Das Gold von Maraskan - Darpatien

eine von dieser Rebellengruppe auszugeben, sollte ihre Tarnung nicht auffliegen. "Nein. Ich... Wir... sind von den
Dajinim." Das war die einzigste andere Rebellengruppe der Gegend, die sie vom Namen her kannte.
"Ah..." stammelte Odilon. Der wohlige Geruch Andromejias betörte ihn. Verdammt, wie lange ist es her, dass ich
Jirka nicht gesehen habe. Der Waldläufer versuchte, sich auf Jirkas Antlitz vor seinem inneren Auge zu
konzentrieren. "Jetzt scheint erst einmal Ruhe zu sein. Ist wohl am besten, ich bringe Dich in die Klause, wo wir
Deine Wunden verbinden können. Nachdem hier im Norden der Klause kein Feind mehr steht hindert uns ja
niemand daran."
Kurz vor Morgengrauen. Auf dem Maraskansund...
***
Kapitän Olsan Efferdtod reckte das Kinn und sah über das Achterdeck der "Dämonenkrone", die wie eine
Nachahmung der Dämonenarchen Xeraaniens über das nächtliche Perlenmeer glitt. Nur das Klatschen der
Peitschen war von den Ruderbänken her zu hören, von wo ein wahrhaft pestilenzischer Gestank an seine Nase
drang, das dumpfe Dröhnen der Trommel schwieg schon seit Einbruch der Dämmerung. Die Galeere flog dahin,
weit und breit war nichts zu sehen. Wie auch bei dieser selemischen Finsternis. Der Kapitän hatte Zeit, seinen
Gedanken nachzugehen. "Nachtwind", der Name passte.
Am Nachmittag hatte seine Bordmagierin ihm mitgeteilt, dass sie in Jergan Jagd auf eine dreiste Schmugglerbande
machen wollten, die ihr Versteck irgendwo an der Küste, auf der Höhe von Nuran hatten. Mochte die Tiefe Tochter
wissen, wie sich diese Hexe Zachora mit den Halsabschneidern im Fürstenpalast verständigte, sie tat es und
offenbar funktionierte es sogar ganz gut. Tatsächlich hatten sie die Zedrakke auch nahe am angegebenen Ort
gefunden - eine unscheinbare Bucht, umgeben von Dschungel, Sumpf und Mangroven. Allerdings waren die
Schmuggler noch nicht dazu gekommen, Anker zu werfen, und hatten sie rechtzeitig bemerkt. Dieses verfluchte
Buggeschütz blinkte aber auch gegen die Sonne wie die Spiegel im Hurenhaus der Tränenreichen! Er hätte es
schon längst einmal über Bord werfen müssen. Wer auch immer den nachtschwarzen Pott gesteuert hatte, Olsan
bewunderte ihn ein wenig. Man musste schon verdammt gut sein, um einem wie ihm zu entwischen, Olsan
Efferdtod. Der Dämonenkerl hatte sich mit seinen Kahn aus übelster Leeposition wieder aus der Bucht
herausgewunden - verfluchte Drachenflügel! Man sollte diese Zedrakken eben nicht unterschätzen!
Wie eine Schnecke über die Rasierklinge war der Alrech über das Riff hinweggerutscht, das die Bucht vom offenen
Maraskansund abschirmte. Schneidig, schneidig. Da war sicherlich keine Handbreit Wasser mehr unter dem Kiel
gewesen, eher nur ein Fingerbreit. Natürlich, der Maraskaner kannte in "seiner" Bucht natürlich jeden Winkel und
jeden Durchschlupf. Die Falle hatte nicht zugeschnappt, so wie sich Olsan das vorgestellt hatte. Nun denn, die
Burschen hatten natürlich Heimvorteil, wie man beim Imman sagen würde.
Schon als er noch Olsan Efferdlieb und kaiserlicher Seeoffizier gewesen war, hatten ihn diese tulamidischen Kästen
den letzten Nerv gekostet. Man konnte ihnen so viele Rotzenkugeln in den Zedernholzrumpf jagen wie man wollte,
kiellos und mit zahllosen Schotts unterteilt, wie sie waren, schien ihn dies nicht eben sehr viel auszumachen.
Typisch Maraskaner – kein Rückgrat, und trotzdem nicht unterzukriegen, oder vielleicht gerade auch deswegen nur
schwer zu fangen.
Versonnen lächelnd sah der Kapitän zu, wie der spindeldürre Kadaver einer der Rojer von den Wachen nach oben
gezerrt und über Bord geworfen wurde. Kein sehr fetter Happen für die Haie. Dieser maraskanische Schwächling
würde sie nicht mehr an der Nase herumführen und die Flotte des Fürstkomturs durch seine fast schon an
Aufsässigkeit grenzende Faulheit und Schwächlichkeit sabotieren. An das Verbrechen, das zu seinem Dasein als
Rudersklave geführt haben mochte, wollte er lieber gar nicht erst denken. Tulamidenpack, heimtückische
Sklavenseelen von Geburt an und nicht wert, anders behandelt zu werden als der Dreck und das Ungeziefer,
zwischen dem sie hausten. Seit Helme Haffax Herr über die Käferinsel war, wurde wenigstens mit eiserner Hand
durchgegriffen.
Nur langsam hatte er gelernt, die Denkweise der Alrechs ein wenig besser zu verstehen. Auch wenn es natürlich
eine Zumutung für einen brillanten, von Belhalhar wie Charyptoroth gesegneten Strategen wie ihm war, sich in die
kruden Gedankengänge dieses Mindervolkes zu begeben.
Man nehme nur diesen verflucht geschickten Kapitän der Nachtwind, dachte er. Stundenlang war der Bursche
hinaus auf den offenen Maraskansund gefahren, obwohl ihm der Wind dabei fast schon ins Gesicht geblasen hatte.
Warum war der Sauhund nicht nach Süden oder Norden ausgewichen, mit raumem Wind? Hätte der hohe Seegang
seiner Bireme nicht derart zu schaffen gemacht, die "Nachtwind" wäre leichte Beute geworden. Wäre sie ja fast
auch, aber dann war die Nacht hereingebrochen und der schwarze Vogel auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Was tun? Kurs halten, hatten seine Offiziere vorgeschlagen, der Wind hatte ja ständig nachgelassen, und spätestens
bei Morgengrauen mussten sie den Schmuggler doch einholen, mit so vielen Löchern im Rumpf und der Takelage.
Der Wind drehte leicht, also sollte man sein Glück vielleicht einmal etwas weiter südlich versuchen. Seine
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