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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Nun mal langsam!" Alvan drehte sich zu Xenia um, die mit in die Seiten gestemmten Fäusten eingetreten war.<br />

"Ich bin hier der Leutnant!"<br />

"Ein Scheiß bist du!" Xenias Augen funkelten vor Zorn. "Verdammte Elfenschlampe. Glaubst wohl, weil du es mit<br />

Mercurio treibst, kannst du dir alles erlauben! Glaubst wohl, ich würde nicht merken, dass ihr was ausheckt..." Ihr<br />

Blick wanderte zu Odilon. "Du hast Svanja umgebracht. Dafür wirst du büßen, das schwöre ich dir. Dafür werdet<br />

ihr alle büßen!" Der Waldläufer antwortete nicht, sondern verschränkte düster schweigend die Arme.<br />

"Wenn ihr glaubt, ihr könntet ein doppeltes Spiel treiben, habt ihr euch getäuscht, ist das klar? Ich weiß zwar nicht,<br />

was in Mercurio gefahren ist, dass er diese Orkscheiße hier mitmacht, aber u... mich führt ihr nicht hinters Licht.<br />

Mich nicht." Der wütende, aber auch ein wenig neidische Blick auf das hübsche Elfengesicht Alvans verriet, dass<br />

Xenia sehr wohl ahnte, was der eigentliche Grund für Mercurios Wohlwollen war. Ohne ein weiteres Wort drehte<br />

sie sich um und stapfte da<strong>von</strong>.<br />

"Wir sollten wirklich machen, dass wir wieder an Deck kommen" meinte Odilon. Alrik steckte seine Pfeife wieder<br />

in den Mund und sog den Rauch ein: "Gemach, Gemach. Ich lass mich doch <strong>von</strong> so einer nicht<br />

herumkommandieren. Aber habt ihr gehört - `uns´ wollte sie zuerst sagen. `Uns´ führt ihr nicht hinters Licht. Oho.<br />

Da braut sich was zusammen." Alvan nickte. "Ja, ich glaube, einige der Piraten sind mit Mercurio als Kapitän nicht<br />

sonderlich zufrieden. Sie haben den Verdacht, dass er der Blutigen See den Rücken kehren und wieder in die<br />

Charyptik zurück will. Er scheint ja wirklich nicht ganz so... verderbt zu sein wie die anderen." Einen Moment lang<br />

sah Odilon Alvan irritiert an, hatte er doch einen Anflug <strong>von</strong> Sympathie in ihrer Stimme entdeckt. Seine Tochter,<br />

die dies bemerkte, fuhr hastig fort: "Ich habe das Gefühl, Mercurio traut seinen Leuten ebenfalls nicht, jedenfalls<br />

nicht allen. Denkt an diesen Emporio. Den Plan, Mercurio zu beseitigen, hat er doch mal nicht eben so gefasst,<br />

auch wenn die Gelegenheit während des Gefechts mit den Araniern vielleicht besonders günstig war. Der Käpt´n<br />

muss schon Feinde in den Reihen der Mannschaft gehabt haben, bevor wir an Bord gekommen sind. Nun versucht<br />

er durch uns etwaige Meuterer abzuschrecken, oder besser gesagt, die eine Partei gegen die andere auszuspielen.<br />

Anders kann ich sein Verhalten nicht erklären."<br />

Alrik nickte. "Da ist was Wahres dran. Aber uns traut er offenbar auch nicht, sonst hätte er uns längst unsere<br />

Waffen zurückgegeben. Dumm ist er nicht. Schickt alle erst mal nach Elburum, um die Gemüter etwaiger Meuterer<br />

und Aufständischer mit Wein, Weib und Gesang ein zu lullen. Wir Überläufer sollen in diesem Sünden-Elem unser<br />

