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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Über den Bäumen hing fetter Rauch, der nun, als sich der Wind um einige Strich in ihre Richtung drehte, wilde<br />

Flüche unter den Soldaten auslöste.<br />

"Charyptoroth holt sie alle!"<br />

"Halt die Klappe, Shruufschnabel! Na, du hast schon Recht!"<br />

Der Schwarze Mendener hatte <strong>von</strong> seinem Felsblock aus einen guten Ausblick über das Geschehen - einen besseren<br />

als die Leutnantin allemal. Als der Maran vom Himmel gestürzt war, hatte er sich dann aber doch hinter dem<br />

schwarzen Vulkanstein in Deckung begeben. Der Schuss war eindeutig <strong>von</strong> außerhalb der Kapelle abgegeben<br />

worden, aus der ungefähren Richtung des Stegs, wohin dieser verfluchte Odilon Wildgrimm geflohen war. Nun<br />

gut, mit dem Schlächter seiner Mannschaft hatte er als Allererster noch eine Rechnung offen.<br />

Schon als Charyptorothanbeter vertraute er wenig auf die Macht des Feuers. <strong>Das</strong> Feuerwerk am Strand sah<br />

wahrlich beeindruckend aus, aber das Steingemäuer war keine hölzerne Schi<strong>von</strong>e, die man ohne weiteres in Brand<br />

schießen konnte. Außerdem hatte er die Mittelreicher schon einmal vergebens mit der Macht des Hylailer Feuers<br />

auszulöschen versucht, an Bord der Fran-Horas. Diese verdammten Bastarde schienen neun Leben zu haben wie<br />

die Katzen. Nun denn, die wurden bekanntlich am besten ersäuft - Mercurio grinste hinterhältig - während er sich<br />

mit Hilfe seines Handhakens in Richtung Wasser hangelte, wobei er sorgfältig darauf achtete, nicht ins Schussfeld<br />

dieses Waldläufers zu geraten (auch wenn er mehr als einen gewöhnlichen Bogenschuss <strong>von</strong> diesem entfernt war.<br />

Aber wer wusste schon, wie weit und genau dieser Bursche mit seinem Elfenbogen zu schießen vermochte?)<br />

Der Magier versicherte sich erst der Gegenwart des grünlich schimmernden Amuletts um seinen Hals, das einen<br />

Knäuel Schlangen zeigte und starrte dann auf die zu seinen Füßen gluckernde und schmatzende See. Sein Geist<br />

suchte den Kontakt zu ihrer Macht, die sich ihm im schwarzen Schlick zu seinen Füßen offenbarte. Während er<br />

stumme Zwiesprache hielt und seinen Wunsch formulierte, nestelte er ein kleines Fläschchen aus einer<br />

Gürteltasche empor und entkorkte es mit seinen Zähnen. Ein übler Gestank nach verfaultem Fisch und<br />

Schlimmeren drang an seine Nase, als er etwas <strong>von</strong> der öligen, schwarzen Flüssigkeit ins Meer träufelte. Mercurio<br />

wusste selbst nicht, aus was genau die unheilige Mixtur bestand, nur dass ihr Delphintran und das Blut eines<br />

Efferdgeweihten beigegeben worden war. Eine durchaus potente Mischung also.<br />

<strong>Das</strong> Wasser schien ein wenig zu zischen und zu verdampfen, als die Flüssigkeit sie berührte. <strong>Das</strong> flüsternde Gefühl,<br />

dass SIE hier anwesend war, dass ihre Macht überall zu seinen Füßen wirkte, verstärkte sich <strong>von</strong> einer bloßen<br />

Ahnung zu einer tiefen, inneren Gewissheit. Auch der Papagei schlug aufgeregt mit den Flügeln und krächzte<br />

mehrmals. Shruufschnabel schien sich zu ängstigen.<br />

Der Paktierer verkorkte das Fläschchen sorgfältig und verstaute es wieder an seinem Gürtel. Mercurio fasste eine<br />

einzelne Welle weit draußen auf dem Perlenmeer ins Auge, die genau auf den Steg zurollte, wo sie sich in einigen<br />

Herzschlägen in ein weißes, schäumendes Nichts auflösen würde.<br />

Mit Befriedigung sah er, wie sein Gebet erhört wurde, wie sich die freundliche, kleine blaue Welle binnen eines<br />

Augenblicks dunkel, fast schon ins Schwärzliche verfärbte und dabei auf jedem Schritt höher auftürmte, höher und<br />

höher, er hörte, wie ihr leises Glucksen zu einem vibrierenden Dröhnen wurde, bevor es schließlich zu einem<br />

ohrenbetäubenden Donnern und Brüllen anschwoll. Schließlich hob sie sich in all ihrer Pracht und Schönheit über<br />

den Steg, bereit, als nachtblaue Faust auf den brennenden Schrein herabzufahren und dessen dampfende Trümmer<br />

ins Meer zu spülen, IHR zur Beute. Seine Feinde im Schrein aber würden beim Zusammenprall <strong>von</strong> Hylailer Feuer<br />

und Wasser gekocht werden wie die Krebse. Vor allem die Gewissheit, dass Odilon Wildgrimm das erste Opfer der<br />

Mörderwelle sein würde, entlockte Mercurio ein viehisches Triumphgeheul - und er hatte einen Logenplatz bei<br />

seiner Vernichtung.<br />

Odilon lag noch immer in der Deckung hinter der Dünung. Wie gebannt sah er den Karakil, der zu seinem<br />

Entsetzen zurückgekehrt war und ein zweites Mal seine verderbliche Ware auf das Dach der Kapelle warf. Es<br />

schauderte ihn, als er bemerkte, auf welche Weise die Feuergeschosse förmlich auf das Dach getragen wurden. Bei<br />

allen Zwölfen, war es denn notwendig gewesen, ein Kind zu einem solchen Zweck zu missbrauchen? Hätte nicht<br />

auch ein Krieger seine tödliche Fracht abwerfen können?<br />

Ungeachtet der Gefahr riss Odilon seinen dritten vergifteten Pfeil aus dem Köcher, legte ihn auf die Sehne, zielte<br />

nur kurz und schoss dem Lenker der Karakil, der noch immer über der Klause kreiste, hinterher. Er traf den<br />

Dämonenreiter in den Rücken. der Mann taumelte, konnte sich aber auf dem Rücken des Dämons halten. Konnte es<br />

sein, dass das Gift bei Paktierern der finsteren Macht nicht wirkte? Getroffen war der Mann ja, und einen jeden<br />

Sterblichen hätte der Pfeil auch ohne das Gift erledigt. Dieser Mann aber schien zwar verwundet, aber nicht tödlich<br />

getroffen. Aber er lenkte seinen Flugdämon nun nach Norden und flog gen Jergan. Na, immerhin verwundbar<br />

waren diese Burschen, auch wenn sie weit mehr wegstecken konnten als ein Söldner, der keinen Pakt mit den<br />

Finsteren geschlossen hatte. Sei´s drum. Jedenfalls würde der Karakilreiter in diesem Gefecht nicht mehr<br />

eingreifen. Odilon fluchte leise vor sich hin und zog sich hinter die Dünung zurück. Jetzt war es allerhöchste Zeit<br />

für ihn, die Stellung zu wechseln. Nur wohin?<br />

Odilon blickte sich um. Was für ein Rumoren war das dort auf dem Meer? Es schien Odilon als würde das Meer zu<br />

kochen anfangen. Hob sich dort, gut zweihundert Schritt entfernt, nicht eine besonders hohe Welle? Bei Efferd, mit<br />

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