Blicke der Soldaten und<br />

die anzüglichen Mienen der Frauen um ihn herum zu achten. Für einen Magier sieht er ziemlich kräftig und<br />

ausdauernd aus, dachte Brackenburger. Aber bei den Tuzaker Zauberern sollte es sich ja ohnehin um halbe<br />

Waldläufer handeln. "Habt Ihr nichts Besseres?" seufzte der Magier im besten Garethi, als er ein gestopftes Loch in<br />

dem Lederwams entdeckte. "Und etwas, das dem maraskanischen Dschungel angemessener ist?"<br />

"Seid froh, dass ich Euch überhaupt etwas zum anziehen gebe. Ich könnte euch auch nackt in den Dschungel<br />

schicken." Der Magier lächelte überheblich und sah dann an sich herab. "Eindeutig zu weit in der Breite und zu<br />

kurz in der Länge. Sind die Kleider <strong>von</strong> Euch, Herr Hauptmann?"<br />

Andromejia kicherte leise und wandte sich dann wieder dem Lagerfeuer zu, wo die etwas Glut hoch stocherte.<br />

Dann sah sie verstohlen zu dem Magus. Er sah gut aus, jedenfalls besser als die meisten Männer seines Standes.<br />

Wie ein Geist war er vor wenigen Augenblicken in ihre Reihen getreten, splitterfasernackt. Er hatte etwas<br />

Geheimnisvolles an sich, fand sie. Auch Mercurio blickte interessiert, war aber abwartend. Der Schiffsjunge und<br />

die Matrosin hatten sich im Schutz des Rauches unter einen Mohagoni-Baum gelegt und dösten.<br />

Der Hauptmann schnaubte und blickte dann zu den Sternen. Der Morgen war nicht mehr fern: "Ist das hier eine<br />

Belhankaner Modenschau? Nein, ist es nicht. Also, Herr Magus, kommen wir zur Sache. Wo ist diese verfluchte<br />

Klause?"<br />

Pervaljin blickte auf die Flammen. "Ihr hättet kein Feuer entzünden dürfen. Wer sagt Euch, dass sie nicht in der<br />

Nähe sind?"<br />

"Wir haben eine Ewigkeit hier am Treffpunkt auf euch gewartet. Ich dachte schon, ihr findet uns nicht oder ihr<br />

hättet Euch verflogen" - ein schiefes Grinsen - "also wollte ich Euch eine kleine Orientierungshilfe geben. Also: S i<br />

n d die Bastarde irgendwo in der Nähe ?"<br />

Der Magier, dessen Alter sehr schwer einzuschätzen war, blickte unbestimmt in den Dschungel hinein. "Seid froh,<br />

dass der Rauch nicht höher gestiegen ist, als die Baumwipfel dort drüben, und dass der Wind so kräftig vom Meer<br />

her bläst. Die Klause ist vielleicht eine Meile <strong>von</strong> hier entfernt, in diese Richtung. Ich werde euch führen. Aber ich<br />

warne Euch. Die Verfolgung hat länger gedauert, als ich dachte, und die Verwandlung sehr viel Kraft gekostet. Ich<br />

werde Euch im Kampf keine allzu große Hilfe sein können."<br />

"Lasst das mal uns machen", knurrte Mercurio in seinen schwarzen Bart und lächelte hintersinnig. Auch der<br />

Hauptmann verkniff sich einen Moment lang ein Grinsen, als er das selbstgefällige Gesicht des Südländers sah.<br />

Warte erst Mal ab, was ich noch alles in der Hinterhand habe, dachte er... "Gut, der Schrein ist also dort drüben.<br />

Und, was tut sich dort sonst noch, Meister Dracontis?"<br />

"Ich konnte nicht allzu viel erkennen. Außer Fackelschein hinter der Eingangstür. Im Ziegeldach befinden sich<br />

einige Löcher, und darin scheinen Bewaffnete zu stehen. In einige der Fensterläden konnte ich eine Art<br />

Schießscharten ausmachen. Sah so aus, als ob die Klause erst vor kurzem umgebaut wurde. Alles in allem macht<br />

das Gebäude einen recht wehrhaften Eindruck. Bis zum Dschungel sind es nur ein paar Schritt, so dass man sich<br />

leicht anschleichen kann. Dafür steht der Schrein gleich am Meer, so dass den Rebellen zumindest der Rückzug<br />

abgeschnitten ist."<br />

"<strong>Das</strong> Schiff, was ist mit dem Schiff?"<br />

"Weit und breit nichts zu sehen. Aber es gibt da draußen einige vorgelagerte Inseln und die Küste ist recht sumpfig,<br />

so dass man leicht eine Zedrakke in der Nähe verstecken könnte. Ich wollte nicht allzu lange dort herumfliegen, um<br />

keine Aufmerksamkeit zu erregen."<br />

"Mit wie vielen Verteidigern müssen wir rechnen?"<br />

"Gute Frage. Auf dem Dach standen einige Wachen bereit, zwei oder drei Leute, glaube ich. Aber das Gebäude ist<br />

nicht sehr groß. Mehr als ein Dutzend sicherlich nicht."<br />

"Nun gut, dann greifen wir auf jeden Fall mit dreifacher Überlegenheit an." Jobst Brackenburger grunzte zufrieden<br />

und wischte sich ein aufdringliches Glühwürmchen <strong>von</strong> der Wange. "Die Wehrheimer Zahlen sind schon mal auf<br />

unserer Seite."<br />

"<strong>Das</strong> Gebäude ist allerdings aus Stein und massiv. Es sieht auf den ersten Blick schon ein bisschen aus wie eine<br />

Festung. Und vergesst nicht, für uns..." Der Magier räusperte sich fein. "...für die <strong>Maraskan</strong>er ist es ein heiliger<br />

Ort."<br />

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