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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Für alle?"<br />

"Ja."<br />

"Zu teuer. Fünfzig."<br />

Ein verächtliches Lachen. "Fünfundsiebzig. Mein letztes Angebot. Ein Freundschaftspreis - für Ruramid."<br />

Alvan ahnte, dass es dem Schmuggler ernst war. Sie wusste nicht, ob sie überhaupt soviel <strong>Gold</strong> besaßen, vor allem,<br />

wie viel Odilon noch bei sich hatte.<br />

"Da gibt es noch ein kleines Problem. Ein Freund <strong>von</strong> uns ist noch unterwegs. Er hat das Geld bei sich, muss aber<br />

jeden Augenblick hier eintreffen."<br />

Erneut sah sich Vegsziber misstrauisch um. "Was? Wo ist der? Hoffentlich lockt der uns nicht die Oronier hierher."<br />

"Eine lange Geschichte."<br />

"Wir haben keine Zeit für lange Geschichten." Der Kapitän drehte sich zu seinen Leuten um, die der Unterhaltung<br />

aufmerksam, die Hände an Bogensehnen und Schwertgriffen, gelauscht hatten und dabei die übrigen Gefährten<br />

nicht aus dem Auge gelassen hatte. "Los, bringt den Plunder zur Höhle und das Zeug dort her."<br />

Vegsziber wandte sich wieder Alvan zu: "Aber erst sollen uns deine Leute ihre Waffen aushändigen. Ich mag keine<br />

Überraschungen."<br />

Die Edle sah ihr Gegenüber scharf an. Vermutlich überlegt er sich gerade, ob es sich lohnen würde, sie in Jergan an<br />

Helme Haffax zu verkaufen. Wie kann Ruramid nur mit so einem Burschen zusammen arbeiten? Nun denn, es war<br />

nicht die Zeit, wählerisch zu sein.<br />

"Ruramid bürgt für uns. Genügt das nicht? Meine Freunde geben ungern ihre Waffen ab."<br />

Vegsziber überlegte kurz. "Nun gut. Dann gibst nur du deinen Bogen und dein Schwert her. Reojin und Karhimsab<br />

werden hier auf dich aufpassen und dich sofort töten, falls es Ärger gibt. Außerdem werden uns deine Freunde<br />

beim Tragen helfen."<br />

Alvan nickte und überreicht einem der <strong>Maraskan</strong>er ihren Bogen und ihren Schwertgurt. Mit knappen Worten teilte<br />

sie ihren Gefährten mit, was soeben auf <strong>Maraskan</strong>o besprochen worden war.<br />

"Was? Ich werde hier kein Schmuggelgut den Strand hinaufschleppen!" empörte sich der Inquisitor.<br />

"Dann lasst es bleiben" fauchte Alvan. "Stellt euch hierher zu mir." Mit verschränkten Armen blieb Meister<br />

Selbfried stehen, wo er war.<br />

"Was ist das für einer? Ihr reist mit Praiospfaffen?" Vegsziber sah den Geweihten verächtlich an.<br />

"Sagen wir, er reist mit uns. Wir sind eher zufällig aufeinander gestoßen."<br />

Die Schmuggler luden mit geübten Griffen einige Krüge und Fässchen auf den Strand. Achselzuckend machte sich<br />

Alrik daran, die Ware zur Höhle zu tragen. Gunelde und Hesindian taten es ihm gleich.<br />

Der Morgen graute bereits, als das Umladen abgeschlossen war. Vegsziber wurde unruhig, sah immer wieder zur<br />

Böschung und dann zum Perlenmeer, über dessen Wogen sich die Wolken langsam rot färbten.<br />

"Verdammt, so spät waren wir nie dran. Wo bleibt euer Freund denn?"<br />

<strong>Das</strong> frage ich mich auch, dachte Alvan. Die Beklemmung in ihrer Brust wuchs. Sie hatte Angst um ihren Vater.<br />

"Er muss jeden Augenblick auftauchen." sagte sie mit hohler Stimme.<br />

"Nein, wir haben keine Zeit mehr. Es wird langsam hell, wir müssen machen, dass wir hier wegkommen. Da<br />

draußen treiben sich mehrere oronische Galeeren herum. Entweder ihr kommt mit oder wir stechen ohne euch in<br />

See."<br />

"150 Dukaten, wenn ihr auf Odilon wartet." Alvan hatte keine Ahnung, ob sie überhaupt über diese Summe<br />

verfügten.<br />

Geldgier leuchtete in den Augen des Kapitäns. "Habt ihr überhaupt soviel Geld? Zeigt mal her..."<br />

"Odilon hat unsere Reisekasse bei sich. Deswegen würden wir nur äußerst ungern ohne ihn in See stechen."<br />

"Seid Ihr sicher, dass er nicht einfach damit durchgebrannt ist? Wenn ihr nicht zahlen könnt verkaufe ich Euch in<br />

die Sklaverei... oder ich lasse Euch kielholen, ganz wie ich gerade Lust habe." Vegsziber war anzusehen, dass er<br />

sich vermutlich so verhalten würde.<br />

"Ganz sicher. Er muss aufgehalten worden sein. Aber er wird bald hier auftauchen. Da bin ich überzeugt."<br />

"Dein Wort im Ohr <strong>von</strong> Bruder Phex. Nun gut, hundertfünfzig Dukaten sind eine Menge <strong>Gold</strong>. Ich mache dir ein<br />

Angebot. Wir bringen das Zeug zum Schiff. Dann füllen wir unsere Wasserfässer auf und bringen auch das zum<br />

Schiff. Dann nehmen wir euch mit - oder auch nicht. <strong>Das</strong> liegt bei euch. Wenn ihr lieber auf euren Freund warten<br />

wollt..."<br />

Alvan nickte. Immerhin, ein wenig Zeit hatten sie noch gut.<br />

Der Mann namens Reojin warf ihr den Bogen und das Schwert wieder zu. Immerhin schienen sie ihnen nun nicht<br />

mehr zu misstrauen.<br />

Die <strong>Maraskan</strong>er ruderten die Krüge zur Zedrakke, deren Konturen nun langsam im fahlen Morgenlicht sichtbar<br />

wurden. Die "Nachtwind" war tatsächlich pechschwarz - <strong>von</strong> den beiden drachenflügelähnlichen Zedrakkensegeln<br />

bis zur Beplankung des Rumpfes. Selbst jetzt, wo es langsam hell wurde und vom Land her die ersten<br />

Vogelstimmen erklangen, schien sie mit der Dunkelheit auf dem Wasser förmlich zu verschmelzen.<br />

Nach einiger Zeit kamen die Schmuggler zurück und füllten mehrere Fässer mit frischem Quellwasser. Als sie<br />

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