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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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die Wache kümmern, Alrik oder Selbfried, warum sollte immer nur er sich um alles kümmern. Bei Firun, er war<br />

schließlich auch nicht mehr der jüngste mit seinen mittlerweile etwa fünfzig Wintern. So war schließlich auch er<br />

eingenickt. Alrik hingegen, der sich auf Odilon verlassen hatte, schlummerte seinerseits schon den Schlaf der<br />

Gerechten. Einzig der Inquisitor war noch wach und ging im Andachtsraum auf und ab und hielt Wache.<br />

Natürlich war Odilon nicht in der Lage, dauerhaft seine ganze Aufmerksamkeit dem Umfeld zu widmen. Aber<br />

vielleicht hätte er, oder auch Alvan oder Alrik, die allesamt schon Erfahrung im Dschungel hatten, die Veränderung<br />

bemerkt, die schleichend in der Geräuschkulisse des Dschungels <strong>von</strong>statten ging. Es war nach wie vor laut, auch<br />

nächtens kam die Grüne Hölle <strong>Maraskan</strong>s nicht zur Ruhe. Die Luft war erfüllt vom Zirpen der Grillen, vom<br />

Flattern und Schwärmen tausender Flügelpaare namentlich nicht bekannter Insekten, dem Paarungsruf der<br />

nachtaktiven Nuranpapageien und dem gelegentlichen Knacken im Unterholz wenn ein größeres Tier sich seinen<br />

Weg durch den Dschungel bahnte.<br />

Alvan hätte es wohl sofort gemerkt daß die Nuranpapageien leiser wurden und schließlich verstummten. Sie hätte<br />

gewusst das alle anderen lärmenden Tiere, Nachtschwärmer, Käfer, Kolibris und was sonst noch alles im<br />

Dschungel sein <strong>Das</strong>ein fristete, sich nicht an der Gegenwart der Zweibeiner störten, da sie <strong>von</strong> diesen nichts zu<br />

befürchten hatten. Allein die Nuranpapageien, die aufgrund ihrer prächtigen roten Federn, die die Haarbänder der<br />

<strong>Maraskan</strong>erinnen zierten, gerne gejagt wurden, verstummten. Ein <strong>Maraskan</strong>er hätte sofort gewusst dass sich<br />

irgendwo im Dschungel Menschen befanden. Odilon oder Alrik hätten das obschon nicht gewusst, so aber dennoch<br />

die Veränderung bemerkt und wären so zur Vorsicht veranlasst worden. Selbfried hingegen nahm allein wahr, dass<br />

die Geräusche im Wald nach wie vor in unveränderter Lautstärke anhielten und konnte daher auch nicht erahnen,<br />

dass draußen im Dschungel, gar nicht weit entfernt, Menschen versteckt waren. Daran lag es, dass Selbfried die<br />

Anwesenheit der <strong>Maraskan</strong>er erst bemerkte, als diese die Klause betraten und ihn mit einem Blasrohr bedrohten.<br />

„Ich grüße Euch in dieser Klause. Darf ich Euch einen Platz an unserem Feuer anbieten, vielleicht auch einen<br />

Schluck Wasser zum trinken?“ Selbfried hatte sich rasch <strong>von</strong> seiner Überraschung erholt. Seine freundlich<br />

klingenden Grußworte hatten einzig den Zweck, da sie kräftig gesprochen waren, seine Gefährten zu wecken.<br />

Einen lauten Alarmruf konnte er nicht ausstoßen, sonst hätte diese verwildert aussehende Gestalt aus dem<br />

Dschungel ihn wohl mit dem Blasrohr beschossen. Und seine drei Begleiter sahen nicht minder verwegen drein.<br />

Aber wer konnte schon etwas gegen freundliche Begrüßungsworte haben?<br />

Die vier Gestalten schienen zwar zu verstehen was der Inquisitor <strong>von</strong> sich gab, jedoch reagierten sie nicht darauf.<br />

