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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Odilon hörte nicht auf den Streuner. „Wenn diese Pferde auch nur halbwegs vernünftig zugeritten sind, dann wird<br />

sich ein herrenloses Tier zurück in seinen Stall begeben. Und dann haben wir ein Problem. <strong>Das</strong> muss das Pferd des<br />

Gardisten sein, den ich auf der Flucht erledigt habe. Der Rotmantel ist aus dem Sattel gefallen, aber der Gaul ist<br />

weiter galoppiert. Ich habe mich nicht weiter um das Tier gekümmert, weil ich ja nach der Kutsche sehen wollte.<br />

Verdammt, das war nachlässig <strong>von</strong> mir!“<br />

Erschrocken sahen die anderen Odilon an.<br />

“Wenn das Tier herrenlos am Stadttor ankommt, dann gnade uns Boron. Sie werden natürlich einen Suchtrupp<br />

losschicken. Wir müssen schnellstmöglichst hier weg, bevor weitere Gardisten hier auftauchen. Los, schleifen wir<br />

den Gaul <strong>von</strong> der Straße. Na auf geht’s, packt mit an!“<br />

Odilon warf einen Blick auf den matschigen Boden. Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war unmöglich die<br />

Spuren des Kampfes zu verwischen. Wer hier vorbeikam und nicht völlig blind war würde sehen, dass hier etwas<br />

stattgefunden hatte. Gut, die Gardisten waren keine Waldläufer, es war dunkel und der Regen verwischte einiges.<br />

Aber dennoch war der matschige Untergrund völlig zerwühlt. Es war auch für einen kompletten Laien der<br />

Spurensuche nicht zu übersehen, dass sich hier eine größere Anzahl Personen bewegt hatten, und er hatte nicht die<br />

Zeit, die Spuren zu verwischen, bis hier vermutlich weitere Gardisten aufkreuzen würden. Und dann hatten sie<br />

noch das Problem mit dem toten Pferd. Auch wenn sie es <strong>von</strong> der Straße schleifen würden, so wäre die Schleifspur<br />

überdeutlich vorhanden, der Gaul war einfach zu schwer und zu groß, um ihn einfach so wegheben und verstecken<br />

zu können. Dazu der umgehackte Kaktus und der <strong>von</strong> der stürzenden Alvan mitgerissene Ast der Eiche ließen sich<br />

nicht mehr in den ursprünglichen Zustand bringen. Ein Anfänger des Fährtensuchergewerbes würde erkennen, dass<br />

hier gekämpft worden war.<br />

Aber ein Anfänger der Spurenkunde würde nicht mehr erkennen. Und Odilon rechnete damit, dass, sobald das<br />

fehlende Pferd aufgefunden wurde, ihnen Gardisten, Söldner und Soldaten hinterhergeschickt wurden. Vielleicht<br />

auch ein Magier. Aber doch wohl kein Waldläufer. Der Krieg im Süden war ein Krieg der Söldnerheere. Nur im<br />

Norden wurde ein Krieg mit Jägern und Waldläufern geführt. Ein geübter Waldläufer würde sofort erkennen, dass<br />

ein Schütze auf der Eiche und ein anderer auf dem Hügel postiert waren. Aber er hatte es mit Soldaten zu tun. Mit<br />

Menschen, die wohl gut zu kämpfen verstanden, nicht aber Firuns Sprache beherrschten. Odilon lächelte wieder.<br />

„Halt, nein. <strong>Das</strong> Pferd lassen wir liegen“ rief er Alrik zu, der sich mit Sigismund vergeblich mühte, den schweren<br />

Pferdeleib <strong>von</strong> der Stelle zu ziehen. „Und der überrollte Gardist bleibt auch dort, wo er ist. Da liegt er gut. Und die<br />

anderen Leichen auch.“<br />

„Wie... aber du hast Doch gesagt, dass...“ fragte Sigismund.<br />

„Hab ich. Ich hab mich eben anders entschieden.“<br />

„Nun erklär aber mal was das soll.“ begann Alrik. „Den toten Gaul, die ganzen Leichen, das sieht doch ein Blinder,<br />

die können wir doch nicht hier liegen lassen.“<br />

„Doch. Sie sollen ihn sehen. Er wäre auch nicht unauffälliger als die durch den schweren Pferdeleib entstehende<br />

