Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Das Gold von Maraskan - Darpatien
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meinem Gürtel, wissen die Götter warum er ihn mir nicht abgenommen hat. Den hab ich ihm dann in den Leib<br />
gerammt. Im Todeskampf hat er mir den Dolch zwar noch entwunden und mir ins Bein gestoßen, aber die Wunde<br />
war Peraine zum Dank nicht tief. Wenig später ist der Krakonier dann dahingeschieden. Und ich bin durch das<br />
Meer getrieben. Bis ich dann <strong>von</strong> einem Fischer gefunden wurde, der mich nach Gipflak gebracht hatte.“<br />
„Und das Eis? Wo kam das Eis her?“<br />
„Lieber Himmel, wenn ich das mal wüsste. Ich war völlig erschöpft, hab mich mit Beten bei Bewusstsein gehalten.<br />
Plötzlich war es eben da, einige Holzplanken und treibendes Eis. Ich sehe es als Wunder an, denke der Schutzgott<br />
der Gallyser schickte mir sein Element um mich über Wasser zu halten, weil er über der Mission wacht. Ich weiß es<br />
nicht. Jedenfalls hat das Eis mir das Leben gerettet, ich hab mich halb an dem schwimmenden toten Krakonier,<br />
halb an einem Eisblock festgehalten bis ich gefunden wurde. Denn Rest kennt ihr, ich wurde nach Gipflak gebracht<br />
und dort in der Garnison verhört. Ich war völlig erschöpft, hab teils schon halluziniert, und die Befragung hat mir<br />
den Rest gegeben. Soweit ich überhaupt noch etwas klar denken konnte hab ich gedacht es sei das beste die <strong>von</strong><br />
Hesinde verlassene zu spielen, damit man mich nicht weiter befragt. Aber hier ist wirklich der geeignetste Ort, um<br />
wieder zu sich zu finden. So, jetzt wisst ihr es, und mehr möchte ich auch gar nicht erzählen. Ich werde mal nach<br />
Alvan sehen.“<br />
Alrik nickte, und Gunelde stand auf.<br />
In der Kammer neben dem Altarraum hatte es sich Alvan auf dem verfallenen Bett Mylendijians gemütlich<br />
gemacht. Gunelde setzte sich auf den Schemel daneben und schloss die Tür.<br />
„Du siehst aber wirklich nicht so gut aus. Nein, nicht krank. Aber erschöpft und ziemlich mitgenommen. Mehr<br />
sogar als ich, und dabei bist Du ja die weitaus kräftigere <strong>von</strong> uns beiden. Erzähl mir was mit Dir los ist.“<br />
„Ach Gunelde. Es ist schön dass Du wieder bei uns bist. Mit den Männern kann man ohnehin nicht reden. Sie<br />
verstehen nichts. Sie halten mich für grausam. Sie rügen mich dafür, wie ich Gurban getötet habe. Ja, es war<br />
grausam. Aber es war richtig so und ich bereue es nicht im Mindesten. Gurban hat den Tod verdient, und er hat ihn<br />
auch auf diese Weise verdient.“<br />
„Mag sein. Aber für Odilon und Alrik ist das, was Gurban oder Gion oder Ortwin tun, zwar falsch und<br />
verachtenswert, aber sie verstehen das nicht als unnötige Grausamkeit. Sie können das auch nicht verstehen. Aber<br />
das ist es doch nicht, was Dir fehlt. Es ist mehr als die unverarbeiteten Erfahrungen, die Du gemacht hast, nicht<br />
wahr?“<br />
„Ja und nein. Es ist mehr als das und hängt doch damit zusammen. Die letzte Woche schon geht es mir nicht so gut.<br />
Es bricht alles wieder über mich ein. Und als Gurban sich an Efferjina vergreifen wollte konnte ich einfach nicht<br />
anders. Weißt Du, was mit geschändeten Frauen in der Khom geschieht? Sie können nicht mehr heiraten. Sie tragen<br />
eine so große Schande mit sich, dass die Wüstensöhne eine Frau verstoßen würden, der dergleichen geschieht.“<br />
„Ja. Aber im Reich Rauls ist das götterlob nicht mehr so, und ebenso wenig auf <strong>Maraskan</strong>. Jungfräulichkeit hat<br />
allein bei den Anhängern des Rastullah-Kultes eine so hohe Bedeutung. Aber das dürfte doch für Dich jetzt nicht<br />
das Entscheidende gewesen sein. Ich denke nicht, dass sich ein Darpatier oder Garetier daran stören würde. Auch<br />
wenn die Traviakirche nirgendwo sonst so viel Einfluss hat wie in <strong>Darpatien</strong>, so wird Dir daraus kein Nachteil<br />
erwachsen. Sigismunds amouröse Abenteuer sind bekannt, und über manch andere Damen <strong>von</strong> Stand kann man gar<br />
im Landboten lesen wem sie alles zu willen sind und mit wem sie ohne verheiratet zu sein das Lager teilen, ohne<br />
dass ihnen ein Nachteil daraus entstünde.“<br />
„Nein. Gewiss nicht. Und Sigismund würde mich auch dennoch heiraten. Er ist ein Lebemann, ein Lustwandler und<br />
Herumtreiber. Aber ich denke, er würde es ernst meinen mit mir. Er wäre ein standesgemäßer Ehemann, der mir<br />
meine Freiheit lassen würde. Und ich ihm die seine. Vielleicht sollte ich ihn doch heiraten.“<br />
„Alvan, ich kenne Dich doch jetzt schon eine Weile. Du liebst ihn nicht, warum also würdest Du ihn heiraten<br />
wollen? Niemand drängt Dich in eine Ehe, warum also denkst Du darüber nach?“<br />
„Weil... Tsa meinen Leib gesegnet hat.“<br />
Gunelde stand wie vom Donnerschlag gerührt.<br />
„Bitte sag es niemandem. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich muss doch auch an die Zukunft denken.<br />
Ein Kind <strong>von</strong> einem Dämonenpaktierer und Söldner Xeerans! <strong>Das</strong> würde selbst am Hof <strong>von</strong> Rommilys zerredet<br />
werden. Kannst Du Dir vorstellen, was passieren würde? <strong>Das</strong> wäre doch genau das, worauf die Feinde der<br />
Baernfarns, diese zwölfmal verfluchten <strong>von</strong> Rabenmunds auf dem Fürstenthron, warten. Die Ehre meiner Familie<br />
wäre völlig zerstört, man würde Raul im schlimmsten Fall seines Amtes entheben, der Familie sämtliche Titel<br />
aberkennen. Auch wenn ich nichts dafür kann, jeder würde mich eine Dämonenbuhle nennen, jeder würde sagen,<br />
dass die Baernfarns doch im geheimen den schwarzen Landen verbunden wären, und dass ich mich dem Pack<br />
freiwillig hingegeben hätte.<br />
Gar nicht auszudenken was wäre, wenn der intrigante Oppsteiner da<strong>von</strong> erfährt. Er würde die Geschichte noch<br />
weiter aufbauschen um sich dann dank seiner guten Kontakte zum Fürstenhof unsere Ländereien unter den Nagel<br />
zu reißen. Redenhardt versucht doch seit Jahren schon, uns um die Früchte unserer Arbeit zu betrügen. Sieh Dir<br />
doch nur an, was er aus dem Trutzbund gemacht hat. Aus einem Bund schwarzsichler Adeliger zum gemeinsamen<br />
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