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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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war ihr herrliches, wallendes Haar geblieben? Die hübsch geschwungenen Augenbrauen fehlten ebenfalls,<br />

stattdessen klebte dort getrocknetes Blut. Nein, kein Zweifel, seine Tochter hätte er unter tausenden Menschen<br />

wieder erkannt, dafür sorgten schon die spitzen Ohren. Hinter ihr trat nun der abgespannt wirkende Alrik ein und<br />

schloss die Tür.<br />

"Die süße kleine Geheimpolizistin habe ich in Zhinbabil kennen gelernt. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass wir<br />

uns hier ein wenig amüsieren? Ich hätte sie auch nackt hier rein führen können, aber das fand ich dann doch ein<br />

wenig unangemessen."<br />

"Alvan, was soll das? Wie siehst du denn aus?"<br />

"Dimona, isch glaube, die Polischischin heissch´ Dimona" lallte sie. "Isch bin müde, isch will schlaf´n!"<br />

"Leg sie auf mein Bett" kommandierte Odilon. "Und dann erwarte ich einen Bericht."<br />

Eigentlich hätte sich Odilon die Mühe sparen können, mit dem ersten Sonnenstrahl aufzustehen. Alvan schlief noch<br />

tief und fest, und auch aus den anderen Kammern vernahm er nur gleichmäßige ruhige Atemzüge. Dennoch<br />

unternahm er im ersten Morgenlicht einen Spaziergang durch Elburial, erstand bei einem Bäcker frische Pidas und<br />

kaufte auch noch Obst ein und zuletzt noch einen Burnus für Alvan, bevor er dann zur Herberge zurückkehrte. Er<br />

freute sich, zumindest Gunelde und Hesindian wach zu sehen. Alrik schlief noch. Gut, dem gestand er es zu,<br />

schließlich hatte er gestern nicht nur einen Zugang zur Burg ausfindig gemacht, sondern auch noch seine närrische<br />

Tochter gerettet. Sigismund und Alrike lagen noch zusammen im Bett, und auch <strong>von</strong> Eckbert und Undinai hatte er<br />

noch nichts gesehen. Und mit Alvan würde er ohnehin noch ein Wörtchen reden müssen. Odilon bedachte die<br />

schlafende Halbelfe mit einem zornigen Blick.<br />

Aber Odilon wollte so früh aufstehen. Es war die Lebensweise aller Naturvölker, ihren Tagesrhythmus nach der<br />

Sonne auszurichten. Und Odilon hatte diesen Rhythmus <strong>von</strong> den Nivesen und <strong>von</strong> den Elfen, bei denen er eine Zeit<br />

seines Lebens verbracht hatte, übernommen. Und jetzt hatte er sich vorgenommen, sich sehr streng daran zu halten.<br />

Denn so würde er gar nicht erst in Versuchung geraten, dieses lasterhafte Treiben Orons auf sich wirken zu lassen.<br />

Es ging schon auf die Mittagsstunde zu, als endlich Leben in die Schläfer kam. Undinai und Eckbert betraten den<br />

Raum. „Heute Nachmittag läuft die „Schwarze Meerbraut“ mit der Flut nach Al´Anfa aus, und wir werden dann<br />

wie vereinbart an Bord gehen. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Aber ich möchte mich dennoch bedanken für unsere<br />

Rettung und für die Hilfe. Und Euch natürlich viel Glück auf der Weiterreise wünschen.“ Odilons und Undinais<br />

Blicke trafen sich kurz, wichen einander aber aus. Nach dem gestrigen Ereignis und der letztendlichen<br />

Zurückweisung der Kapitänin begegneten beide einander sehr förmlich.<br />

„Ja gut, dann werde ich jetzt mal die anderen aus den Betten holen, damit sie nicht den Abschied verschlafen.“<br />

Odilon wandte sich zur Tür. Man konnte deutlich vernehmen, wie der Waldläufer an die Türen der benachbarten<br />

Zimmer pochte.<br />

Gunelde rüttelte Alvan wach. Die Halbelfe erwachte mit einem verwirrten und teilnahmslosen Gesichtsausdruck<br />

und sah Gunelde fragend an. Es dauerte einige Minuten, bis Alvan einen klaren Gedanken fassen konnte.<br />

Sigismund und Alrike – beide sahen übermüdet aus, wiesen aber einen sehr glückseligen Gesichtsausdruck auf –<br />

betraten zeitgleich mit Alrik das Zimmer. Alvan war noch immer reichlich benommen.<br />

„Was ist?“<br />

„Steh auf, Alvan, es ist schon spät“ sagte Gunelde. Gleichzeitig bekam Alvan etwas Weiches ins Gesicht.<br />

„Hier, Alvan, zieh Dich an. Wir müssen uns beratschlagen, und Du hast jetzt lang genug gepennt!“ Odilon war<br />

sichtlich ungehalten. Seine Tochter gehorchte und zog sich mit linkischen Bewegungen den Burnus über, ihren<br />

Bewegungen und ihrem Gesichtsausdruck war anzusehen, dass sie noch völlig verwirrt war und gar nicht so recht<br />

wusste, was man denn <strong>von</strong> ihr wollte.<br />

„Nun, zuerst werden heute die drei Matrosen <strong>von</strong> uns gehen. <strong>Das</strong> Schiff nach Khunchom läuft in einigen Stunden<br />

aus, die drei müssen ihre Sachen packen und an Bord gehen. Und dann werden wir uns überlegen, wie wir<br />

Selbfried da rausholen. Alrik und ich werden heute Nacht in die Burg gehen. Und Hesindian wohl auch. Und Du,<br />

Sigismund, wirst Dich mit Alvan um unsere Weiterreise kümmern. Alvan muss noch erfragen, wann Ruramids<br />

Schiff ablegt, und wo wir aufgenommen werden können. Ich würde einer Seereise an Bord eines maraskanischen<br />

Schmugglers jedenfalls allemal den Vorzug geben vor einer Getreidekaravelle, die vermutlich genau kontrolliert<br />

wird beim Auslaufen. Vor allem wenn wir den Inquisitor bei uns haben sollten. Naja, ich würde das normalerweise<br />

Alvan alleine machen lassen. Aber mit ihrer derzeitigen Haarpracht geht das nicht. Also musst Du sie als Deine<br />

Sklavin ausgeben, Sigismund, denn allein ohne Herrn kann man sie ja wohl kaum durch die Stadt laufen lassen.“<br />

Alvan fasste sich an den Kopf. Wo waren ihre Haare? Sie wollte fragen, entschied sich dann aber doch dagegen<br />

und schwieg. Es schien ein großer Stein auf ihrer Stirn zu liegen, der einfach nicht herunter fallen wollte. Und dort,<br />

wo die Erinnerung an gestern Abend sein sollte klaffte nur ein großes schwarzes Loch. <strong>Das</strong>s sich die drei Matrosen<br />

<strong>von</strong> den Darpatiern verabschiedeten bekam sie kaum mit, auch nicht den hingebungsvollen Abschiedskuss, mit<br />

dem Alrike Sigismund bedachte.<br />

Odilon atmete sichtlich auf, als die Seeleute der Greif <strong>von</strong> Beilunk endlich gegangen waren. Er war froh, jetzt auf<br />

drei Personen weniger aufpassen zu müssen, und er war insbesondere froh, dass Undinai nicht mehr da war. Er<br />

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