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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und der Bordmagus – ein rothaariger <strong>Maraskan</strong>er unbestreitbar<br />

mittelreichischer Abkunft - trat ein. "Stell das Wohlbefinden unserer Gefangenen soweit her, dass sie zum Strand<br />

zurückkehren können. Ich will meine Rauschgurken, den Tabak und den Rum wieder haben. Und lasst möglichst<br />

keinen Ferkina am Leben. Ich kann keine Zeugen gebrauchen."<br />

Eine halbe Stunde später saß Alvan wieder im Beiboot, einen neuen Bogen in den Händen. Sie konnte es kaum<br />

glauben, dass sie ihren linken Arm wieder frei bewegen konnte, der bis vor kurzem noch <strong>von</strong> dumpfem Schmerz<br />

durchzuckt gewesen war. Aber der Bruch schien vollständig verheilt zu sein. Sie hatte schon mehr als einmal<br />

Heilmagie erlebt, aber es erstaunte sie immer wieder, welche Macht der Balsamsalabunde besaß. Auch Odilons<br />

Wunden waren soweit geschwunden, dass er sich in einen maraskanischen Hartholzharnisch hatte zwängen<br />

können. Alrik hatte sein zerbrochenes Schwert mit einem Jerganmesser vertauscht. Sigismund, dessen<br />

Handverletzung vom Magus als zu geringfügig angesehen worden war, um mit einem heilenden Sprüchlein<br />

bedacht zu werden - vielleicht hatte der Zauberer aber auch einfach keine Kraft mehr - machte sich am Ruder<br />

nützlich. Der Inquisitor hatte sich ein Entermesser geben lassen, eine etwas merkwürdige Waffe für einen<br />

Praiosgeweihten. Nun ja, das Zuschlagen war Meister Selbfried gewohnt. Lediglich Gunelde befand sich noch an<br />

Bord der Nachtwind - offenbar als Sicherheit für das künftige Wohlverhalten ihrer Gefährten. Die Handvoll<br />

Matrosen im Boot sah grimmig drein - was wohl eher ihnen als den Barbaren am Strand galt.<br />

Alrik hatte den Plan für diesen erneuten Vorstoß ausgeheckt. Sie wollten nördlich der eigentlich Bucht, außerhalb<br />

der Sichtweite der Ferkinas landen, die Felsen hinauf klettern und ihre Gegner - vorrausgesetzt, diese befanden sich<br />

noch vor Ort - <strong>von</strong> hinten angreifen und ihnen den Weg nach oben abschneiden. Sie hatten genügend Bögen dabei,<br />

um sie mit Pfeilen zu überschütten, außerdem noch mehrere Wurfscheiben und Lederschilde. Mit den <strong>Maraskan</strong>ern<br />

zusammen waren sie zehn Kämpfer - immerhin eine Streitmacht, mit der man etwas anfangen konnte. Alvan war<br />

sich sicher, dass die Barbaren noch in der Bucht waren. Im Mindesten brauchten ihre Reittiere Erholung, aus denen<br />

sie noch vor einer halben Stunde das letzte herausgeholt hatten. Aber auch <strong>von</strong> ihren Reitern war der eine oder<br />

andere verwundet. Außerdem würden sie die Höhle plündern oder sich dort zumindest auf die Lauer legen wollen.<br />

<strong>Das</strong> Beiboot, das noch immer mit abgebrochenen Pfeilen gespickt war, näherte sich dem Land - ein schmaler, mit<br />

Geröll übersäter Küstenstreifen, der durch einige mit Büschen und Bäumen bestandene Felsen <strong>von</strong> der<br />

Schmugglerbucht aus nicht einzusehen war. Dieser Strand war nicht ganz so günstig gelegen wie der andere: Die<br />

Wellen krachten hier mit größerer Wucht herein, die Felsen waren steiler und bei schwerem Seegang konnte hier<br />

sicherlich kein Boot mehr anlegen. Jetzt, am späten Vormittag, war das Perlenmeer allerdings ruhig, der Wind<br />

wehte zudem <strong>von</strong> Land her, so dass die Kraft des Wassers schon gebrochen war, ehe es sich zwischen den Steinen<br />

verlief.<br />

Wenig später schrammte das Beiboot an Land. Alvan warf einen Blick auf die Zedrakke, die draußen auf dem<br />

offenen Meer kreuzte. Anker zu werfen hatte Vegsziber aus Furcht vor den oronischen Schiffen nicht gewagt. Am<br />

Hauptmast flatterte jetzt die blutrote Fahne mit der schwarzen Blutrose – eine raffinierte Camouflage, wie sie auch<br />

schon die Piraten der Fran-Horas angewandt hatten.<br />

Odilon sprang aus dem Boot und versuchte auf den glitschigen, <strong>von</strong> Algen überquollenen Steinen Halt zu finden.<br />

Möwengekreische erfüllte die Luft. "Also, der Plan ist klar. Wir fünf hier" - der Gallyser wies auf sich und seine<br />

Begleiter - "werden den Felsen hinaufklettern und den Strand <strong>von</strong> oben her angreifen." Der Schwarze Bär<br />

schulterte Bavhano´Braith. Alrik schnappte sich eine Armbrust und glitt ebenfalls <strong>von</strong> der Bordwand ins<br />

hochsprühende Wasser. "Alvan, hast du das Seil, den Enterhaken und die Efferdsleiter?"<br />

"Hier Vater."<br />

"Gut. Der Felsen ist ziemlich steil. Keine Sorge, ich schaff das schon Ich werde hinaufklettern und dann die<br />

Strickleiter für euch herunterlassen. Ihr anderen fahrt mit dem Boot um die kleine Landspitze dort und versucht die<br />

Barbaren abzulenken. Aber haltet euch möglichst außer Schussweite. Ihr wisst ja, ihre Pfeile sind zum Teil<br />

vergiftet. Wir schleichen uns in der Zwischenzeit <strong>von</strong> oben heran und greifen <strong>von</strong> dort an. Vermutlich werden sie<br />

sich auf kurz oder lang in die Höhle zurückziehen. Versucht, in einem toten Winkel zu landen, damit sie euch <strong>von</strong><br />

dort nicht unter Beschuss nehmen können. Dann sehen wir weiter. <strong>Das</strong> wäre alles."<br />

Alvan sah nach oben, wo sich schwere Regenwolken ballten. Es würde bald wieder Regen geben. Ihr Vater warf<br />

den Enterhaken nach oben, wo dieser zwischen den Felsen liegen blieb. Als Odilon das Seil anzog, fiel die Drake<br />

wieder nach unten. Offenbar fanden ihre Haken keinen Halt.<br />

"Dann werde ich eben so klettern."<br />

"Sei vorsichtig, Vater."<br />

"Keine Angst, Alvan. In der Schwarzen Sichel bin ich schon über schwierigere Felswände geklettert, im Winter bei<br />

Eis und Schnee. Nur der Harnisch ist ein wenig ungewohnt."<br />

Während die Matrosen auf die offene See hinaus ruderten, hangelte sich Odilon die Felsen hinauf, geschickt wie<br />

eine Bergziege jeden Vorsprung und jeden Sims ausnutzend. In Windeseile war er oben, befestigte das Seil an<br />

einem Felsen, verband es mit der Strickleiter und ließ diese herab. Nach und nach hangelten sich seine Gefährten<br />

nach oben.<br />

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