25.10.2012 Aufrufe

Das Gold von Maraskan - Darpatien

Das Gold von Maraskan - Darpatien

Das Gold von Maraskan - Darpatien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sind das wofür man uns ohnehin halten wird: Vergnügungssüchtige Söldner der anderen Heptarchenreiche, die hier<br />

ihren Sold und ihre Beute verprassen.“<br />

„Ja, den Sold verprassen, das hört sich gut an“ ergänzte Undinai. „<strong>Das</strong> wird man uns glauben.“<br />

„Welchen Sold eigentlich?“ fragte Alrike, die Matrosin. „Ich habe nur Reichstaler, damit dürfte man hier vielleicht<br />

auffallen.“<br />

„Glaub ich nicht, meine Hübsche.“ Sigismund lächelte der Matrosin zu. „hier sind genügend <strong>von</strong> Piraten erbeutete<br />

Taler im Umlauf.“<br />

Alvan luvte das Boot an und änderte den Kurs <strong>von</strong> Süd auf Südwest. Alrike und Eckbert nahmen das Segel straff.<br />

Noch eine Wende, und dann würde das Boot gemächlich <strong>von</strong> der schwachen Westbrise in das Hafenbecken<br />

getrieben. Odilon spähte umher. Mercurios Nussschale war am Ufer <strong>von</strong> Zhinbabil vertäut, erkannte er. Also<br />

steuerte Alvan das Boot zu den Liegeplätzen auf der Insel Elburial.<br />

Eine Herberge wie die „Bezaubernde Djina“ hätte Baronin Valyria wohl <strong>von</strong> der Stadtgarde schließen lassen,<br />

würde sie in Gallys stehen. Im Erdgeschoß war eine üble Spelunke untergebracht, wo Alkohol und andere<br />

berauschende Getränke und Speisen feilgeboten wurden, und wo man auch für jedes andere Laster fündig wurde.<br />

Bloß zum Leidwesen der Neun gab es in ganz Elburial keine „normalen“ Herbergen, sondern lediglich Bordelle<br />

und Spelunken, die halt auch Zimmer vermieteten. Insofern war Odilon für das Quartier nicht undankbar. Hier in<br />

dem wilden Treiben zahlreicher Seeleute und Söldner würden sie nicht auffallen, und die Wirtin stellte keine<br />

Fragen nach dem Woher und Wohin. Außerdem war die Herberge auch recht günstig, den bedeutenderen Umsatz<br />

machte die Wirtin wohl mit Rauschkraut und mietbaren Liebessklaven. Und im Obergeschoss standen noch<br />

Zimmer frei. Schon <strong>von</strong> außen hatte man der Kaschemme seine wahre Seele angesehen. Als „Kneipenschild befand<br />

sich neben der Tür unter dem Schriftzug „Bezaubernde Djina“ ein Bildnis einer schwarzgelockten, großbrüstigen<br />

Schönheit, die gerade wie ein Dschinn in den Märchen aus einer Flasche entwich. Auf dem nackt abgebildeten Leib<br />

der Frau war deutlich Intimschmuck zu erkennen gewesen. Beim Anblick des Bildes rümpfte Gunelde die Nase,<br />

und Alvan verzog beim Anblick der Ringe, die auf dem Bild in einem sehr empfindlichen Bereich gestochen<br />

waren, schmerzverzerrt das Gesicht. Sigismund sah das Bild genüsslich an, ehe er Alvans Blick bemerkte und<br />

sofort wieder einen ernsten Gesichtsausdruck annahm.<br />

Die Wirtin, Gina mit Namen, sah dem Mädchen auf dem Bild ähnlich. Sogar der Intimschmuck zeichneten sich<br />

unter ihrer engen Hose ab. Alvan hielt sich dezent zurück und überließ Alrik das verhandeln wegen der Zimmer.<br />

Odilons einziger Gedanke beim Anblick der Wirtin war, dass er jetzt verstünde, was die Männer in den übelsten<br />

Kaschemmen ausdrücken wollten, wenn sie sagten „Es fischelt“. Der einzige Unterschied zwischen der Frau auf<br />

dem Gemälde und der Wirtin bestand lediglich darin, dass das reale Exemplar weitaus älter und dicker aussah.<br />

Zwanzig Jahre Prostitution gehen nicht spurlos an einem vorüber, dachte Alvan, und war froh, als Alrik sich<br />

endlich über den Preis geeinigt hatte und Gina ihnen die Zimmer zeigte. Odilon bezog mit seiner Tochter ein<br />

Doppelzimmer (Alvanas erste Handlung bestand darin, das Fenster weit zu öffnen um den Geruch <strong>von</strong> Schweiß<br />

und anderen Körperflüssigkeiten entweichen zu lassen. Alrik und seine Schwester Gunelde bekamen ein zweites<br />

Doppelzimmer. Für Undinai gab es ein Einzelzimmer zu mieten, die verbliebenen vier kamen lediglich im<br />

Schlafsaal mit einigen anderen Vergnügungssüchtigen unter.<br />

Von draußen hörte man den Lärm einer südlichen Stadt: <strong>Das</strong> Feilschen der Basare drang nach oben, gelegentlich<br />

etwas Musik, ein vielschichtiges Stimmengewirr. Und doch war es anders als gewohnt. Denn die gewöhnten<br />

Geräusche waren hier allezeit durchsetzt mit Geräuschen, wie man sie sich letztlich wohl nur in Elburum vorstellen<br />

kann. Wollüstiges Stöhnen war fast ständig irgendwo zu vernehmen, gelegentlich auch Schreie, bei denen man nur<br />

selten unterscheiden konnte, ob sie Lust oder Schmerz ausdrücken sollten – oder beides. Und der Geräuschpegel<br />

änderte sich auch nicht egal welche Tages- oder Nachtzeit es gerade war.<br />

Blutrot senkte sich die Sonne im Osten über das Meer hernieder. Es war ein langer und anstrengender Tag<br />

gewesen. Auf der Fahrt nach Elburum waren sie die ganze Nacht hindurch gesegelt. Auch wenn sie abwechselnd<br />

schlafen konnten hatten alle nur wenigen und kaum erholsamen Schlaf gefunden. Also verkrochen sich die<br />

Gefährten in ihre Betten. Wenn Praios wieder am Himmel stand würde es sich zeigen, wie es weitergehen würde.<br />

Ein Sonnenstrahl, der ihr direkt durch das offene Fenster ins Gesicht schien, weckte Alvan. Es war noch früher<br />

morgen, Alvan dachte, sie wäre die erste, die erwacht sei. Doch als sie sich umdrehte merkte sie, dass Odilon nicht<br />

mehr im Bett war. Auch im Zimmer war er nicht, und nicht auf dem Balkon. Wo mochte er sein? Alvan machte<br />

sich keine Sorgen, ihr Vater würde schon wissen was er tat. Aber es überraschte sie doch, dass er ohne etwas zu<br />

sagen allein durch die Gassen <strong>von</strong> Elburial lief. Jetzt am frühen Morgen war es zwar etwas ruhiger als am Abend,<br />

wohl schliefen viele der Besucher der Bordelle und Spelunken erst einmal ihren Rausch aus oder erholten sich <strong>von</strong><br />

einer Orgie, aber still war es dennoch nicht. Auch um diese Stunde waren vereinzelt Gäste an den Tresen, und auch<br />

die belkelelgefälligen Klänge wilder Orgien waren vereinzelt noch zu hören.<br />

109

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!