Noch ehe Odilon und Alrik wirklich wach geworden waren hatten die Männer aus dem Dschungel die Waffen der<br />

Gefährten bereits eingesammelt. An Widerstand war jetzt nicht mehr zu denken.<br />

Immerhin, dachte Selbfried, wenn das hier ein Sanktuarium ist sind diese vier keine Paktierer der Dreckigen. Aber<br />

ob es ein so viel besseres Schicksal war, <strong>von</strong> herumtreibenden Gaunerbanden – letztlich waren die maraskanischen<br />

Rebellen ja auch nichts anderes, gefangen gehalten zu werden musste sich erst noch herausstellen. Sofern es<br />

überhaupt Rebellen waren und nicht einfache Straßenräuber, denn so sahen die vier für Selbfried eher aus.<br />

„Was macht ein Garethja, ein bruderloser Priester des Praios, in einem Tempel der Zwillinge?“ fragte einer der<br />

vier, offenbar der Anführer, nachdem sie die Waffen eingesammelt hatten<br />

„Was veranlasst Euch dazu zu glauben dass ihr so mit uns umspringen könnt? Wir sind einer mehr als ihr?“<br />

Selbfrieds Gegenfrage diente dem einzigen Zweck, die vier Dschungelkämpfern glauben zu machen dass sie<br />

tatsächlich nur zu fünft waren. So hatten Alvan und Sigismund vielleicht noch die Möglichkeit zu handeln.<br />

„Vielleicht sollte ich sagen, dass die Geschosse, die mein Freund Farjion verschießt, mit dem Gift des<br />

Gelbschwanzskorpions versehen sind. Sobald einer <strong>von</strong> Euch Schazzak´ Garethjas muckt werden die Garethjas<br />

ohne ihren priesterlichen Beistand kämpfen müssen, Hochwürden.“ <strong>Das</strong> ´Hochwürden´ hörte sich irgendwie<br />

verächtlich an.<br />

„Vielleicht solltet ihr aber auch bedenken dass wir gar nicht Eure Feinde sind“ mischte sich Odilon ein, der sich<br />

den Schlaf aus den Augen gerieben hatte und sich selbst verfluchte über seine Nachlässigkeit. Man hätte ja<br />

wenigstens die Tür zum Tempelraum <strong>von</strong> innen verkeilen können, aber nicht einmal daran hatte er gedacht.<br />

„Aha, weil also jetzt die Haffaxijas uns seit ein paar Jahren tyrannisieren sind die Garethjas auf einmal unsere<br />

Freunde, oder wie ist das jetzt? Wir haben die drei Jahrzehnte Eurer Tyrannei nicht vergessen, Garethjas!“<br />

Innerlich atmete Odilon auf. Die vier waren Rebellen und keine Straßenräuber. Die Möglichkeiten, dies hier auf<br />

friedlichem Weg zu klären standen also nicht schlecht. Alvan stand gewiss schon im Nebenraum lauschend an der<br />

Tür und würde im richtigen Moment eingreifen. Schließlich zollten die Rebellen einer Priesterin der Zwillinge<br />

Respekt.<br />

„Tyrannei? Wir haben Euch drei Jahrzehnte lang ermöglicht in Frieden zu leben und die praiosgewollte Ordnung<br />

zu genießen anstatt Euch in Kleinkriegen und ständigen Scharmützeln, Meuchelmorden und anderen Querelen<br />

selbst zu zerfleischen“ ereiferte sich der Inquisitor.<br />

„Hochwürden, ich bitt´ Euch...“ wollte Odilon den Eifer des Praiosgeweihten unterbrechen.<br />

„Habt ihr vergessen dass in den Jahren zuvor kein <strong>Maraskan</strong>ischer Regent in Frieden alt geworden ist, dass ein<br />

jeder dahingemeuchelt wurde? Ihr solltet uns dankbar sein für dreißig Jahre Frieden auf <strong>Maraskan</strong>.“<br />

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