Seelenheil endgültig verspielen." Der Friedwanger ließ das Messer in seinem Stiefel verschwinden. "Also wieder<br />

mal jeder gegen jeden. Sei´s drum, wir sollten diese Runde jetzt besser auflösen. Ach ja, das wollte ich dir noch<br />

zeigen, Alvan." Der Baron überreichte der Halbelfe das mit Ölpapier eingeschlagene Päckchen.<br />

"Was ist das?"<br />

"<strong>Das</strong> Tagebuch meines Großvaters, Baron Alboran. Ich habe es vor längerer Zeit auf Burg Friedstein gefunden.<br />

Eigentlich wollte ich es dir schon längst mal geben, aber bei dem ganzen Trubel... Ich dachte es ist vielleicht<br />

nützlich bei unserer Suche, vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen."<br />

Die drei gingen nach oben. Alvan blinzelte ins helle Licht der Nachmittagssonne. Die Blutige See zeigte sich<br />

gerade <strong>von</strong> ihrer besten Seite, auch wenn das Geglitzer der Wellen die Elfe irgendwie an falsches <strong>Gold</strong>, das sanfte<br />

Murmeln der Wellen wie das Getuschel <strong>von</strong> Verschwörer anhörte, die sich nach außen freundlich gaben und<br />

insgeheim bereits den nächsten Überfall planten. Einlullen, das Wort Alriks passte. Einlullend kam ihr auch das<br />

Perlenmeer vor, auch wenn sie sich gerne der scheinbaren Ruhe und dem brüchigen Frieden hingab. Aber hatte sie<br />

nicht schon vergessen, dass bereits hinter ihr ein Mensch durch das Wasser geschleift und langsam ertränkt wurde?<br />

Tatsächlich konnte sie vom Achterdeck aus den Kopf des Inquisitors sehen, den dieser verzweifelt über die Wellen<br />

zu recken versuchte. Einige kleinere Haifischflossen umkreisten das Geschehen, wagten aber noch keinen Angriff.<br />

Es musste ein grässliches Gefühl sein, dort als lebender Köder durchs Wasser gezogen zu werden, zudem in der<br />

Gefahr, zu ertrinken, falls die Schi<strong>von</strong>e an Fahrt verlieren würde. "Was ist, Haifischfutter? Schwörst du ab, oder<br />

möchtest du noch ein wenig länger baden?" höhnte Kobad, vom Steuerrad weggedreht. Ein ersticktes Husten und<br />

Stöhnen war die einzige Antwort. "Wie? Nein? Dann sonn dich ruhig noch ein bisschen!"<br />

Der Steuermann grinste Alvan an: "Noch ne Stunde, und er betet zu Efferd statt zu seiner trüben Himmelsfunzel."<br />

Alvan antwortete nicht.<br />

"Und wenn er dann noch ne Stunde im Wasser hängt, wachsen ihm Kiemen. Hö hö." Erneutet antwortete ihm<br />

eisiges Schweigen. Kobad sah sich um. Da er Mercurio nirgends entdecken konnte, raunzte er die Halbelfe an:<br />

"Was ist, Elfchen? Du verbreitest irgendwie so ´ne miese Stimmung. Auch Lust auf ein bisschen Abkühlung?<br />

Spring ruhig rein, wir werden Mercurio dann sagen, dass du über Bord gefallen bist..."<br />

"Ach leck mich doch...Pass auf, dass du nicht eines morgens aufwachst und feststellst, dass dein schmutziger Hals<br />

durchgeschnitten ist."<br />

"Mit was willst du mich denn umbringen, Schätzchen? Mit deinen spitzen Ohren ?" Ein meckerndes Lachen.<br />

"Elfen haben da so ihre Mittel."<br />

<strong>Das</strong> saß. Kobad sah sie eingeschüchtert an und überlegte sich gerade, welche heimtückischen Zauber seine<br />

Gegenüber wohl beherrschen mochte. Sie beschloss, den Gedanken an den Inquisitor einstweilen zu verdrängen,<br />

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