Das Gold von Maraskan - Darpatien
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für sich selbst hörbar. Er hatte Glück, eines der Fenster war offen. Als geschickter Kletterer war es ihm ein leichtes,<br />
in die Kajüte einzusteigen. Sie ähnelte ein wenig der auf der Asmodena-Horas, nur dass sie sauberer und etwas<br />
kleiner war. Odilon zog den Dolch aus der Scheide, die er sich um den Unterschenkel gebunden hatte, und huschte<br />
damit, prustend und tropfnass zur Tür. Etwas Tang fiel aus seinem Haar zu Boden. Der Abenteurer musste grimmig<br />
lächeln. Wenn jetzt ein Pirat hereinkäme, würde er ihn im ersten Moment für einen Necker halten. Vorsichtig<br />
öffnete er die Tür. Wie er erwartet hatte, standen draußen die Piraten an den beiden Backbordrotzen der Greif und<br />
starrten nervös hinüber.<br />
Genau in diesem Moment war <strong>von</strong> dort drüben ein lauter Schrei und Kampflärm zu hören. Offenbar lagen auch bei<br />
den Xeraaniern mittlerweile die Nerven so blank, dass sie ohne zu zögern auf ein Schiff schossen, dass nicht nur ihr<br />
eigenes war, sondern auf dem sich sogar mehrere ihrer Kameraden befanden.<br />
"Aufhören, ihr versenkt die Fran-Horas, ihr Idioten!" brüllte vom Achterdeck der Anführer. "Erst schießen, wenn<br />
die Aranier auch schießen. Wollen uns ´ne Falle stellen, die Brüder. Ne Falle wollen die uns stellen. Aber nicht mit<br />
mir. Nicht mit Bludor Einhand!"<br />
Dann starrte ihn ES an, ein glitschiges, feuchtglänzendes Etwas - Fischmensch, Krötenwesen, aufrechtgehender<br />
Fisch? - mit glasigen Froschaugen, dass offenbar den Schatten der Achtertrutz gesucht und direkt neben ihm<br />
gekauert hatte. Beherzt griff Odilon zu, zerrte das Untier in die Kajüte und trieb ihm die Klinge in die Kehle. Zum<br />
Glück sah das Wesen nicht nur aus wie ein Fisch, es starb auch wie ein Fisch, völlig stumm. Ein Krakonier...<br />
Angeekelt sah Odilon auf das ölige Blut an seinen Händen, dann schob er den "Piraten" hinter die Tür und nahm<br />
dessen Waffe, einen grausam gezackten Fischspieß in die Hand. Was sollte er nun tun? Draußen waren nicht viele<br />
Piraten gewesen, höchstens ein Dutzend, eine Zahl <strong>von</strong> Gegnern, mit der es dennoch höchst ungern allein<br />
aufnehmen wollte.<br />
Ausgerechnet in diesem Moment ging die Tür auf, und einer der Piraten trat herein, das Entermesser zum Angriff<br />
erhoben <strong>Das</strong> letzte, was der Pirat für lange Zeit spürte, war eine schwielige Hand, die sich um seinen Mund legte<br />
und eine weitere, die seine Stirn gegen den Deckenbalken krachte.<br />
Kurze Zeit später huschte Odilon hinaus, den Dreispitz des Piraten auf den Kopf, das schmutzige Matrosenhemd<br />
und die Pluderhosen am Leib und das Halstuch in Räubermanier vor das Gesicht gebunden, bewaffnet mit<br />
Fischspieß, Dolch und Entermesser.<br />
"He, du da! Was machst du in der Kapitänskajüte? Willst wohl die Kasse klauen, was? Oder dich vor den Araniern<br />
verstecken? Auf deinen Posten, aber ein bisschen fix!" dröhnte es <strong>von</strong> oben. "Und ihr da, behaltet gefälligst die<br />
Fran-Horas im Auge und glotzt nicht wie die Hummerier in der Gegend herum!"<br />
Odilon tat, als höre er nicht, lief die Treppe nach unten, in Richtung Bilge. Eine kräftige Hand packte ihn an der<br />
Schulter: "Wo latscht du hin, Gerrik? An die Rotze mit dir, du feiges Schwein!"<br />
Wie eine Wildkatze fuhr Odilon herum, packte das Handgelenk des einhändigen Piraten und hebelte mit dem Bein<br />
dessen Fuß weg, so dass dieser verblüfft keuchend die steile Treppe hinunter stürzte. Dort blieb der Anführer liegen<br />
und starrte mit glasigen Augen zur Decke. Sauberer Genickbruch...<br />
Odilon eilte nach unten, brach mit dem Entermesser das Vorhängeschloss auf, das die Luke zur Bilge verschloss.<br />
Kaum hatte er sie gehoben, starrten ihn die grauen, aschfahlen Gesichter der Handelsmatrosen an, die hier<br />
zusammengepfercht waren, gezeichnet <strong>von</strong> einer Nacht des Grauens in völliger Dunkelheit und Todesangst. Einige<br />
waren offensichtlich vor Luftmangel ohnmächtig geworden.<br />
"Ich bin gekommen, um Euch zu befreien. Wer <strong>von</strong> Euch ist der Kapitän?"<br />
Misstrauische Blicke trafen ihn. Natürlich, für die Matrosen war er ja immer noch der <strong>von</strong> der Inquisition<br />
gefangene und <strong>von</strong> seinen Mitfrevlern befreite Dämonenanbeter.<br />
"Ich bin die Kapitänin" Eine helle, dennoch kräftige Stimme erklang." Was willst du <strong>von</strong> uns, Verräter?"<br />
"Ich..." Odilon hörte hinter sich ein Surren. Instinktiv riss er das Entermesser hoch, gerade rechtzeitig, um den<br />
Rapierstoß einer Piratin zu parieren. Sein Fischspieß zischte vor, streifte ihren Oberschenkel. Odilon, der es nicht<br />
gewohnt war, mit derartigen Waffen zweihändig zu kämpfen, warf den Spieß mit dem Schaft voran nach unten und<br />
parierte einen zweiten Hieb. Dann fintete er auf den Kopf, schlug im letzten Moment in Richtung Bauch. Die<br />
Piratin parierte verblüffend geschickt. Odilon, der keine Zeit für Spielchen hatte, brüllte seine Gegnerin an, die<br />
eingeschüchtert zurück wich. <strong>Das</strong> Entermesser fuhr ihr in den Leib, genau, in die Stelle zwischen Schulterblatt und<br />
Hals. Ein weiterer Stoß zwischen die Rippen gab ihr den Rest. Blutspuckend und zuckend brach sie zusammen.<br />
Odilon wischte sich über das Gesicht, wo sich Schweiß und etwas Blut angesammelt hatten. Erst jetzt merkte er,<br />
dass das Rapier ihm einen leichten Schnitt am Kopf zugefügt hatte. Triumphierend drehte er sich zu den<br />
Gefangenen um.<br />
"Glaubt ihr mir jetzt, dass ich auf eurer Seite stehe?"<br />
Die Kapitänin nickte grimmig und huschte mit dem Spieß in der Hand nach oben. Zögernd taumelte die<br />
Mannschaft sicherlich zwei Dutzend Männer und Frauen hinterher, zumindest die, die noch laufen konnten. Ein<br />
junger Matrose griff sich das Rapier der toten Piratin. Odilon reichte seinen Dolch dem Nebenmann. "Macht die<br />
verdammten Dämonenanbeter fertig, bei Efferd!" kommandierte die Kapitänin.<br />
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