Das Gold von Maraskan - Darpatien
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durchgekommen? Oder traf die Handvoll Informationen, über die Odilon und seine Gefährten verfügten, gar nicht<br />
zu? War sein Plan wirklich bis ins letzte durchdacht? Verdammt, er hatte wirklich genug Zeit um zu grübeln, und<br />
nass war es dabei obendrein auch noch.<br />
Es war mehr ein Instinkt als das leichte Druckgefühl gegen seinen linken Stiefel, der Odilon nach unten blicken<br />
ließ. Eine kleine erdfarbene Schlange ringelte sich über das abgewetzte Leder und verschwand nach einigen bangen<br />
Herzschlägen hinter einem Kaktus. Odilons Herz schlug heftiger. Firun mochte wissen, wie giftig das Tier gerade<br />
gewesen war. Sei´s drum, es war vermutlich nur der Regen, der es aus ihrem Versteck aufgescheucht hatte.<br />
Giftschlangen bissen nicht so schnell zu, die sparten sich ihre Alchimie für wirklich gefährliche Gegner auf.<br />
Langsam wurde es wirklich dunkel. Der Regen ließ ein wenig nach, ging in feines, nebelähnliches Nieseln über. In<br />
der Ferne grollte ein Gewitter, dessen Ausläufer offenbar gerade über sie hinweg zog.<br />
Odilons Gedanken kehrten zu Alvan zurück. Warum bei allen Zwölfen war sie nicht mit dem Brandmal<br />
gekennzeichnet worden? <strong>Das</strong> war doch das erste, was die Belkelelanhänger mit ihren Opfern machten. Odilon<br />
beschlich leise Unruhe, wie immer, wenn ihn etwas an einer Fährte irritierte. Warum kannte sich Alrik plötzlich so<br />
gut mit Höfen in der Umgebung <strong>von</strong> Elburum aus? War er überhaupt noch der richtige Alrik? Dem Gallyser fiel<br />
ein, wie sie die Piraten auf der Fran-Horas in die Irre geführt hatten, mit einem Zauberspruch, der Sigismunds<br />
Aussehen verändert hatte. Was, wenn das alles nur eine einzige große Falle war, mit dem Ziel, sie alle auf einem<br />
Schlag gefangen zu nehmen?<br />
Oder hatte er wirklich einfach zuviel Zeit zum Nachdenken hier draußen in dem kleinen Wäldchen unweit <strong>von</strong><br />
Elburum?<br />
Schließlich, eine Bewegung auf der Straße. Verdammt, das war Sigismund.<br />
Der formte vor dem Mund seine Hände zu einem Trichter und rief laut: "Odilon, wo bist du?"<br />
Immerhin, gut versteckt hatte er sich schon mal.<br />
"Hier oben! Was gibt es?"<br />
"Verdammt, die Brüder kommen heute nicht mehr. Lass uns <strong>von</strong> hier verschwinden. Ich hab´ ein ganz blödes<br />
Gefühl..."<br />
Ja, und das nennt sich Angst, dachte der ehemalige Baron <strong>von</strong> Gallys.<br />
Odilon musste der Versuchung wiederstehen, seinen Bogen zu spannen und dem Streuner einen Pfeil über den<br />
Kopf hinweg zu schießen. Oder sollte er ein wenig tiefer zielen? Dieser Idiot würde noch alles vermasseln.<br />
In diesem Augenblick war vom Weg her das Rumpeln einer Kutsche, das pflatschende Geräusch <strong>von</strong> Hufen auf<br />
Schlamm sowie Schnauben zu hören. Der Waldläufer war heilfroh, dass er den Hinterhalt nicht in der Kurve<br />
platziert hätte - ihre Gegner hätten den sorglos herumlaufenden Streuner längst entdeckt.<br />
"Mach, das du in dein Versteck kommst!" meinte Odilon mehr zu sich selbst als zu Sigismund, der bereits <strong>von</strong> sich<br />
aus wieder verschwand. Der Gallyser lauschte hinaus in die Nacht. Ein halbes Dutzend Geleitreiter? Von der<br />
Geräuschkulisse her konnte das ungefähr hinkommen. Aber war da nicht auch ein Bellen zu hören, hart, metallisch,<br />
hallend? Odilon spürte, wie sich Kälte in seinem Nacken ausbreitete, wo sich nun auch die Haare aufstellten. Kein<br />
Zweifel, das Hecheln und Belfern, dass um die Wegbiegung herum an seine Ohren drang, bildete er sich nicht nur<br />
ein. Also doch Hunde - dämonische Hunde.<br />
Da kamen sie auch schon um die Ecke. Odilon hatte bereits einige Dämonen in seinem Leben gesehen, darunter<br />
hundeähnliche - wenn er nur an diesen "Hund vom Schratenwald" dachte - aber er würde sich wohl nie an ihren<br />
Anblick gewöhnen. Und es war nicht nur der Anblick, der ihn beinahe körperlich traf. Wie eine Lawine eine<br />
Druckwelle, so schoben diese Entitäten eine Aura <strong>von</strong> - grässlicher Unwirklichkeit und frevlerischer<br />
Übernatürlichkeit vor sich her, der ihm jedes Mal die Kehle zuschnürte, so auch jetzt.<br />
Es waren zwei schwarzglänzende, grazile Tierwesen, die auf fast schon widerwärtige Weise schön waren. Ihre<br />
armdicken Glieder und die prallen Hoden, die zwischen den Hinterläufen deutlich zu sehen waren, weckten bei<br />
Odilon den verstörenden Wunsch, ihre Liebesdienste einmal am eigenen Leib zu spüren. Ging seine Phantasie<br />
endgültig mit ihm durch oder machte er auf ihren Rücken rotgezackte Kämme aus, ähnlich wie gewisse Echsen sie<br />
trugen?<br />
Er war sich überhaupt nicht mehr sicher, wie wirklich das war, was er hier sah und fühlte. Mit einem Mal kamen<br />
ihm die Hunde völlig "falsch" vor, wie nachträglich <strong>von</strong> frevlerischer Hand in ein altehrwürdiges Gemälde<br />
eingefügt und dennoch nur auf dem zweiten Blick als Fälschung erkennbar.<br />
Nein, er hatte sich schon lange genug <strong>von</strong> ihren bloßen Anblick in den Bann ziehen lassen. Mit einem Gebet zum<br />
Weißen Jäger zog Odilon die gewachste Sehne auf seinen Elfenbogen. Einer der Ungetüme auf der Straße blieb aus<br />
vollen Lauf heraus stehen - auch diese ruckartige Bewegung wirkte unnatürlich, als wolle sie den natürlichen Fluss<br />
<strong>von</strong> Satinavs Element verspotten - starrte den Hügel hinauf und witterte. Nein, nichts an diesem Wesen wollte<br />
wirklich zur Umgebung passen, das sanfte rötliche Glänzen des Fells nicht zu dem darauf fallenden matten<br />
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