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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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hatte dieser noch keinen Bart und keine schlohweißen Haare getragen (vor allem trug Hesindian gerade einen<br />

schmutzigen Lumpensack über den Kopf).<br />

Ortwin hob das Papier auf, dass Adelgunde achtlos auf den Boden hatte fallen lassen und studierte es. "Sie<br />

behaupten, aus Tuzak zu kommen?"<br />

Der Hauptmann bejahte. "Kennt Ihr diese Burschen?" Ihrer Stimme und ihrem Blick war anzumerken, dass sie die<br />

"Schlange" nicht sonderlich leiden konnte, ihr zumindest nicht über den Weg traute.<br />

Der Spion ignorierte die Frage und ließ einen prüfenden Blick über Sigismunds Fälschung gleiten. In Odilon stieg<br />

ernste Sorge auf, dann merkte er, dass die Schlange nichts <strong>von</strong> dem Geschriebenen las - weil er nicht lesen konnte?<br />

- sondern ausgiebig das Siegel studierte. Nur Mut, dachte er. Haffax wird kaum seine besten Leute in diesem<br />

abgelegenen Küstenkaff stationiert haben. Im Grunde ist es eine halbe Bestrafung, hierher an den äußersten Rand<br />

<strong>Maraskan</strong>s geschickt zu werden.<br />

"Sie behaupten, dass sie <strong>von</strong> Cjuk Stiij geschickt wurden, um mittelreichische Spione einzufangen..."<br />

Adelgunde schüttelte ungläubig den Kopf.<br />

"Ja, ich glaube, ich habe zumindest den da, diesen Berngrimm" er deutete mit dem Fuß auf Odilon und "schon mal<br />

irgendwo gesehen. Vielleicht in Tuzak, vielleicht auf dem Festland, ist wohl schon eine Weile her. Dieses Siegel<br />

hier ist jedenfalls echt. Wäre es gefälscht, dürfte man daran keinerlei Anzeichen der maraskanischen Hitze<br />

erkennen, da die Spione ja dann geradewegs über das Meer hierher gekommen wären." Stolz auf seinen Scharfsinn<br />

wippte der Samthandschuh auf seinen Stiefeln. "Ihr habt Befehl, diese Therbûnitin so schnell wie möglich nach<br />

Tuzak zu bringen?"<br />

"So ist es der Wille <strong>von</strong> Exzellenz Stiij." Odilon nickte, soweit seine Lage dies zuließ.<br />

"Und woher wissen Exzellenz Stiij in Tuzak, dass diese besagte Frau sich überhaupt in Gipflak aufhält? Immerhin<br />

ist sie erst seit kurzer Zeit hier..."<br />

"Nun, wie gesagt, wir haben vor ein paar Tagen ihr Schiff aufgebracht, nachdem wir einen Hinweis erhalten<br />

hatten, wonach mittelreichische Spione <strong>von</strong> Zorgan aus nach <strong>Maraskan</strong> eindringen wollten. Aber unser eigenes<br />

Schiff, die Fran-Horas, wurde kurz darauf <strong>von</strong> einem Geisterschiff versenkt, und die Perainedienerin ist bei dieser<br />

Gelegenheit über Bord gegangen."<br />

"Diesen Unsinn hat sich dieser Bursche doch gerade ausgedacht" fauchte Adelgunde.<br />

"Ach ja, hat er das? Und meinen Namen hat er sich wohl ebenfalls ausgedacht, wie? Nein, meine werte<br />

Adelgunde, Ihr habt euch in eine missliche Lage manövriert und wollt es nun nicht zugeben. Aber damit verfangt<br />

ihr euch nur noch mehr im Netz." Der Tobrier wies auf den gefesselten Selbfried.<br />

"Diesen Praiosgeweihten dort habt ihr ebenfalls gefangengenommen?"<br />

"Ja. Ich glaube, er ist ein ordentlicher Inquisitionsrat."<br />

"Ein Inquisitor ? Ein fetter Fang, fürwahr, eine fürstliche Beute. Der Praiot muss so schnell wie möglich in Jergan<br />

vorgeführt werden. Ein sprudelnder Quell <strong>von</strong> Informationen und ein wahrlich prächtiges Opfer für die<br />

Bluttempler. Der Fürstkomtur wird zufrieden mit uns sein, o ja, er wird sogar sehr zufrieden sein."<br />

Der Tobrier betonte das "uns" und rieb sich vergnügt die Hände. <strong>Das</strong> war wohl die langersehnte Gelegenheit, aus<br />

Gipflak wegzukommen und in höhere Kreise aufzusteigen.<br />

"Verzeiht, wir haben eigentlich Befehl, die Gefangenen nach Tuzak zu bringen. Außerdem, könntet Ihr vielleicht<br />

einmal unsere Fesseln lösen, es wird langsam unbequem."<br />

"Sicher." Ortwin schien bereits zu überlegen, wie er selbst den Löwenanteil an der Belohnung für die<br />

Gefangennahme zweier Spione einheimsen konnte. "Weibel, die Gefangenen losbinden."<br />

Odilon stöhnte, als der Druck auf seine Handgelenke mit einem mal schwand. Schmerzend kehrte das Blut in die<br />

Adern zurück.<br />

Auch die übrigen Gefährten wurden nun losgebunden und Sigismund losgelassen, der seufzend in die Knie ging.<br />

Enttäuscht hob der Söldner hinter ihm die Armbrust an, spuckte aus und patschte dann seinem Vordermann<br />

begütigend auf die Schulter, als sei dies alles nur ein etwas rauer Scherz unter Söldner gewesen: "Nichts für ungut,<br />

Kamerad, wir mussten doch sichergehen, dass ihr kein doppeltes Spiel treibt."<br />

Der Streuner murmelte etwas unverständliches, während er sein Taschentusch gegen das aus seiner Nase<br />

hervorsprudelnde Blut presste.<br />

Einen zurückweichenden Feind soll man goldene Brücken bauen, dachte Odilon und sagte laut: "Nun, ich werde<br />

Euren Eifer und Eure, äh, Umsicht lobend erwähnen, Hauptmann Adelgunde. Aber ich habe Befehl, die<br />

Gefangenen so schnell wie möglich nach Tuzak zu bringen." wandte er sich wieder in Richtung des<br />

"Samthandschuhs".<br />

"Karmothkacke" fauchte Ortwin. "Was glaubt dieser Cjuk eigentlich, wer und was er ist? Wichtiger als der<br />

Fürstkomtur? Kommt nicht in Frage. Diese Gefangenen kommen nach Jergan. Ich werde euch begleiten, damit<br />

nicht wieder etwas Unvorhergesehenes geschieht. Wann können wir mit der Rückkehr eines unserer Schiffe<br />

rechnen?"<br />

Letztere Frage galt Adelgunde. "Am frühesten wird hier wohl die `Dämonenkrone´ eintreffen. In spätestens zwei<br />

bis drei Tagen..."<br />

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