Schleifspur, der kleingehackte Kaktus dort hinten und die gut sieben Schank Pferdeblut, die hier die Erde tränken.<br />

Nebst dem ganzen aufgewühlten Matsch und den Fußabdrücken, die wir in der Eile nicht verwischen können. Es<br />

läßt sich in der Kürze der Zeit nicht verbergen, dass hier gekämpft wurde. Aber so gehen sie wenigstens da<strong>von</strong> aus,<br />

dass wir es schlicht nicht nötig haben Spuren zu verwischen weil wir ohnehin keine Angst vor ihnen haben.“<br />

Alrik und Sigismund sahen Odilon fragend an. Dieser nahm spitzbübisch lächelnd sein Messer und ritzte ein<br />

Praiossymbol in den toten Pferdelaib. <strong>Das</strong>selbe Symbol ritzte er auf die Stirn des Überrollten.<br />

„Wenn Du eine Spur nicht verwischen kannst, dann lege eine andere auffälligere Spur. Alte Jägerweisheit der<br />

Nivesen“ sprach Odilon. Noch immer verstand niemand der Gefährten seinen Plan, wie der Jäger den Ausdrücken<br />

der Gesichter seiner Gefährten entnahm. Gut, dachte Odilon, wenn denen keiner draufkommt, dann werden die<br />

Büttel das auch nicht durchschauen. „Ist doch logisch. Hier sind so viele Spuren, dass selbst die grünsten Gardisten<br />

ohne jede Wildniserfahrung feststellen, dass hier gekämpft wurde, und wir haben nicht die Zeit, alle Spuren zu<br />

beseitigen. Vermutlich wimmelt es hier in zwei Stunden nur so vor Soldaten. Also geben wir ihnen etwas anderes<br />

zu finden, schon damit sie uns nicht finden. Sie werden glauben, wir haben vor, nach Westen durchzubrechen; ins<br />

rettende Aranien sind es keine hundert Meilen. <strong>Das</strong> wäre für ein Befreiungskommando zugunsten des Inquisitors<br />

das Naheliegendste, und <strong>von</strong> unseren <strong>Maraskan</strong>plänen wissen sie ja nichts. Also bestärken wir sie in diesem<br />

Glauben. Wenn wir jedoch Spuren unvollständig verwischen würden sie glauben, wir halten uns hier irgendwo<br />

versteckt. Sigismund, du führst die Gruppe zum geplanten Treffpunkt mit den <strong>Maraskan</strong>ern, bis Alvan wieder...<br />

genesen... ist, dann wird sie als Wildniserfahrenste übernehmen. Ich lege eine Spur, die nach Westen führt, damit<br />

die Büttel auch was zu verfolgen haben. Auf der matschigen Straße hinterlassen die Räder der Kutsche eine Spur,<br />

die der dümmste verfolgen kann. Sie werden, da sie uns zur Strecke bringen und den Inquisitor wieder haben<br />

wollen meine Spur verfolgen. Dort wo die Kutsche ist, da sind auch wir, das werden sie glauben. Daher werden sie<br />

es nicht bemerken, dass ihr bereits schon lange auf einem anderen Weg seid. Ihr reitet zurück bis zur Kurve. Von<br />

dort aus sieht man den Kampfplatz bereits, er wird ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dort schlagt ihr Euch<br />

nach Norden, möglichst ohne Spuren zu hinterlassen. Reitet den schmalen Bachlauf entlang, da hinterlassen die<br />

Hufe keine Spuren. Jedenfalls keine, die ein oronischer Büttel aufzufinden vermag. Wenn ihr den Wald hinter Euch<br />

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