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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Niemand vergräbt <strong>Gold</strong> im Dschungel und pflanzt dann einen Baum darüber. Hast du schon einmal versucht,<br />

einen Baum nicht nur zu fällen, sondern mit Stumpf und Stiel wieder auszugraben? Mit all seinen Wurzeln ? Mitten<br />

im Dschungel? Und dann noch ein Ungetüm wie einen Trommelbaum?"<br />

"Vielleicht hat diese Mirajida gehofft, den Schatz wieder ausgraben zu können, bevor der Trommelbaum<br />

ausgewachsen ist."<br />

"Nun, laut der Überlieferung - dem Märchen - hat sie eigens diesen Baum gewählt, weil er derart laute, überallhin<br />

hörbare Geräusche verursacht, wenn er zur vollen Größe ausgewachsen ist."<br />

"Wenn der Baum seine Wurzeln über das <strong>Gold</strong> geschlagen hat, ist es wenigstens vor unbefugten Zugriff sicher.<br />

Kein einfacher <strong>Maraskan</strong>er wagt es, einen Geisterbaum zu fällen, <strong>von</strong> den Mühen, denen er sich dabei unterziehen<br />

müsste, ganz zu schweigen."<br />

"Vielleicht. Fragt sich nur, woher das viele <strong>Gold</strong> stammen soll. Als Priesterin weißt du ja, dass ihr Diener der<br />

Göttlichen Zwillinge keine Reichtümer hortet."<br />

"Nun, wer sagt, dass es das <strong>Gold</strong> des Tempels war, das sie versteckt hat? Eine Priesterin ist eine Vertrauensperson,<br />

möglicherweise haben einige reiche Jerganer Mirajida ihr Geld anvertraut."<br />

"Um es dann im Dschungel unter einem Baum vermodern zu lassen? <strong>Das</strong> glaubst du selbst nicht."<br />

"Vielleicht sind die Besitzer im Krieg umgekommen - in der Katastrophe <strong>von</strong> Hemandu etwa oder bei der<br />

Einnahme der Stadt. Entweder haben sie die Garethjas aus der Liste der Anwesenden gestrichen oder sie sind mit<br />

Frumold ins Exil. Wenn es reiche Baruune waren, sogar sehr wahrscheinlich. Man nennt Jergan nicht umsonst die<br />

Tränenreiche."<br />

"Vielleicht, vielleicht! <strong>Das</strong> sind doch alles Spekulationen."<br />

"Spekulationen, die Euch mit ein wenig Wagemut ein Vermögen einbringen könnten. Bringt uns ins Tal der<br />

Glühwürmchen. Dann bergen wir gemeinsam den Schatz unter dem Baum und teilen ihn uns."<br />

"<strong>Das</strong> Tal der Glühwürmchen. <strong>Das</strong> ist tief im Landesinneren. Weiß der Bruderlose, wo genau es sich befindet.<br />

Helme Haffax Leute werden uns abschlachten. Nein, ihr habt uns schon genug Ärger bereitet. Ich sollte euch<br />

ertränken wie die Käfer, statt die Zeit mit einem solchen Geschwätz zu verschwenden. Sollen wegen euch auch<br />

noch meine übrigen Leute Schwester Tsa und Bruder Boron begegnen?"<br />

"Ich sagte ja, ein wenig Wagemut gehört schon dazu."<br />

"Wagemut, der sich nicht auszahlt. Genauso gut könnten wir die Schlafenden Schwestern in den Bergen suchen.<br />

Jeder in Sinoda würde mich auslachen, wenn er erfährt, das Vegsziber Sturmfeschij <strong>von</strong> Gipflak sich auf die Suche<br />

nach dem legendären Schatz im Tal der Glühwürmchen begeben hat. Die Leute würden sich fragen, ob ich zuviel<br />

<strong>von</strong> meinen eingelegten Rauschgurken genascht habe. Und das zu recht. . ."<br />

Meldorjin meldete sich mit einem Räuspern zu Wort: "Nun, etwas Wahres scheint an Alvans Rede schon dran zu<br />

sein. Du weißt, dass mein Vater Baruun ist... war. Er hat bei Jergan mit unserem geliebten König Frumold<br />

gekämpft. Ich habe <strong>von</strong> ihm eine ähnliche Geschichte gehört, in der es auch um einen Schatz ging. Nur soll es die<br />

Kriegskasse Frumolds gewesen sein, die <strong>von</strong> einer Offizierin der königlichen Wache und einem Mitglied des<br />

Eukolizana-Ordens vom Schlachtfeld <strong>von</strong> Hemandu geborgen und irgendwo in der Nähe vergraben worden ist."<br />

Der Schmugglerkapitän verdrehte die Augen: "Noch so eine Geschichte. Gütige Geschwister, es gibt Tausende<br />

da<strong>von</strong>. <strong>Das</strong> wird ja immer konfuser." Mit halbem Triumph wandte er sich Alvan zu, die gerade ihren Vater<br />

beruhigte, der wissen wollte, über was sie sich die ganze Zeit auf Marascano unterhielten. "Da hast du es. Ein<br />

Märchen widerspricht dem anderen. Auf diesen Kladj kann kein vernünftiger Mensch was geben. Latrinenkladj,<br />

nichts als Latrinenkladj."<br />

"Marajin, so soll der Mönch geheißen haben, und seine Begleiterin Mirajida. Er hat Frumolds Kriegskasse<br />

irgendwo im Regenwald vergraben und die ehemalige Kriegerin später geheiratet. Sie hatten einen Sohn namens<br />

Rurmanjinn und eine Tochter, die ebenfalls Mirajida hieß, und später Priesterin im Tempel <strong>von</strong> Jergan wurde.<br />

Marajins Schwägerin Xenjida war eine gute Freundin der Kusine meines Vaters, Sadidja, die hat ihm die ganze<br />

Geschichte erzählt. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich mir sicher, dass es in ihr um den Schatz im<br />

Tal der Glühwürmchen geht."<br />

"Marajin war der Name des Priesters? Doch nicht etwa Marajin <strong>von</strong> Tuzak?" Alvan war klar, dass dies ein<br />

Allerweltsname darstellte wie Alrik <strong>von</strong> Sturmfels. Dennoch, wenn irgendjemand etwas damit anfangen konnte,<br />

dann ein <strong>Maraskan</strong>er.<br />

"Ja, das könnte hinkommen", nickte Meldorjin. "Marajin stammte aus Tujiak. Kanntest du ihn etwa, Scheyhathjida<br />

Barnfanij?" Der Offizier sprach Alvans Priesternamen mit deutlicher Ehrfurcht aus.<br />

"Nicht persönlich" entgegnete diese ausweichend. Marajin <strong>von</strong> Tuzak, das war der Name des Priesters, dem Baron<br />

Alboran Sigismund <strong>von</strong> Friedwang-Glimmerdieck auf dem Weg nach Jergan begegnet war. Langsam begann der<br />

Kreis sich zu schließen. Marajin hatte offenbar den Schatz - die maraskanische Kriegskasse - zur letzten Ruhestätte<br />

des Barons gebracht, dort vergraben und darüber einen Trommelbaum gepflanzt. <strong>Das</strong> <strong>Gold</strong> gehörte dem<br />

maraskanischen König und Marajin musste klar gewesen sein, dass mit dessen baldiger Rückkehr nicht zu rechnen<br />

war. Die Wurzeln des Trommelbaums, der zum Gedeihen sehr viel Wasser benötigte, reichten tief, ein einziges<br />

unterirdisches Gewirr aus hartem, hölzernen Rankenwerk, das den Schatz neben dem gespenstischen Seufzen des<br />

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