Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Schi<strong>von</strong>e begegnen zu können und nicht in einem Ruderboot. Odilon machte sich die Mühe und zählte die<br />
Matrosen. Immerhin einundzwanzig waren noch am Leben. Sie waren erschöpft, froren erbärmlich und waren am<br />
ganzen Leib durchnässt, aber bis auf vier <strong>von</strong> ihnen waren sie unverletzt. Einer war <strong>von</strong> einem Bolzen getroffen<br />
worden, drei hatten noch Blessuren <strong>von</strong> dem ersten Gefecht an Bord der Greif da<strong>von</strong>getragen. Sehr gut, dachte<br />
Odilon. Es hätte schlimmer sein können. Außerdem machte Odilon sich die Mühe, die Gesichter aller Piraten und<br />
Matrosen, die er sah, einzuprägen. Auch der Piraten, die dem Enterkommando angehört hatten. Er wollte in der<br />
Entscheidenden Situation ja den Feind erkennen können und nicht versehentlich einen Matrosen der Greif<br />
attackieren. Was mochte wohl Alvan machen? Er sah sie in der Bilge verschwinden. Sie würde hoffentlich wissen,<br />
was sie tat. Im entscheidenden Moment hatte er einen Dolch zur Verfügung, mit dem er vielleicht Mercurio<br />
ausschalten konnte. Außer Mercurio waren noch sechs Piraten damit beschäftigt, die Matrosen an Bord zu nehmen<br />
und sie nach Waffen zu durchsuchen. Die anderen sechs waren mit Aufgaben an Bord betraut, um das Schiff auf<br />
den Sturm vorzubereiten.<br />
Eine Windbö ließ Odilon frösteln. Im kommenden Sturm würde sich das Schicksal an Bord entscheiden. Er würde<br />
wohl bei Mercurio bleiben müssen. Im geeigneten Moment würde er ihn ausschalten. Alles hing da<strong>von</strong> ab, was<br />
Alvan tat. Ihm waren die Hände gebunden, solange er bei Mercurio bleiben mußte. Mercurio würde natürlich seine<br />
Gefährten trotz seines und Alvans vor getäuschtem Treueschwur gefesselt und gefangen lassen, bis die Matrosen<br />
den Zwölfen abgeschworen hatten. Erst dann würde er sich entscheiden, wie er mit Ihnen verfahren würde.<br />
Vielleicht würde er auch den Sturm dazu nutzen wollen, seine Gefährten einfach über Bord zu werfen – er könnte<br />
es ja anschließend als Unglücksfall hinstellen. Es war äußerste Vorsicht geboten, Odilon würde sich auch diese<br />
Nacht keine Ruhe gönnen können, obwohl er die Müdigkeit spürte. Auch seine Verletzungen waren zwar<br />
verbunden, machten sich aber bei jeder Bewegung schmerzhaft bemerkbar. Aber auch an Mercurio schien das alles<br />
nicht spurlos vorbeigegangen zu sein. Der Piratenkapitän schwankte für einen Moment. Zeigte der Boronwein noch<br />
Wirkung? Oder war Mercurio nur erschöpft? Odilon fasste neuen Mut. Er war fast am Ende seiner Kräfte<br />
angelangt, er hatte den letzten Kampf verloren. Aber noch lange nicht das Gefecht in seiner Gesamtheit.<br />
Alvan stieg in die Bilge hinab. Nach und nach schleppte sie die Toten – Oske, Zoltan und Svanja – zur Leiter.<br />
Natürlich nicht, ohne ihnen zuvor die Waffen abgenommen und hinter einigen Ballen Segeltuch verborgen zu<br />
haben. Sie achtete dabei darauf, für jede Waffe ein eigenes Versteck zu suchen. So würden vielleicht ein oder zwei<br />
Klingen gefunden, aber wohl nicht alle zwei Säbel, die vier Messer, das Beil und die Wurfaxt. Und ebenso<br />
natürlich wanderten einige Münzen dabei in Tikas Besitz. Erste schwere Tropfen fielen herab. Der Himmel hatte<br />
sich nunmehr völlig verdunkelt. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das Unwetter in voller Stärke hereinbrach.<br />
Bereits jetzt war es schwer, sich auf den Beinen zu halten. Es wäre ein völlig wahnwitziges Unterfangen, bei dem<br />
Sturm ein Schiff segeln zu wollen. Auf Mercurios Kommando hin bargen Matrosen wie Piraten die Segel, holten<br />
den Anker gänzlich ein und drehten das Schiff in den Wind. Alles bewegliche Gut, das sich jetzt noch an Deck<br />
befand, wurde eilends unter Deck in Sicherheit gebracht. Matrosen wie Piraten waren bis auf die Haut durchnässt,<br />
als endlich alle Arbeit getan war.<br />
<strong>Das</strong> Schiff schwankte wild umher. Es war bei dem Seegang kaum mehr möglich, an Deck zu verweilen. Mercurio<br />
hatte alle an Bord, Piraten wie Matrosen der Greif, zu sich unter Deck gerufen. Hier würde er jeden Matrosen<br />
einzeln dem Zwölfgötterglauben abschwören lassen. Und hier würde er jeden Matrosen verhören und entscheiden,<br />
wie mit ihm zu verfahren sei. Allein Dusan und Fisch hatte er damit beauftragt, an Deck Wache zu stehen und nicht<br />
nur die Decksaufbauten, sondern auch die Gefangenen im Auge zu behalten.<br />
Mercurio schloß für einen Moment die Augen. Ihm schwindelte. Dieses verfluchte Zeug, das Emporio ihm<br />
eingeflößt hatte! Er durfte jetzt nicht schwach werden. Er mußte den Neuen zeigen, dass er der Kapitän war, und<br />
dass Widerspruch zwecklos war.<br />
„Männer, hört mich an!“ Mercurios kräftige Stimme durchdrang den Raum. „<strong>Das</strong> Schicksal hat uns hier vereint! Es<br />
ist Charyptoroths Wille, dass wir hier sind. Hier auf diesem zholvargefälligen Schiff! Willkommen an Bord der<br />
Fran-Horas. Willkommen auf der Seite der Sieger. Euch, Seeleute, bietet sich heute die einzigartige Chance, an<br />
Bord der Glorreichen Fran-Horas anzuheuern.“<br />
Mercurio gab Kobad ein Zeichen. Der Pirat holte drei Flaschen Rum hervor und ließ sie kreisen. Ein<br />
Begrüßungsschluck sozusagen. Verdammt, dachte Odilon. Der Kerl war nicht dumm. Er wusste, dass er mit einer<br />
gewissen Freizügigkeit, was Alkohol wie andere Annehmlichkeiten betraf, zumindest wankelmütige Gesellen für<br />
sich gewinnen konnte. Vielen der einfachen Männer und Frauen, die in irgendwelchen Häfen gestrandet waren, war<br />
es reichlich egal bei wem sie anheuerten wenn die Heuer und der Rum nur reichlich genug vorhanden waren.<br />
Alvan beobachte das Geschehen. Vor allem Tika hatte sie im Blick. Die Piratin heckte etwas aus, das sah sie an<br />
dem Blitzen ihrer Augen. Prüfend ließ Tika ihren Blick umher kreisen. Richtig, sie wusste, dass Alvan die<br />
erbeuteten Klingen hier irgendwo versteckt hat, aber sie wusste nicht wo. Tika bewegte sich möglichst unauffällig<br />
– außer Alvan, die sie beobachtete, bemerkte niemand ihre Suche – und gelangte schließlich zu dem Ballen<br />
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