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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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er den kahlen Schädel der Ohnmächtigen sah, die noch immer ihren Bogen in der Hand hielt. Offenbar konnte der<br />

Oronier es nicht fassen, dass eine einfache Sklavin es gewagt hatte, ihn und seine Begleiter anzugreifen.<br />

Hastig legte Odilon den zweiten Pfeil mit Schlafgift auf die Sehne und schoss ihn ohne groß zu zielen in die<br />

Richtung des Mannes, in der Hoffnung, dass die Kraft des Geschosses ausreichen würde, dessen Rüstung zu<br />

durchschlagen.<br />

Dieser hatte gerade sein Schwert zum Spalthieb gegen die reglos am Boden liegende Halbelfe gehoben, als ihm der<br />

Pfeil knapp unter der Achsel in die Seite fuhr. Brüllend vor Schmerz und Zorn fuhr er herum, knickte ein, als wolle<br />

er beten, fiel vornüber und rührte sich nicht mehr.<br />

Erst jetzt merkte Odilon, wie schnell der ganze Kampf seit dem Auftauchen der Hunde eigentlich <strong>von</strong>statten<br />

gegangen war. Denn nun rumpelte auch schon eine Kutsche um die Kurve, umringt <strong>von</strong> den vier verbliebenen<br />

Rotmänteln. Auf dem Kutschbock saßen zwei weitere Gardisten. Die Hufe der Pferde und die Kutschenräder<br />

zermalmten den Rotmantel, den das Schlafgift als erstes in Borons Reich der Träume geschickt hatte. Einen<br />

wahnwitzigen Augenblick lang hoffte Odilon, dass der Kutscher wenigstens ob der anderen beiden Gestalten, die in<br />

einigen Schritt Entfernung auf der Straße lagen, anhalten würde, aber der Mann gab dem Pferden erst recht die<br />

Peitsche. Erbarmungslos trampelten erst die Pferde und ruckelte dann das nachtschwarze Gefährt über die Körper<br />

hinweg, wobei die Hinterräder in die Luft sprangen.<br />

Odilon glaubte vor Grauen ohnmächtig zu werden. Alvan - seine Tochter! Sie hatten sie einfach überrollt. Kein<br />

Mensch konnte das überleben!<br />

Alrik überprüfte gerade zum hundersten mal das Seil des Wurfankers, dass er um den Stamm einer besonders<br />

kräftigen Pinie gelegt und vertäut hatte (was für eine hervorragende Idee, den Anker <strong>von</strong> der Fran-Horas<br />

mitzunehmen), als er Sigismund hinter seinem Felsblock hervorspringen und auf die Straße rennen sah. Bei Phex,<br />

dass das Wort "Hinterhalt" "sich hinten halten" bedeutete, hatte dieser famose Streuner wohl nicht begriffen. Nun<br />

denn, er hatte andere Sorgen, die er mindestens schon eine halbe Stunde lang wälzte.<br />

Er sollte den Wurfanker also in das Hinterrad der Kutsche werfen. Hm ja, irgendwie gefiel ihm das nicht. Zum<br />

einen würde der Kutscher gerade hier, hinter der Biegung, wieder Fahrt aufnehmen und es alles andere als einfach<br />

sein, den Anker in die Speichen einer dahinrasenden Kutsche zu werfen. Zum anderen wusste er nicht genau, wie<br />

der Wagen auf die plötzliche Blockade eines seiner Räder reagieren würde. Wenn in ihm wirklich der gefesselte<br />

Inquisitor saß oder gar lag, konnte der sehr leicht selbst Schaden nehmen.<br />

Nein, das Beste wäre, wenn die Kutsche für kurze Zeit anhalten oder zumindest die Geschwindigkeit deutlich<br />

verringern würde. Dann konnte er sie mit dem Wurfanker bequem an die Leine legen, ohne dass die Kutsche dabei<br />

völlig zertrümmert werden würde (das gute Teil konnten sie selbst ganz gut gebrauchen, außerdem war es im Wald<br />

schwerer zu verstecken als ein paar Leichen).<br />

Wenn eh schon alle auf die Straße rannten, warum nicht auch er? Er nahm einen kräftigen Ast, rammte ihn einige<br />

Schritt <strong>von</strong> seinem Versteck entfernt in die Straße und lehnte dort die einzelnen Rüstungsteile, die er dem toten<br />

Rotmantel abgenommen hatte dagegen. Nachdem er den ledernen Rotmantel darüber gehängt und die mit einem<br />

Skorpion verzierte Brosche geschlossen hatte, stülpte er auch noch den Baburiner Hut mit dem prächtigen<br />

Rossschweif über das Ganze. So, das sah ungewöhnlich genug aus, um einen Kutscher zu irritieren - zumindest<br />

aber die Gäule. Alrik kannte Pferde gut genug, um zu wissen, dass sie vor allem möglichen scheuten, bevorzugt vor<br />

wehenden Mänteln und Rossschweifen sowie schemenhaften Gestalten, die nur ein <strong>von</strong> Hesinde nicht eben<br />

gesegneter Pferdeverstand als bedrohlich empfinden konnte. Kaum hatte er sein kleines Kunstwerk beendet, hörte<br />

er auch schon die Kutsche - und ein merkwürdig hohles, hallendes Bellen. Hastig schlug er sich in die Büsche, eilte<br />

in Richtung Versteck und traf dort mit Sigismund zusammen.<br />

"Ich sag´s dir, Odilon bringt uns alle um" keuchte der und sah sich hastig um - eher nach einem Fluchtweg denn<br />

nach dem Gegner, so wollte es dem Baron <strong>von</strong> Friedwang wenigstens scheinen.<br />

"Wenn, dann bringen uns die Oronier um" knurrte Alrik. "Nix da, mitgefangen, mitgehangen. Wo ist eigentlich<br />

mein geliebtes Schwesterherz?"<br />

"Da drüben." Sigismund wies auf einen großen Kaktus, hinter dem tatsächlich Guneldes Burnus zu erahnen war.<br />

"Wahrscheinlich grübelt sie schon die ganze Zeit darüber nach, wie dieses einzigartige Geschöpf Peraines<br />

wissenschaftlich korrekt heißt" kicherte Alrik. "Da fällt mir ein..." Der Friedwanger beugte sich nach einem<br />

weiteren, kleineren Kaktus, zog seine Handschuhe über, hackte ihn mit dem Dolch in Stücke und warf diese auf die<br />

Straße. "Für die Hufe der Pferde!" lächelte er pervalisch.<br />

Dann war der Hund auch schon da, lautlos, wie aus dem Nichts. Mit hasserfülltem Bellen sprang er auf Alrik los,<br />

der reflexartig den letzten seiner Wurfsterne hinter dem Gürtel hervorzog und warf. Dort, wo die silberglänzende<br />

Waffe das schwarze Fell des Hundes traf, begann dieses förmlich zu dampfen, zu wabern und sich auf<br />

widernatürliche Weise zu verziehen. <strong>Das</strong> Tier jaulte auf - es klang wie das Heulen der Verdammten in der<br />

Seelenmühle- wich zur Seite aus und zog den Schwanz ein.<br />

"Weiche <strong>von</strong> mir, Kreatur der Niederhöllen! Ich befehle es dir im Namen der Zwölfe!" Alrik zeigte dem Dämon -<br />

dass es ein Dämon war, konnte er förmlich spüren - sein Phexamulett. Die Bestie knurrte und heulte - er fühlte<br />

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